Krieg um Gibraltar?
Die britische Premierministerin May “würde Krieg führen, um Gibraltar zu schützen”. Mit diesen Worten von Ex-Tory-Führer M. Howard macht der “Guardian” heute auf. Wird der Brexit gefährlich?
Diese Frage stellt sich durchaus, wenn man bedenkt, dass UK auch früher schon mal Kriegsschiffe auffahren ließ, um Gibraltar zu “schützen”. Die “Friedensmacht” EU hatte daran nie etwas auszusetzen.
Nun will sie aber dafür sorgen, dass Spanien im Streit um den Affenfelsen das letzte Wort behält. So steht es im Entwurf für die Brexit-Verhandlungen – und das löst nun heftige Spannungen aus.
Während London und Gibraltar den Vorschlag scharf kritisierten, äußerte Madrid sich sehr zufrieden. Aus Brüssel war kein Kommentar zu hören. Dort ist man wohl überrascht von der Schärfe des Streits.
Pro Jahr besuchen etwa zehn Millionen Urlauber Gibraltar. Mit seinen niedrigen Steuersätzen lockt der Landzipfel viele Finanzinstitute, Versicherungen und Betreiber von Online-Spielen an.
Gibraltar ist damit womöglich ein Vorgeschmack auf das, was aus ganz UK nach dem Brexit werden könnte: ein Steuer- und Finanzparadies, das der EU das Leben schwer macht…
Siehe auch “Auf Crashkurs”. Mehr zum Brexit hier
Peter Nemschak
3. April 2017 @ 15:10
Noch einfacher: wir können gleichzeitig Bürger einer Stadt, eines Bundeslandes, eines Bundesstaates und der EU sein. Das ist kein Widerspruch.
Juanviejo
3. April 2017 @ 15:37
Man kann sich auch gleichzeitig in Ceuta, in Afrika und in der EU sein.
Irre, aber kein Widerspruch.
Arrondieren wir auch?
Peter Nemschak
3. April 2017 @ 10:48
Ein Hirngespinst von Ihnen.Warum soll die EU nicht ihre gemeinsamen Interessen vertreten? Gibraltar ist ein Zankapfel von einem reich tragenden Baum an Zankäpfeln. Es ist in einer globalen Welt kindisch, Souveränität= nationales Besitzdenken, die längst prekär geworden sind, hochzuspielen.Was haben Sie gegen die EU? Wer nicht mitmachen will, ist nicht dazu gezwungen. Allerdings muss er auf Vorteile verzichten. Gäbe es keine Vorteile für die Mitglieder, gäbe es auch keine EU. Das muss das Grundprinzip sein. Alles hat seinen Preis, auch Nostalgie einer ehemaligen Weltmacht, die seit langem Geschichte ist. Nicht nur Individuen auch Staaten können sich unreif und emotional verhalten.
Oudejans
3. April 2017 @ 11:32
(Gibraltar = Spanien) = nationales Besitzdenken.
Auf einer persönlicheren Ebene hätte ich gesagt: Ein national-territoriales Echo durchzuckt Tusk, dessen Heimat erst 1989/1990 in Einheit (Gdansk & Ostpreußen) befreit (von der SU) wurde und das seitdem um selbstgewählte Bindungen ringt.
In Ihrer globalisierten Welt kann nicht nur Marxloh türkisch, sondern auch Südspanien britisch sein.
Oudejans
3. April 2017 @ 09:00
Nachsatz:
Immer das gleiche Muster:
Spanien und damit wenig verhohlen Brüssel ermutigen Schottland, Brüssel ermutigt die gibraltesischen Remainer, Brüssel ermutigt Ukrainer.
Read my lips: die britische Regierung hat die Schüsse gehört.
Die offizielle EU walzt über den Kontinent, und hat das Mandat ihrer Völker nicht.
Oudejans
3. April 2017 @ 08:51
Die Briten nehmen ihren pouvoir constituant ernst, nun schon zum zwoten Mal.
Die meinen das wohl ernst?
SKANDAL!
Tusk ignoriert einen 300 Jahre alten Friedensschluß, indem er Gibraltar (wieder) als e i g e n t l i c h spanisches Territorium imaginiert, das Spanien Sonderrechte i.B.a. die Brexit-Verträge verleihe.
E i g e n t l i c h ist auch Nordirland irisch, oder? Tusk hat da wohl was übersehen.
Und weil es immer auch ums Prinzip geht, müssen wir auch noch mal über Danzig reden.
À propos.
Wo steht die Heringsflotte? Schon Scapa Flow?
Peter Nemschak
3. April 2017 @ 09:05
Tusk stellt sich in einem Streit, der nie beendet wurde, auf die Seite Spaniens. Viel Lärm um eine Nebensache.
GS
2. April 2017 @ 22:05
„…dass Spanien das letzte Wort behält“ klingt ja nun schon fast so, als würde man den Spaniern das Recht einräumen, sich Gibraltar einzuverleiben. So steht das aber nicht im Dokument. Es ist naheliegend, dass Spanien besonders von der Frage betroffen ist, ob Gibraltar im Vergleich zum restlichen UK irgendwelche Sonderrechte bekommt. Mit der unterschwelligen Kriegsdrohung haben die Briten diesmal den Schuss einfach nicht gehört.
Peter Nemschak
3. April 2017 @ 10:53
Die Briten verwechseln die demokratische EU mit der damaligen Militärdiktatur in Argentinien – erstaunlich für ein Volk mit einer eigenen jahrhundertealten Demokratietradition. Selbstreflexion ist auch für Staaten keine Selbstverständlichkeit. Das können Deutsche und Österreicher bestätigen.
Oudejans
3. April 2017 @ 15:51
Wenn “die demokratische EU” Ansprüche auf ein britisches Territorium erhebt, Gibraltar als Reparation für Brexit, sollte sie wissen, woran sie rührt.
Sie weiß es nicht.
Im Grunde setzt die EU (!) den Gibraltarern ein Unabhängigkeitsreferendum ins Ohr.
Wie soll London darauf anders reagieren als scharf?
Wird Málaga halt auch administrativ britisch…
Peter Nemschak
2. April 2017 @ 18:03
Das Letztere wäre ein guter Anlass, das Konzernsteuerrecht zu reformieren, was angesichts der Pläne der USA ohnedies erforderlich wird. Die Gewinnbesteuerung sollte nach dem Umsatzprinzip für eine Region erfolgen. Gibraltar wird wie früher zum Tax Free- und Schmugglerzipfel werden. Einreisende aus der EU werden wie früher Formulare bei der Einreise ausfüllen müssen und einen Stempel in den Pass bekommen. Latenter Streit zwischen Spanien und Großbritannien ist nicht neu.Ob all dies den Arbeitslosen in Wales und Nordengland, die für den BREXIT gestimmt haben, hilft, wage ich zu bezweifeln. Sie wollten es so haben. Es lebe die Ochlokratie!