Merz rechnet mit Merkels Europapolitik ab
Wie geht es eigentlich mit der “Europapartei” CDU weiter? Von der neuen Chefin AKK hat man noch nichts gehört, der prominenteste deutsche Europaabgeordnete Brok wird in die Wüste geschickt. Aber jetzt traut sich einer aus der Deckung – und rechnet mit Merkels Europapolitik ab.
Die Rede ist von Friedrich Merz, dem Favoriten von W. Schäuble und G. Oettinger, der beim CDU-Parteitag nur knapp an AKK scheiterte. In einer Rede hat er nun mit der Europapolitik von Kanzlerin Angela Merkel abgerechnet.
“Und dann dürfen wir uns über das Bild des hässlichen Deutschen in vielen anderen Ländern Europas nicht wundern.”
Kritik äußerte Merz auch am Merkel-Kurs in der Eurozone.
“Wir profitieren im Augenblick von einer Geldpolitik der Europäischen Zentralbank, die die Mehrheit der Deutschen zwar so nicht will, die im Ergebnis aber dazu führt, dass wir eine Währung haben, die für unsere Volkswirtschaft gegenwärtig zu schwach ist und gleichzeitig für fast alle anderen in der Europäischen Union immer noch zu stark.”
Davon würden die deutschen Exporte in hohem Maße profitieren. “Wenn es so ist, dann müssen wir einen überproportionalen Beitrag leisten für den Fortbestand der Europäischen Union“, forderte Merz.
Er bedauere es deshalb, dass es nicht gelungen sei, dem französischen Präsidenten Macron eine konstruktive Antwort auf dessen EU-Reformvorschläge zu geben.
Nun ist es wohl zu spät – Macron steht mit dem Rücken zur Wand, Deutschland droht eine Rezession und die Eurozone steht vor ihrer nächsten Krise…
Siehe auch “Wo Merz Recht hat” und “Kohl wollte ein anderes Europa”
Winston
13. Januar 2019 @ 20:27
“Wir profitieren im Augenblick von einer Geldpolitik der Europäischen Zentralbank, die die Mehrheit der Deutschen zwar so nicht will, die im Ergebnis aber dazu führt, dass wir eine Währung haben, die für unsere Volkswirtschaft gegenwärtig zu schwach ist und gleichzeitig für fast alle anderen in der Europäischen Union immer noch zu stark.”
Merz meinte wohl Euro-Zone.
Schweden, UK “noch”, Ungarn, Polen sind in der Europäischen Union haben aber eine eigene Zentralbank und eine eigene Währung.
Dänemark auch, aber die Dänische Währung hat ein PEG zum Euro. Immerhin hat Dänemark eine eigene Zentralbank und ist nicht von der EZB abhängig.
Unter so unterschiedlichen Volkswirtschaften ist es unmöglich eine gemeinsame Geldpolitik zu betreiben, die EZB ist deshalb völlig überflüssig. Die EZB ist ein Machtorgan der den Staaten vorschreibt was zu tun ist, folgen die Staaten nicht, wird einfach gedroht den Geldhahn zuzudrehen, wie in Griechenland 2015. Sowas passiert nirgends in Welt. Die EZB ist ein Verbrechersyndikat.
Wenn Griechenland 2010 eine eigene Währung gehabt hätte, dann hätte Griechenland massiv abgewertet und die Gläubiger in die Röhre geschaut.
Die Griechische Zentralbank hätte interveniert und Griechenland wäre innerhalb von 2-3 Jahren aus der Krise raus gewesen.
Der Euro ist ein Verrücktes Projekt. Es kann und wird nicht funktionieren.
Das war schon vielen namhaften Ökonomen klar, bevor der Euro eingeführt wurde.
Der Hauptgrund der Probleme Frankreichs und der Proteste der Gilet Jaune haben einen namen: EURO. Ob nun ein Macron an der Macht ist oder ein Melechon oder eine Le Pen ist egal. Werden sie dieses Problem nicht anpacken, wird und kann sich nix ändern. Frankreich muss die Reformen durchführen (innere Abwertung) Kürzungen am Welfare und Löhne will es nicht weiter an Wettbewerbsfähigkeit verlieren.
