Der “Green Deal” ist tot, hoch lebe die “saubere” Industrie
Kommissionschefin von der Leyen soll die EU aus der Dauer-Krise holen. Dabei hat sie sie selbst mit verursacht. Was taugt ihr Programm für die zweite Amtszeit? – Teil acht einer mehrteiligen Serie. Heute: Die Klimakrise.
Die Klimakrise beschleunigt sich. Und es ist dringend notwendig, unsere Wirtschaft gleichzeitig zu dekarbonisieren und zu industrialisieren.
Von der Leyen – Political Guidelines
Als die alte und neue EU-Kommissionspräsidentin 2019 ihren “Europan Green Deal” ankündigte, versprach sie wahre Wunder: Die Wirtschaft werde wachsen, die Industrie könne neue Märkte erschließen – und die Klimakrise würde wenn schon nicht beendet, so doch durch Einhaltung des Pariser 1,5 Grad-Ziels eingedämmt.
Fünf Jahre später ist klar, dass all diese Ziele verfehlt wurden. Die kritische 1,5 Grad-Schwelle wurde längst überschritten, die Klimakrise hat sich verschärft und EUropa besonders getroffen, die Industrie hat Marktanteile an die USA und China verloren – und die Wirtschaft stagniert. Zudem ist der politische Klima-Konsens zerbrochen – auch in von der Leyens konservativer EVP.
Vor diesem Hintergrund käme es nun darauf an, die Ursachen zu finden und einen neuen Konsens zu suchen. Doch die EU-Kommission hat es zu keinem Zeitpunkt für nötig gehalten, die Erfolge und Misserfolge ihres “Green Deals” zu bilanzieren. Sie mauert sich ein und behauptet, sie habe ihren Job erledigt – nun komme es auf die Umsetzung an.
Tatsächlich sind die EU-Staaten in der Pflicht. Doch wie wir in Deutschland sehen, sind sie weder willens noch in der Lage, die versprochenen Wunder zu liefern. Berlin riskiert Milliardenstrafen, weil es die Klima-Vorgaben aus Brüssel für 2030 verfehlen dürfte. Schuld sind vor allem der Gebäude- und der Verkehrssektor. Aber auch die Industrie hinkt hinterher.
Das hindert die Kommissionspräsidentin jedoch nicht daran, neue widersprüchliche Versprechen zu machen. Da die europäische Industrie an Boden verliert, wird ihr ein “Clean Industrial Deal” angeboten. Da die Grünen für von der Leyens Wiederwahl gebraucht wurden, wurde ein neues Emissionsreduktionsziel aus dem Hut gezaubert – 90 Prozent bis 2040.
Wie realistisch dieses Ziel ist, wird nicht hinterfragt. Ob die “Dekarbonisierung” wirklich gegen die Klimakrise hilft, ist kein Thema. Warum die USA und China die EU bei “Clean Tech” abgehängt haben und Deindustrialisierung droht, wird nicht diskutiert. Stattdessen kommt von der Leyen mit Nonsense-Sätzen wie “gleichzeitig dekarbonisieren und industrialisieren”.
Krise verschärft sich
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Dabei ist klar, wohin die Reise geht: Die Klimapolitik wird in der neuen Legislatur der Industriepolitik bzw. den Interessen der großen Konzerne untergeordnet. Dabei wird von der Leyen sowohl auf die Symbolpolitik der Grünen als auch auf die wirtschaftsliberalen Forderungen der FDP und der CDU Rücksicht nehmen, wie der Streit um das “Verbrenneraus” zeigt.
Die Klimakrise wird sich so nicht lösen lassen, die Lage dürfte sich weiter verschärfen. Die 47.000 Hitzetoten 2023, die sich zuspitzenden Waldbrände und die gefährliche Überhitzung des Mittelmeers zeigen, wie ernst die Lage ist. Nicht nur Erwärmung und Dürren werden zum Problem, auch Extremwetter und Dauerregen (wie in Brüssel) bedrohen EUropa.
