Macrons autoritärer Stil spielt Le Pen in die Hände

In unserer Sommerserie greifen wir die wichtigsten europapolitischen Themen dieses Jahres auf – und fragen, was daraus geworden ist. Teil 8: Macrons Fehler spielen Le Pen in die Hände.

Repost vom 28. Februar 2021 – Aktuelle Ergänzungen und Kommentare sind kursiv markiert.

Frankreichs Präsident Macron muß um seine Wiederwahl 2022 zittern. Viele Wähler der Linken denken nicht daran, ihm bei einer Stichwahl gegen die Nationalistin Le Pen ihre Stimme zu geben.

Dies berichtet die linksliberale Tageszeitung “Libération”. “Ich habe mich ihr schon einmal in den Weg gestellt”, heißt es auf der Titelseite. “Diesmal ist Schluß.”

Gemeint ist die Stichwahl. In Frankreich rechnet man damit, dass Macron im 2. Durchgang – wie schon 2017 – auf Le Pen treffen wird. Vor vier Jahren hat er gewonnen – nicht zuletzt dank der Stimmen der Linken.

Doch sein neoliberaler und zunehmend autoritärer Kurs macht Macron für viele ehemalige Wähler der Sozialisten, Grünen oder Kommunisten unwählbar. “La France insoumise” macht ohnehin nicht mit.

Der Libé-Titel sorgte für lebhafte Debatten. In Brüssel verdrängt man das Thema lieber. Dabei wäre die EU wohl am Ende, wenn Paris von der EU-Gegnerin Le Pen regiert würde…

UPDATE: Bei den Regionalwahlen in Frankreich erlebte der rechtspopulistische Rassemblement National Anfang Juli eine schwere Schlappe. Le Pen ist aber noch längst nicht aus dem Rennen. Denn Präsident Macron hat mit seiner Ausweitung der Impfpflicht und seiner Zweckentfremdung des Impfpasses viele Franzosen gegen sich aufgebracht. Die Protestbewegung gegen diese umstrittenen Maßnhmen reißt nicht ab; auch an diesem Wochenende waren wieder Zehntausende auf den Straßen. Die anhaltende Unzufriedenheit könnte Macron bei der Präsidentshaftswahl im Mai 2022 wichtige Stimmen kosten. Der autoritäre Regierungsstil erlaubt es Le Pen sogar, aich als Verteidigerin der Freiheit zu präsentieren…