Wut auf die Krisenmanagerin

Die Bürger sind verunsichert, die Wirtschaft läuft Sturm – und die EU-Partner fühlen sich verschaukelt: Mit ihren jüngsten Entscheidungen riskiert Kanzlerin Merkel den Nimbus der erfolgreichen Krisenmanagerin.

Es begann mit der Entscheidung, den Grenzwert (Inzidenz) für Lockerungen beim Lockdown von bisher 50 auf nunmehr 35 zu senken. Trotz zahlreicher Auftritte im Fernsehen schaffte es Merkel nicht, diese Kehrtwende überzeugend „rüberzubringen“.

Dann kam die Abriegelung der Grenzen zu Tirol, Tschechien und der Slowakei. Seither steht halb EUropa kopf. Auch die deutsche Industrie ist sauer – sie fürchtet die Unterbrechung ihrer Lieferketten. Schon in ein paar Tagen könne es zu Problemen kommen.

Und nun auch noch der „Frustgipfel“ in Berlin: Laut „dpa“ herrschen Frust und Verzweiflung, weil staatliche Hilfen nur langsam fließen – und es in besonders gebeutelten Branchen wie dem Gastgewerbe und dem Tourismus keine Perspektive für Öffnungen gibt.

All das kratzt am Image der erfolgreichen Krisenmanagerin – genau wie das Impfdebakel, das Merkel gemeinsam mit Kommissionschefin von der Leyen verantwortet. Sieben Monate vor der Bundestagswahl bläst der Kanzlerin der Wind ins Gesicht.

Noch kann sie sich hinter Innenminister Seehofer und Wirtschaftsminister Altmaier verstecken. Doch die Einschüsse kommen näher, das Vertrauen in die Corona-Politik der Bundesregierung sinkt. Auch auf EU-Ebene gerät Merkel in die Defensive.

Beim EU-Krisengipfel am 25. Februar könnte es zum Schwur kommen. Wenn Merkel bis dahin nicht die Kurve kriegt und die deutschen Alleingänge bei den Grenzschließungen beendet, droht Streit…

Siehe auch „Machtprobe zwischen Brüssel und Berlin“

P.S. Auch die potentiellen Merkel-Nachfolger Laschet und Söder müssen Federn lassen. Söder schmiert in den Umfragen ab, Laschet gerät wegen Kritik an der neuen 35-Inzidenz in die Schußlinie. Das ist erstaunlich, schließlich ist seine Kritik berechtigt. Doch die Medien halten im Zweifel zu Merkel – wie seit Jahren üblich…