Doch von der Leyen sieht nicht einmal die längst überfälligen Maßnahmen zur Anpassung an die Krise vor. Sie verspricht zwar, die Klimaresilienz und – vorsorge zu erhöhen. Doch dabei geht es nur darum, “die Mitgliedstaaten insbesondere bei der Vorsorge und Planung zu unterstützen und regelmäßige wissenschaftlich fundierte Risikobewertungen sicherzustellen”.
Im Klartext: Die Anpassung an die fortschreitende Klimakrise bleibt Ländersache, die EU entzieht sich ihrer Mitverantwortung für die Folgen einer verfehlten Politik.
Die siebte Folge unserer Serie steht hier
Arthur Dent
16. August 2024 @ 23:15
@ebo
“Keine Sorge, bei Folge zehn ist Schluß – vielleicht kommt dann noch ein Fazit, wenn ich Zeit finde”
– Man sieht schon, wie vielschichtig das Thema bei uns Nicht-Fachleuten wird, Folge 11 oder 12 nehmen wir auch noch 🙂
Danke für deine Mühe
Michael
16. August 2024 @ 14:54
Soweit musste es kommen: nicht das Klima und z. B. Globale Erwärmung sind jetzt das Thema, sondern das Wetter und Hitzewellen, und die Lösung wird in der Anpassung gesucht: Klimaanlagen,Trinkbrunnen und dergleichen mehr. Vollends schwachsinnig wird es wenn das dann auch noch unter Innovationen subsumiert wird!
european
16. August 2024 @ 13:20
Naja, so manche Anpassung wuerde Sinn ergeben.
Als kuerzlich in Bayern wieder Hochwasser die Haeuser und Strassen ueberflutete, haben alle gleich wieder den Klimawandel bemueht, dabei gibt es gerade fuer Bayern Aufzeichnungen zurueck bis 1800 ueber Fluten, Duerren und andere Naturereignisse
https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Naturkatastrophen_(seit_1800)
Da waere eine Anpassung durchaus moeglich gewesen, z.b. Daemme und Ueberlaufbecken gegen Flutkatastrophen. Baugenehmigungen nur ausserhalb gefaehrdeter Gebiete etc. Nicht alles ist moeglich, aber vieles, um eben schlimmeres zu verhindern. Interessanterweise hat man ausgerechnet die Gelder fuer solche Massnahmen in den letzten Jahren zusammengestrichen. Jetzt plaerren alle „Klimawandel“.
Wir fuehren einfach keine saubere Debatte ueber das Thema. Manches kommt durch den Klimawandel, manches eben nicht. Manches liesse sich verhindern oder abmildern, anderes nicht.
Michael
16. August 2024 @ 13:43
Darum geht es nicht. Es geht darum dass Anpassung kein Ersatz für die strikteste Bekämpfung der Emissionen sein kann. Gleichwohl wird Anpassung in dem Maße, besonders politisch, zunehmend als Alternative gesehen in dem klar wird dass alle Ziele die Emissionen zu reduzieren verfehlt werden.
Außerdem wage ich die Behauptung dass Ihre Maßnahmen gegen Hochwasser garnicht erforderlich wären wenn es den Klimawandel nicht gäbe!
european
16. August 2024 @ 14:12
Klimawandel hat es schon immer gegeben und wenn solche Aufzeichnungen bis 1800 und weiter zurueck gehen, muss man das m.E. anders betrachten und durchaus auch praktische Loesungen fuer die Regionen anstreben, die stark betroffen sind.
exKK
16. August 2024 @ 15:42
@european:
„Klimawandel hat es schon immer gegeben und wenn solche Aufzeichnungen bis 1800 und weiter zurueck gehen,…“
200 oder meinetwegen auch 500 Jahre sind für das Klima und dessen Wandel in derErdgeschichte allenfalls ein Wimpernschlag.
