“Kniefall vor der Autolobby”, Einstimmung auf die Krise – und Booster für Kinder

Die Watchlist EUropa vom 11. November 2022. – Heute mit der neuen Abgasnorm Euro-7, der Kritik der Umweltschützer, der Aussicht auf die nächste heftige Wirtschaftskrise sowie dem “Booster” für Kinder.

Ab 2035 will die Europäische Union keine Autos mit Verbrennungsmotor mehr zulassen. Aber auch die letzten Neuwagen sollen noch sauberer werden. Dies geht aus dem Vorschlag für die neue Abgasnorm Euro 7 hervor, den die EU-Kommission vorgestellt hat.

Neue Fahrzeuge sollen demnach künftig weniger Schadstoffe wie Feinstaub und Stickoxide ausstoßen. Konkret sollen etwa Dieselautos künftig 60 statt 80 Milligramm Stickoxide pro Kilometer ausstoßen dürfen. Für Benziner dagegen ändert sich an diesem Grenzwert nichts.

Erstmals sollen auch Bremsen und Reifen „sauber“ werden, also keine Partikel mehr abgeben. Zudem sollen die Grenzwerte auch unter extremen Bedingungen gelten. Sie dürfen künftig auch bei Temperaturen von bis zu 45 Grad, und damit 7 Grad mehr als bisher, nicht überschritten werden.

Breton bremst

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Der Straßenverkehr ist nach Angaben der Brüsseler Behörde die wichtigste Ursache für Luftverschmutzung in den Städten. Durch Euro 7 sollen die Stickoxid-Emissionen durch Autos bis 2035 um schätzungsweise 35 Prozent sinken, bei Bussen und Lkw um mehr als 50 Prozent.

Die neuen Regeln sollen die EU-Vorgaben für den Kohlendioxid-Ausstoß ergänzen. Diese sehen eine Reduzierung um 100 Prozent bis 2035 vor – also das Ende des Verbrenners. Damit übernehme die EU eine Führungsrolle beim Umwelt- und Klimaschutz, heißt es selbstbewußt in Brüssel.

Allerdings sind nicht alle einverstanden. So warnt EU-Binnenmarktkommissar Thierry Breton vor Wettbewerbs-Nachteilen für die europäische Autoindustrie. Der Franzose fordert eine Revisionsklausel; zur Not müsse man von allzu ehrgeizigen Vorgaben wieder abrücken.

“Keine Planungssicherheit”

Dieser Meinung sind auch die Hersteller. Die Bedingungen für Abgastests seien zu streng, klagt der VDMA. Außerdem fehle es an Planungssicherheit, da die EU-Kommission sich weitere Verschärfungen vorbehalte. Das Ziel einer Schadstoff-Reduzierung sei unstrittig, der Weg jedoch nicht.

Genau andersherum argumentieren Umweltschützer. Der Entwurf aus Brüssel sei ein “Kniefall vor der Autolobby“, kritisiert die Deutsche Umwelthilfe. Statt die schädlichen Stickoxid-Emissionen zu reduzieren, werde der Grenzwert auf dem Niveau der vor über zehn Jahre alten Euro-6-Abgasnorm festgeschrieben…

Watchlist

Wie tief wird die Wirtschaftkrise? Dies will die EU-Kommission in ihrer Herbstprognose verraten. Es wird erwartet, dass die Brüsseler Behörde ihre Prognose vom Sommer weiter nach unten korrigiert. Wirtschaftskommissar Paolo Gentiloni hatte Anfang der Woche gesagt, dass er einen wirtschaftlichen Abschwung zumindest in den Wintermonaten erwarte. Die EU heizt die Krise übrigens selbst an – mit kontraproduktiven Sanktionen, unsinnigen Zinserhöhungen und ihrer prozyklischen Sparpolitik…

Was fehlt

Der “Booster” für Kinder. Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA empfiehlt den angepassten Covid-Impfstoff von Biontech und Pfizer zur Auffrischung bei Kindern im Alter von fünf bis elf Jahren. Dabei haben die meisten EU-länder die Coronakrise schon für beendet erklärt. Und selbst Erwachsene setzen immer weniger auf die Impfung…

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