Kriegsangst am Golf – für die EU kein Thema
US-Präsident Donald Trump hat einen Militärschlag gegen den Iran nach eigenen Angaben in letzter Minute gestoppt. Nun herrscht Kriegsangst am Golf – doch für die EU ist das kein Thema.
“Es gab keinen Grund, dazu ein Statement herausgeben”, sagte EU-Ratspräsident Donald Tusk nach dem EU-Gipfel am Freitag. Manchmal sei es besser, die Lage zu beobachten und vornehm zu schweigen.
Auch Kanzlerin Angela Merkel hielt sich bedeckt. Die außenpolitischen Berater hätten die Krise am Rande des Gipfels verfolgt, sagte sie. Die Chefs wollten sich damit aber nicht befassen.
Das verwundert, wenn man bedenkt, daß die EU mit Iran immer noch ein Atomabkommen hat und verspricht, das Iran-Geschäft trotz amerikanischer Drohungen aufrecht zu halten.
Wenn es zum Krieg kommt, könnte die EU all das vergessen. Doch für mehr als ein paar wohlfeile Forderungen nach einer “politischen Lösung” hat es beim Gipfel nicht gereicht.
Dabei betonen Merkel & Co. doch sonst bei jeder Gelegenheit, man wolle bei “großen Dingen groß” sein und endlich “weltpolitikfähig” werden.
Die Außenpolitik ist sogar ein Schwerpunkt in der “Strategischen Agenda”, die der Gipfel beschlossen hat. Doch wenn es ernst wird, kneift die EU den Schwanz ein…
Siehe auch “Fünf Gründe warum die EU nicht weltpolitikfähig ist”
Peter Nemschak
22. Juni 2019 @ 08:26
@Rudi Ehm Die EU ist in erster Linie eine Interessensgemeinschaft und für den Frieden auf ihrem Territorium und ihrer Nachbarschaft verantwortlich. Sollte der Iran allerdings mit der Atomanreicherung fortfahren, wird sich die EU im eigenen Interesse den Sanktionen der USA nolens volens anschließen müssen. Die Hauptlast der Zerstörung des iranischen Atom- und Raketenprogramms werden sich die USA gemeinsam mit Israel vornehmen müssen. Das Friedensprojekt EU ist kein Selbstzweck.
Tim Timeless
26. Juni 2019 @ 00:39
@Peter Nemschak
> Die Hauptlast der Zerstörung des iranischen Atom- und Raketenprogramms werden sich die USA gemeinsam mit Israel vornehmen müssen
Bin ich mit einverstanden, wenn gleichzeitig Russland und der Iran die Zerstörung des israelischen Atom- und Raketenprogramms durchführen können. Ich bin sicher, dass die Hamas gerne mithelfen würde.
Peter Nemschak
21. Juni 2019 @ 18:21
Trump wird sich von der EU von seinen Plänen, so er welche hat, von der EU nicht abbringen lassen. Warum soll die EU auf jede Aktion des unberechenbaren Trump reagieren?
ebo
21. Juni 2019 @ 21:52
Zu gut deutsch : Trump kann machen was er will, die EU spielt eh keine Rolle.
Rudi Ehm
22. Juni 2019 @ 08:29
Was man bei den Nichtreaktionen natürlich nicht aus dem Auge verlieren darf ist, dass die EU eine Friedensunion ist.
Peter Nemschak
22. Juni 2019 @ 08:38
Die EU muss sich auf wenige wichtige Dinge konzentrieren, nicht jede eingesprungene Sitzpirouette von Trump mit einem Doppelaxel beantworten. Wenn Trump sich unbedingt mit dem Iran anlegen will, dann soll er es alleine versuchen. Viel Glück dabei. Im Hintergrund Handelsgespräche mit den USA und China führen, bringt der EU in eigener Sache mehr.
ebo
22. Juni 2019 @ 10:56
Die Hauptgefahr geht derzeit eindeutig von den USA aus. Haben das Atomabkommen ohne Not gekündigt, überziehen Alliierte mit Sanktionen und provozieren mit Aufmarsch am Golf.