Wir befinden uns seit etwa 10.000 Jahren in einer Warmzeit… ob das die regelmässige etwa alle ca. 100.000 Jahre stattfindende und in der Vergangenheit jeweils etwa 10.000 Jahre (!) andauernde und somit ihrem Ende zugehende Unterbrechung einer langen Eiszeit oder die Ablösung einer solchen durch eine deutlich länger anhaltende Warmzeit darstellt, wissen wir eigentlich noch gar nicht. Da müssten wir noch einige tausend Jahre warten… und ob der Mensch da wirklich in der Lage ist, alles auf den Kopf zu stellen, oder mit dem CO2 nur einen zusätzlichen Parameter eingeführt hat, wird sich wohl auch erst in ferner Zukunft zeigen.
Fakt ist, der Klimawandel ist ein prächtiges Instrument, Macht und Reichtum auf dem Planeten derer, die beides bereits zur Genüge in Händen halten, zu sichern und weiter zu mehren.
Michael
16. August 2024 @ 15:52
So viele “praktische Lösungen” wie erforderlich wären wenn allein die globale Erwärmung nicht gestoppt wird gibt es garnicht. Diese Lektion wird der Menschheit schon jetzt erteilt. Fragen Sie nur einmal Betroffene wenn es richtig brennt oder die Temperaturen auf 50+ Grad steigen!
Helmut Höft
18. August 2024 @ 13:45
@ all
Und? Die Rekordanwesenheit klimaaktiver Gase (CO2, CH4, N2O) in der Atmosphäre, was ist damit, spielt diese keine Rolle?
Klimawandel? Ajo, da könne mir nix mache, außer Wohlstandsmehrung durch „Drill, baby, drill!“ *facepalm*
Skyjumper
16. August 2024 @ 19:43
@Michael
Sie setzen mit Ihrer Prämisse nicht nur voraus, dass der Klimawandel gestoppt und ggf. hinsichtlich der bisherigen Folgen zurückgedreht werden kann. Nein, Sie setzen ALLES auf diese eine Karte.
Eine „strikteste Bekämpfung der Emissionen“, welche Sie implizit einfordern, wird genau diejenigen Bevölkerungsgruppen lebensbedrohend treffen die auch von den Folgen des Klimawandels am stärksten betroffen sind. Da treibt man den Teufel mit dem Beelzebub aus.
Und wenn, wovon ich persönlich ausgehe, der Klimawandel nicht gestoppt werden kann, schon gar nicht von 80 Mio. irrsinnigen Deutschen oder 450 Mio. kaum weniger irrsinnigen EUropäern, dann sollte man für diesen Fall einen Alternativplan haben: Nämlich die von Ihnen ein wenig geschmähten Trinkwasserbrunnen und Klimaanlagen. Wobei ich das sehr gerne ergänze um Rückbesinnung auf Bauweisen die ohne Klimaanlage kühl bleiben, auf microklimaverbessernde Begrünungen, auf Schutzdeiche, Wasserrückhalteareale und und und. Es gäbe wahrlich mehr zu tun als sich nur ideologisch auf das goldene Kalb der Treibhausgasemission zu fokussieren.
Skyjumper
16. August 2024 @ 18:53
Fortsetzung an @Michael da mich eben das Abendessen unterbrach:
Der Mensch neigt dazu seine persönlichen Lebensumstände als etwas „fest gesetztes“ einzustufen. Das gilt für uns als Individuen, wie auch für uns als Gesellschaften. Unsere derzeitigen Lebensumstände sind aber mitnichten der Normalfall.
Den Klimawandel gibt es seit bestehen der Erde, und die Extremata sind dabei von den heutigen Umständen immer wieder weit abgewichen – in beide Richtungen. Es war schon sehr viel wärmer als heutzutage, es war schon sehr viel kälter als heutzutage. Es gab beträchtlich mehr CO2 in der Atmoshäre, und auch schon beträchtlich weniger.
Halten Sie sich bitte nur einmal vor Augen, dass die Erde grob geschätzt 4,5 Milliarden Jahre besteht. Streichen Sie davon getrost die erste Hälfte als viel viel zu lebensfeindlich um eine Vergleichsrolle spielen zu können. Dann bleiben noch 2,25 Milliarden Jahre zum Vergleichen. Es wird selbst unter den heutigen Frame-Bedingungen geschätzt, dass es in dieser Zeitspanne nur in etwa 500 Millionen Eis auf der Erde gab. Die restlichen 1.750 Millionen Jahre war kein Fitzelchen Eis auf der Erde zu finden. Ich würde schlußfolgern, dass Gletscher und vereiste Polkappen NICHT der Regelzustand auf der Erde sind.
