Merkel verspricht Erdogan mehr Geld – doch die Spannungen halten an

Wie reagiert die EU auf die Erpressungsversuche von Sultan Erdogan? Wir wissen es immer noch nicht. Eine Videokonferenz mit Kanzlerin Merkel und Präsident Macron brachte kein klares Ergebnis. Derweil halten die Spannungen an der EU-Grenze an.

Ist das die neue europäische Geopolitik nach dem Brexit? Schon zweimal haben sich nun EU-Politiker mit Erdogan unterhalten, beim zweiten Mal wurde sogar der britische Premier Johnson hinzugerufen. Dabei hat er mit der Flüchtlingskrise an der EU-Außengrenze nichts zu tun.

Doch Ergebnisse wurden nicht bekannt. Wer die dürren Berichte in türkischen, deutschen und französischen Medien nach der jüngsten Videoschalte liest, stellt lediglich fest, dass jede Seite ihre eigene Version hat. Und dass da nichts zusammenpasst.

Folgt man den deutschen Medien, so haben Merkel und Macron dem Sultan neue Hilfen zugesagt. Doch wie hoch die ausfallen sollen, wird nicht gemeldet. Und ob sie für “humanitäre Hilfe” in Syrien oder für Flüchtlinge in der Türkei bestimmt sind, ist auch unklar.

Auch die entscheidende Frage der Konditionierung bleibt offen. Soll Erdogan das Geld im Rahmen eines “Flüchtlingsdeals 2.0” bekommen – oder wird der Merkel-Deal neu verhandelt? Muß die Türkei für Ruhe an der Grenze zur EU sorgen, oder verhandelt man auch so weiter?

Wir wissen es nicht. Klar ist nur, dass Erdogan seine hybride Kriegsführung fortsetzt. So wurden kurz nach der Videokonferenz neue Zwischenfälle an der Grenze zur Türkei gemeldet.

Etwa 500 Migranten versuchten, den Grenzzaun auf griechischer Seite nieder zu reißen. Dabei seien von türkischer Seite Tränengasgranaten und Steine auf die Beamten der griechischen Polizei und der Grenzschutzagentur Frontex geschleudert worden, berichtete das griechische Staatsfernsehen.

Zudem streuen Erdogan-nahe Sender seit Tagen die wildesten Gerüchte über die Coronavirus-Pandemie. Mal sollen Türken gegen das Virus immun sein, mal geht die Pandemie auf eine jüdische Verschwörung zurück. Und immer ist Häme über die Krise in EUropa dabei.

Doch dagegen sagt die EU nichts. Sie beschäftigt sich lieber mit angeblicher Desinformation aus Russland. Im neuesten “EU vs Disinfo-Report” wird wieder der Kreml beschuldigt – von Erdogan und seinen Lügenmärchen kein Wort…

Siehe auch “So einseitig kämpft Brüssel gegen ‘Desinformation'”

P.S. Erdogan kündigt die Schließung der türkischen Grenze zur EU an – angeblich wegen Corona. Oder hat der Druck der Europäer doch gewirkt?