Kein Scherz: Davos will “Vertrauen wieder herstellen”
Mitten in der schwersten Krise seit dem Ende des Kalten Kriegs will die westliche Elite in Davos das “Vertrauen wiederherstellen”. Klingt wie ein Witz, ist aber (tod)ernst gemeint.
English version here (Substack)
Das kann man sich nicht ausdenken: Mitten in der schwersten Krise seit dem Ende des Kalten Kriegs wollen die dafür verantwortlichen Eliten das “Vertrauen wieder herstellen”.
Als Hauptredner fungieren ausgerechnet diejenigen, die die Krise ganz wesentlich mitverschulden: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj und Israels Präsident Isaac Herzog.
Selenskyj verliert gerade das Vertrauen seiner eigenen Bürger. Und Herzog steht für ein Land, das das Vertrauen der halben Welt verloren hat – Israel muß sich wegen des Vorwurfs des Völkermords verantworten.
Echte Antworten auf die Vertrauenskrise sind daher aus Davos nicht zu erwarten. Dies gilt auch für EUropa. In der EU hat die Vertrauenskrise ein nie dagewesenes Ausmaß erreicht.
Regierungsfeindliche Proteste gibt es nicht nur in Deutschland, sondern auch in Spanien und Polen. In Italien, Schweden und in den Niederlanden hat die Krise Rechtspopulisten und Nationalisten zur Macht verholfen.
In Frankreich versucht Präsident Macron, seine EU-freundliche Politik mit einer neuen Regierung zu retten. Dennoch deuten die Umfragen auf einen Sieg der Nationalisten bei der Europawahl.
Das ist schon keine Vertrauenskrise mehr, sondern eine Krise der Legitimität. Sie kann jederzeit in eine Systemkrise umschlagen – die Liberalen im EU-Parlament warnen schon vor einer “unregierbaren” EU.
Dass diese Krise ausgerechnet in Davos gelöst werden könnte, ist ein Treppenwitz der Geschichte. Es zeigt, dass die Eliten und die ihnen verbundenen Experten völlig abgehoben sind.
Die Veranstaltung ist dennoch ernst zu nehmen. Denn dort geht es auch um Krieg und Frieden; die westlichen “Führer” schwören “ihre” Völker auf lange, wenn nicht endlose Kriege ein…
Siehe auch “Die neue EU-Krise: Das Vertrauen ist erschüttert”
P.S. Die Entwicklungsorganisation Oxfam beklagt, unter den Kriegen und der Inflation der vergangenen Monate litten vor allem arme Menschen, die zuletzt noch ärmer geworden seien. Die fünf Reichsten der Welt – allesamt Männer – hätten ihr Vermögen seit 2020 dagegen mehr als verdoppelt. Auch das erschüttert das Vertrauen…
Karl
16. Januar 2024 @ 11:18
Nach ihrem Versagen in der Corona-Krise sollten sie zugeben, dass sie es nicht können – aber auch das können sie nicht: eine fatale Falle, in der sie sitzen.
Helmut Höft
16. Januar 2024 @ 11:16
Das PS (Oxfam) bringt es auf den Punkt! Davos war schon immer geradezu widerlich!
KK
16. Januar 2024 @ 12:09
Davos – da wos richtig teuer ist, und einmal jährlich dem Normalbürger unterhalb der oberen Zehntausend an den Kragen und vor allem die Brieftasche geht… und durch Kriegshetze nun auch potentiell ans Leben.
Arthur Dent
16. Januar 2024 @ 09:08
Achtung Doppeldenk! Wenn von Stabilität und Vertrauen gesprochen wird, ist der “Normalsterbliche” gar nicht gemeint. Es geht immer um Stabilität und Vertrauen für Investoren (Spekulanten), das wieder hergestellt werden soll. Für Karl und Lieschen bedeutet das unruhige Zeiten. Sie sollen Lohn- und Rentenverzicht üben, länger arbeiten, höhere Mieten bezahlen und die Dinge des täglichen Bedarfs werden immer teurer. Ist aber alles ganz alternativlos – deshalb immer brav die Mitte wählen!
Art Vanderley
15. Januar 2024 @ 20:34
„die westlichen „Führer“ schwören „ihre“ Völker auf lange, wenn nicht endlose Kriege ein…“
Ein Hauch von Orwell weht durchs Land.., neben politisch korrektem Neusprech, Big Data und dem Verbot von menschlichen Beziehungen, jetzt auch der stete Krieg der „Kontinente“- alles als überspitzte Symbole zu verstehen die aktuelle Entwicklungen genial vorhergesagt haben.
„Die fünf Reichsten der Welt – allesamt Männer – hätten ihr Vermögen seit 2020 dagegen mehr als verdoppelt. “
Krass ist hier noch eine krasse Verharmlosung- und die Union hetzt gegen sozial Schwächere und damit indirekt auch gegen Arbeitnehmer und kleine Selbstständige, auch wenn viele davon zu blöd sind das zu begreifen.
Bei den reichen Männern kann man sicher sein daß es genug Frauen gibt die sich brennend für sie interessieren weil sie reich sind, und bei vielen dieser Reichen diejenigen sind die tatsächlich zuhause die Hosen an haben und sie immer wieder antreiben noch mehr davon ins Haus zu schaffen.
„Die Ehe ist die sozial akzeptierte Form der Prostitution.“ (Martina Schwarzmann, Kabarettistin, und auch das ist eine Überspitzung)
KK
16. Januar 2024 @ 12:11
“Ein Hauch Orwell”? Ein “Hauch” ist das schon lange nicht mehr, der Hauch hat sich längst zu einem Orkan entwickelt…
Art Vanderley
16. Januar 2024 @ 21:00
Noch gibt es demokratische Windbrecher….
Monika
15. Januar 2024 @ 18:09
” Der Totalitarismus baut sich seinen Staat”
Diesen Vortrag des Philosophen Dr. Michael Andrick anlässlich einer Veranstaltung des Netzwerks kritischer Richter und Staatsanwälte kann ich zum obigen Thema nur empfehlen.
https://www.youtube.com/watch?v=QJ1pkc1PTRg