Die Menschheit wird sich an das anpassen müssen was die Erde für sie bereit hält. Sei das nun wärmer oder kälter. Tut sie es nicht, oder kann sie es nicht – wird sie vom Anlitz der Erde verschwinden. Wie schon zahlreiche andere Spezies vor ihr.
Das alles heisst allerdings keinesfalls, dass ich es gutheiße dass die Menschheit mit der Erde umgeht wie wir es tun. Emissionen sollten wo immer sinnvoll möglich reduziert werden. Kreislaufwirtschaft sollte wo immer sinnvoll möglich genutzt und optimiert werden. Und wie @ european bereits schrieb: Da kann jeder sehr viel im persönlichen Bereich zu beitragen …. ohne mit dem Finger auf andere zu zeigen oder sich idiotischer Weise auf Strassen und Flugplätzen festzukleben.
Michael
16. August 2024 @ 19:26
Nun, 450 Millionen Trinkwasserbrunnen brächte die EU evtl. noch zustande! Aber an 450 Millionen Klima gerechten Unterkünften wird sie scheitern! Da helfen nur eisern eingehaltene Reduktionen von Emissionen!
exKK
16. August 2024 @ 19:44
@ Skyjumper:
„Die Menschheit wird sich an das anpassen müssen was die Erde für sie bereit hält.“
Nun, die Menscheit ist ein Ergebnis der Evolution, zu bestimmten klimatischen Bedingungen von dieser hervorgebracht. Wenn sich diese Bedingungen nun zu weit und/oder einfach nur zu schnell davon abweichend entwickeln, wie sie es im Laufe der Erdgeschichte bereits unzählige Male bereits getan haben, dann wird sich der Mensch nicht mehr daran anpassen KÖNNEN – und wenn er sich auf den Kopf stellt und dabei Halleluja singt.
Dann wird die Evolution wohl irgendwann die nächste „Krone der Schöpfung“ hervorbringen müssen, die mit den dann herrschenden Bedingungen klar kommen wird.
Und wenn ich mir die Menschheit derzeit so anschaue, die zB hinsichtlich des Zusammenlebens und Führens von Kriegen so gar nichts hinzuzulernen scheint, dann weine ich ihr auch ehrlich gesagt keine Träne nach – da ist durchaus noch Potential für weiter entwickelte Spezies.
Skyjumper
16. August 2024 @ 22:34
@exKK
Es könnte diese Umstände an die sich der Mensch/die Menschheit nicht mehr anpassen kann geben. Allerdings wollte ich unter “anpassen” auch nicht verstanden wissen das uns ein 3. Nasenloch wächst oder was auch immer.
Menschen besiedeln durchaus erfolgreich Regionen dieser Erde wo bereits seit längeren Verhältnisse herrschen die weitab sind von dem was wir hier in unserer gemäßigten Klimazone in Mitteleuropa kennen.
40-45° C im Sommer? Geht durchaus – wenn man sich in den Lebensumständen daran anpasst. Ein Blick in die Zonen mit Halbwüstencharakter reicht. Oder in die antiken Bauweisen des nahen Osten.
Regenwasser muss man dann eben in Zisternen speichern. In den Arbeitsstättenrichtlinien dürfte nicht mehr drinnen stehen, dass eine Sichtverbindung nach draussen bestehen muss, sondern dass der Arbeitsplatz gefälligst unterirdisch zu sein hat. Beduinen leben mit Hitzeverhältnissen seit Jahrhunderten fast ohne Technik. Mit heutiger Technik ist da auch viel mehr drin. Man muss nur bereit sein anzufangen darüber nachzudenken UND ….. vorausschauend zu handeln.
