Liberaler “Meltdown”: Sunak fällt als erster
Bei der Wahl in Großbritannien hat Premier Sunak wie erwartet eine historische Klatsche erhalten. Nun richten sich alle Augen auf Frankreich.
Laut Nachwahl-Befragungen am Donnerstag kann die Labour-Partei mit 410 der 650 Sitze im Unterhaus rechnen. Parteichef Keir Starmer wird damit nächster Premierminister.
Die regierenden Tories landen abgeschlagen bei 131 Sitzen – das schlechteste Ergebnis ihrer Geschichte. Premierminister Rishi Sunak ist abgewählt, die Tories verlieren nach 14 Jahren die Macht.
Sie sind nicht zuletzt am Brexit und seinen Folgen gescheitert. Die Tories hatten nach dem Austritt aus der EU wahre Wunder versprochen, stattdessen hat sich die Lage in UK verschlechtert.
Die Folge ist ein politischer “Erdrutsch”, wie die Agenturen schreiben. “Politico” spricht sogar von einem “Blutbad”.
Doch dies war wohl nur der erste Akt des liberalen “Meltdown”. Nun richten sich alle Augen auf Frankreich, wo am Sonntag die entscheidende Stichwahl stattfindet.
Angst in Frankreich
Dort hat sich die Lage etwas entspannt. Nachdem sich in wackligen Wahlkreisen viele Kandidaten zurückgezogen haben, um die Stimmen zu bündeln und die Nationalisten zu stoppen, dürften diese wohl keine absolute Mehrheit in der neuen Nationalversammlung erringen.
Allerdings könnte Frankreich unregierbar werden. Die liberale Bewegung von Präsident Macron hat schon im ersten Wahlgang verloren, eine neue stabile Mehrheit zeichnet sich nicht ab.
Zudem fürchtet die – scheidende – Regierung offenbar Unruhen. Sie will daher 30.000 Polizisten mobilisieren – in Frankreich geht die Angst um…
Siehe auch Der liberale “Meltdown”
P.S. Kleiner Nachtrag zur Wahl in UK: Labour hat gar nicht so stark hinzugewonnen, wie die Sitzverteilung suggeriert. Ex-Labour Chef Corbyn ist wiedergewählt worden. Und der Ex-Brexiteer Farage ist erstmals ins Parlamnt eingezogen, wo er nun den Tories den Garaus machen will…
Arthur Dent
5. Juli 2024 @ 14:21
“In Frankreich geht die Angst um” – beim Wähler?
Unregierbar? Niemand mehr bereit, sich vom Volk füttern zu lassen?
exKK
5. Juli 2024 @ 15:54
Ein Volk, das derart wählt, hat es nicht verdient, regiert zu werden 😉
Skyjumper
5. Juli 2024 @ 14:01
Nach weiteren Zahlen (nur 2 1/2 Stunden später) hat Labor überhaupt nicht mehr hinzugewonnen, sondern in Prozenten sogar verloren. Die Berichterstattung in den Presseblättchen ist daher mal wieder unangemessen ideologisch geprägt.
Die wahren Gewinner der Wahlen sind die Greens, und Reform. 14,3 % im ersten Anlauf muss man erst einmal hinlegen.
Ohne das, aus deutscher Sicht, sehr spezielle Mehrheitswahlrecht (the winner takes it all) hätten Labor und Lib‘s ein stabiles Ergebnis aufzuweisen. Nicht mehr nicht weniger.
Die Konservative Seite hat sich mehr oder weniger schlicht auf numehr 2 Parteien aufgeteilt, und dabei (erstaunlich wenig) Prozente abgegeben wenn man sich ansieht was die Tories in ihren letzten 14 Jahren so alles versaut haben.
Unterm Strich würde ich es so bewerten, dass die Polarisierung auch in GB weiter voranschreitet.
Helmut Höft
5. Juli 2024 @ 10:57
*hihi* Und der Ex-Brexiteer Farage ist erstmals ins Parlamnt eingezogen, wo er nun den Tories den Garaus machen will… Der Teufel treibt den Beelzebub aus, wenn das nicht mal ’ne Idee ist! Ich frage mich, was Wähler so denken? Weiß der was von irgendwas? Man kann Zweifel anmelden.
Michael
5. Juli 2024 @ 10:30
Und Corbyn hatte – obwohl er seinerzeit die Wahl verlor – einen höheren Stimmenanteil als jetzt Keir Starmer.
exKK
5. Juli 2024 @ 11:49
Ja, das ist so beim Mehrheitswahlrecht… da muss man gar keine Wahl landesweit gewinnen, um die Regierung stellen zu können. Und Minderheitenvertreter fallen dabei erst recht völlig unter den Kabinettstisch.
Ich denke, bei einem reinen Mehrheitswahlrecht wäre ich hier schon lange Nichtwähler.
Pjotr
5. Juli 2024 @ 13:46
Besagter Starmer bewirkte mit intriganten/unlauteren Mitteln den Sturz von Corbyn. Seitdem steht Starmer – bei mir zumindest – auf dem Index.