Ein Cul de Sac, wie man in Frankreich sagt.
wolfgang Cejda
12. Januar 2019 @ 09:12
Merz Wunderbar ist ja auch eine Mogelpackung, machen wir uns nichts vor.
Peter Nemschak
12. Januar 2019 @ 10:24
An der wirtschaftlichen Logik und am Prinzip der Subsidiarität kommt auch Merz nicht vorbei. Solidarität ohne nationale Verantwortung für national getroffene Entscheidungen wird nicht funktionieren.
Baer
12. Januar 2019 @ 08:44
Auf -und abwerten einer Währung ist das A und O einer Wirtschaftsunion mit unterschiedlichen Dynamiken.Aber das scheint im Volkswirtschftsstudium nicht mehr vor zu kommen.Die,die es wissen müssen,haben es verdrängt oder vergessen.
So sieht die Realität aus.
Merz ist übr.igens Anwalt und kein Ökonom.
ebo
12. Januar 2019 @ 10:14
Als “Blackrocker” versteht er was von Ökonomie und von der Weltwirtschaft, im Gegensatz zu Merkel und Schäuble…
Georg Soltau
12. Januar 2019 @ 18:54
Hallo ebo, was bitte hat Blackrock = Vermögensverwaltung mit Okonomie = Volkswirtschaft zu tun ?
ebo
12. Januar 2019 @ 20:01
Sehr viel. Sie halten Anteile der wichtigsten Firmen, auch in Europa, und versuchen, die Rendite zu maximieren. Dafür müssen sie die Wirtschaft genau beobachten. Ich bin kein Blackrock – Fan, aber das ist ihr Geschäftsmodell
Georg Soltau
13. Januar 2019 @ 16:31
Hallo ebo, danke für die Antwort. Teile Ihre Meinung über diese Geschäftsmodell, aber dieses ist doch rein “privatwirtschaftlich” im Interesse der Anlager. Volkswirtschaftlich im Wohle aller zu handeln widerspricht diesem Geschäftsmodell. Darum sind auch Zweifel an den Fähigkeiten des Herrn Merz für das Gemeinwohl durchaus angebracht.
ebo
13. Januar 2019 @ 16:41
Ja, das sehe ich auch so. Dennoch bleibt seine Analyse des Merkel’schens Versagens in der Europapolitik im Kern richtig.
Georg Soltau
14. Januar 2019 @ 14:43
Hallo ebo, die Analyse des Versagen Merkels in der EU ist richtig, aber um das nochmals festzustellen muss nicht unbedingt Herr Merz aus der politischen Versenkung auferstehen; übrigen hat auch Schäuble seinen Anteil an diesen Versagen und wenn er und Merz sich jetzt aufplustern, tun sie dieses um für Ihrer verletzte Eitelkeit ein Ventil zu schaffen, denn sie meinen man habe sie undankbar behandelt, der eine weil er eine Wahl gegen Merkel verloren hat, der andere weil sein loyales Verhalten nicht rechtzeitig mit einem adäquaten Amt belohnt wurde.
Michelle
11. Januar 2019 @ 22:55
Um ehrlich zu sein, ist das tatsächlich das erste mal, dass ich dem eigentlich neoliberalen Merz zustimmen muss… Das kommt sonst nicht vor! Aber bei der Einschätzung von Merkels Europapolitik liegt er richtig…
ebo
11. Januar 2019 @ 23:02
Ja, das geht mir ähnlich. Wenn man bedenkt, dass Merz von EU-Kommissar Oettinger und dem “großen Europäer” Schäuble unterstützt wird… sehen Merkel und AKK plötzlich richtig antieuropäisch aus 🙂
Peter Nemschak
11. Januar 2019 @ 21:39
Was wäre Merzens konstruktive Antwort auf Macrons EU-Reformvorschläge? Wenn er Merkel kritisiert, meint er in Wirklichkeit KK, die für Kontinuität nach Merkel steht.
ebo
11. Januar 2019 @ 21:46
Die Alternativen hat Merz doch längst benannt, u.a. in der “Zeit”, siehe auch hier