Leider sind es gerade die sogenannten Klimawandel-Bekämpfer die das Denken scheuen wie der Teufel das Weihwasser. Die faseln lieber was von “Stop dem Klimawandel” …. und schmeissen dafür dann wieder die Braunkohlekraftwerke an. Dumm-dümmer-grün. Aber Hauptsache der Rubel rollt und rollt und rollt. Vorzugsweise als Steuer und Abgabe in die Tasche des Staates, und von da in die Taschen von Lobbyisten, Großindustrie und NGO’s.
european
16. August 2024 @ 23:13
Die Wiege der Menschheit liegt in Afrika. Wir alle haben dort unsere Wurzeln und nur deshalb die Jahrtausende und Jahrmillionen überlebt, weil wir es irgendwie verstanden haben, durch Kleidung die Kälte zu auszuhalten.
Wir befinden uns am Ende einer kleinen Eiszeit und erleben nun eine Warmzeit mit all ihren Auswirkungen. Reinhold Messmer hat kürzlich in einem Interview den sehr sinnvollen Satz gesagt, dass man das Klima nicht schützen kann, die Umwelt hingegen sehr wohl. Ich teile diese Ansicht, nicht zuletzt deshalb, weil sie den Menschen Optionen gibt, auf ihre Umwelt positiv Einfluss zu nehmen. Darauf sollten wir uns konzentrieren und da gibt es viel zu tun.
Z.B. Eskilstuna, eine Stadt in Schweden, macht es vor. Es gibt keinen Müll, so das Leitmotiv. Es gibt auch nicht viele verschiedene Mülltonnen, sondern nur eine mit verschieden farbigen Müllsäcken und eine gut funktionierende Sortiermaschine. Alles wird verwertet bis hin zur Produktion von Biogas aus Biomüll und alle machen mit. Mit dem Gas fahren die Stadtbusse. Es gibt ein Recyclingkaufhaus und sogar ein neues Berufsbild des Recyclingdesigners. In der Stadt arbeiten alle zusammen für diese gemeinsame Ziel. Das ZDF hat mal eine Doku darüber gebracht im Rahmen von PlanB
In Deutschland gab es mal die Initiative “Unser Dorf soll schöner werden”. In diesem Sinne könnte man auch einen Wettbewerb um die besten Ideen zum Umweltschutz starten und damit die Bürger einbinden und aktiv werden lassen ohne dass sie gleich den Wert ihrer Häuser verlieren und ihr Lebenswerk verkaufen müssen. Der Hype um CO2 führt nur zur Angststarre, weil der einzelne nicht weiß, was er im Rahmen seiner Möglichkeiten dafür tun kann. Die Politik sieht nur die Lösung in kollektiver Verarmung, was sicherlich das Ziel der herrschenden Klasse ist wie man das schon seit vielen Jahren beobachten kann. Mal ganz davon abgesehen davon, ob diese CO2-Story so stimmt. Diese Berechnungen sind reine Modellrechnungen und unterschiedliche Wissenschaftler kommen zu unterschiedlichen Ergebnissen, insbesondere dann, wenn sie in persönliche Lebenslagen kommen, in denen sie ungefährdet sind, z.B. in Pension gehen. Das sollte jeden aufhorchen lassen. Wissenschaft ist nicht neutral, sondern abhängig von Funding und gängiger Meinung. Sehr gut zu beobachten in den Sozialwissenschaften. Beispiel: Es gibt über 200 Lehrstühle in Deutschland für Genderfragen, aber nur 7 für Nuklearphysik. Dieses Prinzip sollte uns kritisch werden lassen. Es sollte auch zu denken geben, dass die Reichen der Gesellschaften von CO2-Zertifikaten und entsprechenden Abgaben immer ausgenommen sind, obwohl sie bei weitem für den Großteil des CO2-Ausstosses verantwortlich sind.
https://www.oxfam.org/en/press-releases/richest-1-emit-much-planet-heating-pollution-two-thirds-humanity
exKK
17. August 2024 @ 02:24
@ Skyjumper:
„Menschen besiedeln durchaus erfolgreich Regionen dieser Erde wo bereits seit längeren Verhältnisse herrschen die weitab sind von dem was wir hier in unserer gemäßigten Klimazone in Mitteleuropa kennen.“
Ohne Frage: Kleinere Gruppen von Spezialisten werden sich bis zu einem gewissen Grad anpassen können (oder bereits jetzt unter ähnlichen Bedingungen leben, die dann weltweit vorherrschen könnten)… aber nicht 8 oder noch mehr Milliarden Menschen.
