Keine Einheit gegen Le Pen
In Brüssel wächst die Sorge um Frankreich. Nach dem Fehlstart des liberalen Kandidaten Macron in die 2. Wahlrunde gab es Misstöne bei den 1. Mai-Kundgebungen. Die „Einheitsfront“ gegen Le Pen ist passé.
2002 waren sich die französischen Gewerkschaften noch einig: Gegen den Front National-Führer Le Pen (Vater) organisierten sie eine „Einheitsfront“. „Alle zusammen gegen rechts“, so das Motto.
Fünfzehn Jahre später ist alles anders. Bei den traditionellen Mai-Kundgebungen rufen manche zur Wahl Macrons auf, andere protestieren gegen Le Pen, wieder andere wollen „weder noch“.
Damit steigt die Gefahr eines Le Pen-Siegs. Denn wenn die Gewerkschafter beim entscheidenden 2. Wahlgang am kommenden Sonntag zu Hause bleiben, könnten Macrons entscheidende Stimmen fehlen.
In Deutschland gibt man schon jetzt dem Linken Mélenchon die Schuld. Denn der hat tagelang geschwiegen und nicht zur Wahl Macrons aufgefordert, wie es das deutsche Establishment fordert.
Doch nun stellte Mélenchon klar, dass es ein „schrecklicher Fehler“ wäre, Le Pen (Tochter) zu wählen. Ihm wird man die Schuld für einen möglichen Rechtsruck also kaum geben können.
Das Problem liegt eher in den zersplitterten, schwachen und teilweise sektiererischen Gewerkschaften – und bei Macron selbst. Denn der boxte als Wirtschaftsminister unpopuläre Arbeitsmarktreformen durch.
Dafür wird er zwar in Deutschland gefeiert. Doch in Frankreich brachte er die Gewerkschaften auf die Barrikaden. Das wirkt nun nach – und könnte sich noch bitter rächen...
Baer
2. Mai 2017 @ 09:39
@Nemschak, lieber Herr Nemschak, was Frankreich zu tun hat haben wir weder zu beurteilen noch zu postulieren. Wieso mischt sich eigentlich jeder in die inneren Angelegenheiten eines anderen Landes ein? Frankreich muß , Russland muß,
Griechenland muß…
Auch Deutschland müß, aber darauf kommt offensichtlich keiner mehr.
Die Median haben ganze Arbeit geleistet!!
Mir wäre LePen nicht unangenehm, dann würde sich endlich was bewegen,aber davor zittern ja de Eliten ,und das zurecht.
Peter Nemschak
2. Mai 2017 @ 12:40
Ich werde doch wohl eine Meinung zur Welt haben dürfen. Sie haben auch eine, selbst wenn sie sich meistens mit meiner nicht deckt. Was wollen Sie alles bewegen? Le Pen ist konfus und gegen die Freiheit.Mir reicht das.
hintermbusch
2. Mai 2017 @ 09:24
Es gibt keine Parteinahme der französischen Linken für Le Pen, aber prominente Ankündigungen einer „freudigen“ Enthaltung: http://yetiblog.org/index.php?post/2413
Teile der Republikaner laufen dagegen offen zum FN über. Marine Le Pen hat sich den Spaß erlaubt, Auszüge einer Rede von Fillon Wort für Wort zu wiederholen. Deutsche Medien halten das für empörend. Dabei ist es doch einfach nur informativ. Vielleicht gerade deshalb die Empörung?
Trotzdem wird es IMHO für Le Pen nicht reichen, was wahrscheinlich auch besser ist für Frankreich. Die Musik spielt im 3. Wahlgang, den Parlamentswahlen.
Mélenchon will angeblich so stark abschneiden, dass Macron ihn zum Premierminister ernennen muss. Das ist nur zum Teil als Spaß zu verstehen. Mélenchon hat gezeigt, dass mit ihm nicht zu spaßen, sondern zu rechnen ist.
Peter Nemschak
2. Mai 2017 @ 08:50
Mittlerweile ist auch der rechte reaktionäre bürgerliche Rand zu Le Pen überlaufsgefährdet. Erstaunlich, dass Frankreich seit der Revolution eine gespaltene Nation geblieben ist während andere Länder, vor allem in Nordeuropa, Konsensualdemokratien hervorgebracht haben.. .
ebo
2. Mai 2017 @ 09:06
Was ist daran erstaunlich? Schauen Sie mal nach Amerika, dort ist die Spaltung mindestens genauso groß…
Peter Nemschak
2. Mai 2017 @ 09:48
Kanada scheint anders als die USA zu ticken, ebenso Australien.
ebo
2. Mai 2017 @ 09:51
Korrekt, und Frankreich tickt anders als Deutschland 🙂 (Von Österreich ganz zu schweigen, wo die etablierten Parteien hja genau wie in Frankreich am Boden liegen)
hintermbusch
2. Mai 2017 @ 09:34
Der übergroße Konsens, u.a. in Schweden, ist ein eindeutiges Zeichen für Illiberalität. Die Schweden werden vom Staat geknebelt und trauen sich nicht, ihre Meinung zu sagen. Das ist die Ursache für die Entstehung der perversen Schweden-Krimis: nur das Unterbewusste rebelliert gegen die offizielle Moral.
Schon im benachbarten Dänemark regiert die populistische Volkspartei seit Jahren direkt oder indirekt mit. Es ist völlig unangemessen, die skandinavischen Länder über einen Kamm zu scheren.
Reinhard
2. Mai 2017 @ 10:43
Diese „Konsensualdemokratie“ ist eine Fassade, die die fortbestehenden Klassenunterschiede verdeckt. Sie dürfte mit dem Verfall des Sozialstaats auch in NL, DK, Schweden etc. den Bach runtergehen, und das wäre zumindest ehrlich. Man erlebt den VErfall dieses „demokratischen Grundkonsenses“ gerade in Polen, wo sich Regierungsmehrheit und Opposition beschimpfen wie die Kesselflicker, und wo die Liberalen händeringend bemüht sind, den „liberalen Konsens“ aufrechtzuerhalten. Pustekuchen, die Kaczynskis tun ihnen den Gefallen nicht.
Peter Nemschak
1. Mai 2017 @ 21:14
Die französischen Gewerkschaften haben bisher ein modernes Arbeitsrecht verhindert. Frankreich muss bei der Sozialpartnerschaft neue Wege gehen.
Oudejans
1. Mai 2017 @ 22:24
Sehr richtig. Der französische arme Teufel hat noch zu viel Muße, die zum Nachdenken mißbraucht wird. Der deutsche arme Teufel kommt gar nicht auf die Idee – weil er ab 17 Uhr eine volksgesunde Müdigkeit spürt.
Sozial ist, was Müdigkeit schafft. So bleiben dem Gros auch die teuren Golfgebühren erspart.
Oudejans
1. Mai 2017 @ 21:11
Das Kanzleramt könnte den Herrn Bundesjustizminister auslaien, der kann (für den Fall, daß Einzelfranzosen Anweisungen auf deutsch nicht verstehen) französisch und kennt sich mit rechts tiptop aus. Wir brauchen die Charles de Gaulle für England.