Merkels “Victory Tour”

Wer hätte das gedacht? Vier Jahre, nachdem sie Griechenland beinahe aus dem Euro geworfen hätte, ist Kanzlerin Merkel nun auf “Victory Tour” in Athen. So nennt der “Guardian” den zweitägigen Trip – die Realität sieht etwas anders aus.

Denn von einem “Sieg” über die Schuldenkrise kann keine Rede sein. Die griechische Wirtschaft wächst zwar wieder – doch viel zu langsam, um die enormen, vom Austeritätskurs mit verursachten Probleme zu lösen.

Auch die Flüchtlingskrise ist keinesfalls beigelegt. 2016 hat Merkel über die Köpfe der Griechen hinweg mit dem türkischen Premier Erdogan verhandelt. Die Folgen sind noch heute aufs Lesbos zu besichtigen.

Kurze Lagebeschreibung der “Ärzte ohne Grenzen”:

Seit dem maßgeblich von Angela Merkel verhandelten EU-Türkei-Abkommen im März 2016 sitzen Tausende Geflüchtete in den EU-Hotspots auf den griechischen Inseln fest. Das für 3.100 Personen ausgelegte Lager Moria ist derzeit mit 5.700 Menschen überfüllt, darunter 1.800 Kinder. Ärzte ohne Grenzen fordert, alle Kinder und verletzlichen Personen umgehend in angemessene Unterkünfte auf dem Festland und in anderen EU-Staaten zu evakuieren.

Die Helfer haben auch einen offenen Brief zur Lage im EU-Lager Moria verfasst – mit dem dringenden Appell, das Lager zu besuchen und den Menschen zu helfen.

Doch all das dürfte Merkel kaum scheren. Ihr geht es vor allem darum, die jahrelange Eiszeit mit Athen zu beenden und Premier Tsipras zur (vorläufigen) Beilegung des Namensstreits um Mazedonien zu gratulieren.

Denn nun kann Mazedonien “endlich” der Nato und eines Tages auch der EU beitreten. Es geht um Geopolitik und die Konsolidierung deutscher Macht auf dem Balkan – das ist schon mal eine Reise wert…

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P.S. Merkels Parteifreunde von der Nea Dimokratia (EVP) sind übrigens gegen den Mazedonien-Deal. Vielleicht war es auch deshalb so wichtig, Tsipras endlich mal einen netten Besuch