„Gehet hin und mehret Euch“ sowie „Macht Euch die Erde untertan“ waren letztendlich Schnapsideen von einer selbstbesoffenen Spezies…
Arthur Dent
16. August 2024 @ 22:59
@Michael
Klimawandel, teils naturgegeben, teils menschengemacht, ist so alt wie die Erde und vermutlich eine Voraussetzung für Evolution. Selbst wenn gleich morgen die ganze Welt kein CO2 mehr ausstoßen würde, die Erwärmung ginge noch gut 120 Jahre weiter – kein heute lebender Mensch wird noch eine irgendeine Veränderung wahrnehmen.
Eine statistisch relevante Zunahme lässt sich bisher nur bei Hitzewellen feststellen – bei allen anderen Wetteranomalien läst sich noch keine statistisch relevante Zunahme feststellen.
Die komplette moderne Zivilisation ruht auf VIER SÄULEN: Ammoniak, Beton, Kunststoff und Stahl – für die Herstellung all dieser Produkte braucht man zwingend fossile Energieträger – etwa 10 Mrd. Tonnen jährlich weltweit. Und das hört nicht auf, nur weil man sich das wünscht.
Die durschschnittliche Lebenserwartung in der vorindustriellen Zeit betrug rund 33 Jahre. Wer sich die klimatischen Zustände zurückwünscht, muss auch so leben wollen, wie damals. Zwei Ochsen vor einen hölzernen Pflug gespannt – die Methode kannten schon die alten Ägypter. Noch vor gut 100 – 120 Jahren waren etwa 70 Prozent der Menschen als Knechte und Mägde in der Landwirtschaft tätig. Nur Mut, wenn man das wieder haben will.
Und noch zum Schluss: wissenschaftlicher Erkenntnisfortschritt beruht nicht auf demokratischen Mehrheitsbeschlüssen – die Politik hat aber nicht die Aufgabe “wissenschaftliche Wahrheit”, (die es im übrigen nicht gibt und nicht geben kann) zu vollstrecken. Sich hat sich um Ausgleich zwischen verschiedenen Interessengruppen zu bemühen.
Arthur Dent
16. August 2024 @ 12:14
Wie hoch war eigentlich der Anteil der Reichen an den „Hitzetoten“? Ich tippe mal auf Null Prozent, was mich zu der Vermutung bringt, dass wir es eher mit einem sozialen Problem, weniger mit einem klimatischen zu tun haben. (Im Übrigen beruhen solche Zahlen meist auf statistischen Hochrechnungen).
Wer glaubt, dass 45-50 Millionen
E-Autos und 20 Millionen Wärmepumpen in Deutschland uns dem Erreichen des 1,5-Gradziels näher bringen? Bitte um Handzeichen. Zertifikate werden dann verkauft, die Emissionen finden woanders statt. Dem Klima ist das egal.
Der CO2-Anteil an der Atmosphäre beträgt 4 Prozent. 1: 0,04 x 100 = 2500.
Um eine Tonne CO2 aus der Luft zu filtern, muss man 2500 Tonnen Luft durchsieben. Der Energieaufwand dafür ist beträchtlich, man emittiert praktisch gleich wieder 300 – 550 kg CO2.
Dasselbe Spiel passiert bei der Herstellung grünen Wasserstoffs. Für die Herstellung gehen schon bis zu 50 Prozent der Energiegewinnung wieder „verloren“, nochmal 20 – 30 Prozent für Transport, Lagerung, Kühlung… usw.
Man wünscht sich einfach mal etwas, technische Machbarkeit, Wirtschaftlichkeit spielen keine Rolle.
Die Gesellschaft soll halt so lange Opfer bringen, bis ein fiktives Ziel erreicht wird.
