London rechnet mit Grexit
Noch bevor der griechische Premier Tsipras sein Regierungsprogramm vorgelegt hatte, bereitete sich Großbritannien bereits auf den “Grexit” vor. Dies meldet der “Guardian”:
The British chancellor George Osborne admitted the UK had already embarked on contingency plans in preparation for a Greek exit from the single currency. “This stand-off between Greece and the eurozone is increasing the risks every day,” he told the BBC’s Andrew Marr show on Sunday, adding that Athens’ departure from the bloc would not only send European financial markets into a tailspin, but cause “real ructions” in the UK.
Diese Meldung dürfte nicht nur Märkte, sondern auch Euroland erschüttern. Schließlich tut man in Brüssel und Berlin noch so, als hinge alles nur von Tsipras ab.
In Wahrheit sind die Würfel wohl längst gefallen. Die Krise, in die Griechenland nach der Wahl gerutscht ist, hat alle Attribute einer perfekt inszenierten Falle.
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Tim
10. Februar 2015 @ 09:20
@ ebo
Tja, Griechenland hat den Euro-Bedingungen damals zugestimmt, wie alle anderen auch. Und Unterstützung gibt es nur gegen Bedingungen, das ist ja wohl selbstverständlich. In dieser Situation auf “Selbstbestimmung” zu pochen, bedeutet nichts anderes als: Liebes Resteuropa, wir wollen Unterstützung ohne Bedingungen. Absurd und sehr weit weg von irgendeiner akzeptablen Realität. Ich glaube auch nicht, daß der clevere Tsipras das wirklich selbst so glaubt. Du?
Im Prinzip wirfst Du Schäuble also vor, daß Griechenland damals keinen definierten Ausstiegsprozeß in das Euro-System hineinverhandelte. Ich bin ja weiß Gott kein Schäuble-Fan, aber aber das ist ein so bizarrer Gedankengang, daß ich ihn ausnahmsweise mal in Schutz nehmen muß.
ebo
10. Februar 2015 @ 09:47
Nö. Wie Du in diesem Blog nachlesen kannst, halte ich Schäuble & Co. vor, dass sie uns seit über einem Jahr im Unklaren darüber lassen, wie es mit GR weitergehen soll. Schon bei der Europawahl wurden wir im Unklaren gehalten – dabei hätte dies das zentrale Thema sein müssen!
Tim
10. Februar 2015 @ 10:03
@ ebo
Übrigens hat zumindest Margaret Thatcher schon 1993 niemanden im Unklaren gelassen:
“We had arguments which might persuade both the Germans – who would be worried about the weakening of anti-inflation policies – and the poorer countries – who must be told that they would not be bailed out of the consequences of a single currency, which would therefore devastate their inefficient economies.”
Diese bösen, bösen Neoliberalen … Glauben einfach immer an die Realität, tz, tz.
Tim
9. Februar 2015 @ 22:05
Was soll daran “inszeniert” sein? Der Wähler hat sich doch recht eindeutig für diese “Falle” entschieden, wie Du es nennst. Niemand kann behaupten, Tsipras hätte mit seinem Programm hinterm Berg gehalten. Oder werden Deiner Meinung nach jetzt auch schon die griechischen Wähler von Merkel fremdbestimmt?
Man kann es auch so sehen, wie es ist: Das bislang rein politische Projekt “Euro” wird nun – endlich – nach wirtschaftlichen Kriterien beurteilt. Leider 15 Jahre zu spät. Ein Grexit wäre ein guter Tag für Europa.
“Stirbt der Euro, stirbt Europa”, dieser Propaganda-Bullshit hatte nie Gültigkeit.
ebo
9. Februar 2015 @ 23:11
@Tim
Wann LIEST Du endlich mal meine Posts? Schon Samaras wollte keine Verlängerung des “Hilfs”-Programms. Das Ablaufdatum 28.2. ist willkürlich gewählt – mit dem Zweck, die neue Regierung (egal welche) unter Zugzwang zu setzen. Der 11.2., den die EZB wählte, ist einen Tag vorm EU-Gipfel und macht auf alle Druck. IN EINER DEMOKRATIE HÄTTE DIE NEUE REGIERUNG 100 TAGE ZEIT, ihr Programm zu beschließen und vorzulegen. In der EU-Bürokratie sind es nicht mal 10.
Tim
10. Februar 2015 @ 08:44
@ ebo
Das konkrete Programm der griechischen Regierung ist doch völlig egal. Tsipras hat die Grundlinien sehr deutlich benannt. Wenn er das wirklich durchzieht, heißt das Grexit. Da muß man keine Details kennen.
Also gibt es nur zwei Deutungsmöglichkeiten: Entweder Tsipras pokert – dann ist die Beschleunigungsstrategie der EU sinnvoll. Oder er meint es ernst – dann ist es ebenfalls sinnvoll, das Unvermeidliche so schnell wie möglich zu erledigen.
Du bist offenbar aber der Meinung, Tsipras hätte im Wahlkampf abgebrüht gelogen und würde demnächst ein ganz anderes Regierungsprogramm vorstellen, mit dem alles gut wird?
ebo
10. Februar 2015 @ 09:01
@Tim
Nein, ich bin der Meinung, dass Samaras im Kern dasselbe wollte wie Tsipras: raus aus Schäubles “Hilfs”-Programm, weg mit der Troika, endlich wieder Selbstbestimmung. Erst hat Schäuble Samaras gedemütigt, nun ist wohl Tsipras dran. die Frage ist nur, ob diese S…ei mit einem großen Knall endet, und wo dann der Schwarze Peter bleibt….
GS
9. Februar 2015 @ 00:15
Nunja, ich gehe fest davon aus, dass alle schon seit Jahren entsprechende Pläne in den Schubladen haben. Alles andere wäre grob fahrlässig (was nicht heißt, dass es auszuschließen wäre).