Krieg um die Ukraine: Für Selenskyj wird es eng

Im Krieg mit Russland wird es eng für Präsident Selenskyj. Und das nicht nur an der Front, sondern auch in Kiew, Washington und Brüssel.

Es ist still geworden um die Ukraine, verdächtig still. Bei seiner Rede zum Amtsantritt hat US-Präsident Trump das Land mit keinem Wort erwähnt (ebensowenig wie die EU). Die im Wahlkampf verkündete 24-Stunden-Frist für Frieden ist längst verstrichen.

Jetzt ist von hundert Tagen die Rede. Doch es bewegt sich nichts. Wenn Präsident Selenskyj gehofft haben sollte, dass seine Charmeoffensive verfangen würde, so hat er sich getäuscht. Selenskyj sei “kein Engel” und trage eine Mitschuld am Krieg, so Trump.

Für Selenskyj wird es eng – nicht nur in Washington, sondern auch an der Front, daheim in Kiew und sogar in Brüssel.  “Wir werden diesen Krieg verlieren, wenn sich die derzeitige Entwicklung nicht ändert”, warnt der ehemalige Außenminister Dmytro Kuleba.

  • Die Front: In der Ukraine drohe “eine verheerende Kettenreaktion”, analysiert der “Standard”. Weil Russland langsam, aber stetig vorrückt, drohe die Front im umkämpften Donbass zu kollabieren. Um das zu verhindern, hat Selenskyj dem Kommandanten des Heeres, Generalmajor Michailo Drapati, die Befehlsgewalt über den gesamten Osten übertragen. Doch auch dieser “Hoffnungsträger” kann das fehlende Material und die schwindende Moral nicht wettmachen. Immer mehr Ukrainer desertieren…
  • Die Heimatfront in Kiew: Hier wächst die Unruhe, Kiews Bürgermeister spricht sogar von Intrigen. In einer Videobotschaft an Selenskyj hat sich Vitali Klitschko über Einmischung in die Stadtverwaltung beklagt. Diese stellten “eine Bedrohung für den Lebensunterhalt der Hauptstadt dar”. Derweil entließ Verteidigungsminister Rustem Umjerow seinen Stellvertreter – angeblich wegen unzureichender Waffenkäufe. Die Beschaffung wird zunehmend zum Problem.
  • Die Botschafter der G-7-Staaten in Kiew riefen dazu auf, den lähmenden Streit über die Beschaffung zügig zu beenden. „Es ist wichtig, die Grundsätze guter Regierungsführung und Nato-Empfehlungen einzuhalten, um das Vertrauen der Öffentlichkeit und der internationalen Partner zu erhalten“, teilten die Vertreter der Gruppe sieben großer demokratischer Industriemächte mit. Es klingt wie eine Warnung – vor Korruption und Vertrauensverlust!
  • In Brüssel: Die EU hat immer noch keinen Plan – weder für Selenskyj, noch für Trump. Ratspräsident Costa hat zwar durchblicken lassen, dass die EU an möglichen Verhandlungen beteiligt werden möchte. Es gibt auch Gerüchte über mögliche Lockerungen bei den Sanktionen. Doch beim letzten Außenminister-Treffen war Friedensdiplomatie kein Thema. Die EU ist mit Selbstverteidigung beschäftigt – gegen Trump. Ohne die USA, so viel steht fest, wird sie die Ukraine nicht gegen Russland verteidigen können.

Die angeblichen Trump-Pläne für einen Ukraine-Frieden machen es nicht besser. Selenskyj müsste demnach seine Forderung nach einer Nato-Mitgliedschaft aufgeben und auf die besetzten Gebiete verzichten, außerdem soll er sein Verbot von Verhandlungen mit Russland aufheben.

Das passt ihm offenbar nicht – auch deshalb ist es wohl so still geworden…

Mehr zum Krieg um die Ukraine hier

U.S. Secretary of State Mark Rubio: Ukraine has been set back 100 years by the war. “Ukraine has been set back a century. Its energy infrastructure has been destroyed. Someone will have to pay for its reconstruction. Many Ukrainians have fled to other countries and may never return. The nation’s future hangs in the balance in this regard. From the president’s perspective, this is a prolonged conflict that must be resolved. Negotiations are necessary, and both sides of the conflict will need to make compromises.”