Skyjumper
16. August 2024 @ 14:38
Danke. Die 1. Frage sollte nämlich dahingehend gestellt werden a) wie definiert sich ein Hitzetodesfall, und b) wie werden die ermittelt. Von „gezählt“ will ich nämlich lieber nicht sprechen. Gibt es auch eine Vergleichszahl? Aus der Zeit vor 2000 vielleicht?
Und eine „kleine“ Korrektur: CO2 macht 0,04 % in dr Atmospäre aus. Nicht 4%. Das Zahlenspiel sieht dann noch etwas anders aus.
Und wenn Sie bei der Wasserstoffverwendung daran denken sollten mittels Wasserstoffverbrennung wieder Strom zu produzieren, gehen noch einmal erhebliche Energiemengen verloren. Das sind, in der proklamierten Form, alles Luftschlösser. Man kann Wasserstoff sinnvoll verwenden – für einen Teil unseres Energiebedarfs. Mehr nicht. Und ähnlich sieht es bei anderen regenerativen Energieformen aus.
Und Ihren letzten Satz möchte ich verschärfen: Die Gesellschaft soll so lange Opfer erbringen, bis ein fiktives Ziel nicht erreicht wird.
european
16. August 2024 @ 12:07
Haette ich gewusst, dass dieses Thema kommt, haette ich mit meinem Hinweis auf das Interview mit Varenholt gewartet. Ich stelle es aber auch noch einmal hier ein, weil es wirklich hoerenswert ist und viele Fragen aufwirft, die aktuell nicht so wirklich diskutiert werden
https://youtu.be/EjCLBmz4ScQ?si=1h4-muM8amS3PaKs
Weiterhin moechte ich auf einen Artikel der Zeitschrift Nature aus 2016 hinweisen, der sich mit einem interessanten Phaenomen befasst. Bis dato konnten wir NASA-Artikel lesen und Videos dazu ansehen, wie sehr die Erde im Laufe der letzten Jahre gruener geworden ist und weiter wird. Diese Studie geht ins Detail und findet interessante Dinge heraus. Ein Haupttreiber (70%) dafuer ist die Photosynthese ausgeloest durch CO2 (die BiologInnen unter uns erinnern sich). Zu 8 % hat der Klimawandel selbst dazu beigetragen, was ich auch sehr bemerkenswert finde. Diese Studie hat sich Satellitenaufnahmen zu Hilfe genommen und diese fuer den Zeitraum von 1982 – 2009 ausgewertet.
https://www.nature.com/articles/nclimate3004.
Die Yale School of Environment hat gerade erst einen ganz aehnlichen Artikel ueber die zunehmende Begruenung einst vertrockneter Gebiete veroeffentlicht.
https://e360.yale.edu/features/greening-drylands-carbon-dioxide-climate-change#:~:text=Despite%20warnings%20that%20climate%20change,recent%20studies%20indicate%20will%20continue.
Es gibt viel zu tun, um unsere Umwelt lebenswert zu erhalten, voellig unabhaengig von CO2. Da kann jeder fuer sich im Alltag schon mal anfangen. Wir befinden uns aber auch am Ende einer kleinen Eiszeit, was bedeutet, dass es naturgegeben waermer wird.
exKK
16. August 2024 @ 15:26
“Haette ich gewusst, dass dieses Thema kommt…”
Man hätte es ahnen können, denn wie in der Überschrift vermerkt:
“Teil acht einer mehrteiligen Serie”
Einer mehrteiligen Serie, die so langsam eine unendliche Geschichte zu werden droht 😉
european
16. August 2024 @ 15:44
So gesehen stimmt das natuerlich. Aber gerade dieser podcast, der heute morgen erst veroeffentlicht wurde, passt exakt zu diesem Thema. Zu dem anderen auch, wo ich ihn vorher gepostet hatte, aber eben nicht so gut.
Wie auch immer, er ist jetzt zwei mal auf dieser Plattform zu finden 😉
ebo
16. August 2024 @ 16:18
Keine Sorge, bei Folge zehn ist Schluß – vielleicht kommt dann noch ein Fazit, wenn ich Zeit finde 🙂