Macron träumt von Kohls Europa

Nun hat auch Frankreichs liberaler Favorit Macron sein Programm für die Präsidentschaftswahl vorgelegt. Er strebt einen „radikalen Umbau“ Frankreichs an – doch in Europa wirkt er altbacken.

Weitere Lockerung der 35-Stunden-Woche, neue Reform des Arbeitsmarkts, x-te Rentenreform: Der Liebling der Medien setzt die erwartbaren liberalen Schwerpunkte. Dafür ist ihm Beifall aus Berlin sicher.

Weniger klar ist das bei Macrons Programm zur Außenpolitik. Zwar übt sich der parteilose Jungstar nicht im EU- und Deutschland-Bashing, wie fast alle anderen Präsidentschafts-Kandidaten.

Doch er will zurück zum guten alten deutsche-französischen „Motor“, der „im Zentrum des europäischen Reaktors“ stehen soll. Welcher Motor, welcher Reaktor, fragt man sich – das ist doch längst vorbei.

Die EU ist schon längst keine Kraftmaschine mehr, selbst Deutschland ist keine „Lokomotive“, trotz Exportrekord ist das Wachstum nur durchschnittlich. Und Kanzlerin Merkel führt nicht, sie bremst.

Offenbar träumt Macron von längst vergangenen Zeiten, vom Europa Kohls und Mitterrands. Um dorthin zu gelangen, will er „die Glaubwürdigkeit Frankreichs“ wiederherstellen.

Doch das ist Wunschdenken. Kohl und Mitterrand wollten eine Politische Union zwischen Berlin und Paris. Sie glaubten, der Euro würde die EU-Länder ein für allemal zusammenschweißen.

Heute wissen wir, dass der Euro Europa auseinander reisst. Und das ist keine Frage der „Glaubwürdigkeit“ Frankreichs – sondern der deutschen Regeln, an denen schon Präsident Hollande gescheitert ist…