Kein Plan B wie Brexit
Bisher war der Brexit in Brüssel kein Thema. Man könnte ja schlafende Hunde wecken, so die Sorge der EU-Politiker. Doch nun gab es ein Geheimtreffen und eine öffentliche Debatte – aber keinen Plan.
Das geheime Treffen fand offenbar auf Wunsch von Kommissionschef Juncker statt. Mit dabei waren Vertreter Deutschlands, Frankreichs und anderer EU-Staaten (welche? top secret!).
Bei der Sitzung, die bereits am Montag stattfand, sei es darum gegangen, wie in man in den ersten Stunden nach einem Ja beim Referendum im Juni vorgehen würde, meldet “Reuters”.
Ein Nein, also ein Brexit, war dagegen kein Thema. Schließlich gebe es ja auch keinen “Plan B” für Großbritannien, erklärte ein EU-Sprecher. Ach so, na klar. Es gibt ja nie einen “Plan B”.
Genauso einseitig eine Debatte des liberalen britischen Thinktanks “Open Europe” in Brüssel. Dort gab es fast nur Argumente für einen Brexit. Vielleicht braucht die EU ja doch einen “Plan B”?
Peter Nemschak
26. Mai 2016 @ 13:16
Unmittelbar betroffen wäre die EZB, die sich sicher schon überlegt hat, wie sie im Falle des Falles exzessive Währungsschwankungen ausgleichen will. Der Rest kann in Ruhe überlegt werden. Wo ist die Logik, dass die Banken plötzlich insolvent werden?
kaush
26. Mai 2016 @ 12:45
Ein guter Kommentar zur Panikmache der Elite:
“Camerons Panik – “Selbstzerstörung””
“In vier Wochen findet die Abstimmung über den Verbleib Großbritanniens in der EU statt. Den Euro können die Briten dabei nicht verlieren, denn den haben sie vorsichtshalber nicht angenommen.
Auch sonst werden sie wohl nichts verlieren, sondern eher viel gewinnen.
David Cameron hätte nach dem Brexit jährlich rund 5 Milliarden Euro mehr in der Staatskasse. So viel liefern die Briten nämlich pro Jahr netto bei der EU ab, obwohl sie als Europameister im Aushandeln von EU-Rabatten sowieso schon viel billiger davonkommen als Deutschland.
Export und Import innerhalb der EU machen nur ungefähr ein Siebentel des gesamten Außenhandels der Briten aus – und ihr seit rund 30 Jahren ununterbrochen bestehendes Außenhandelsdefizit entsteht durch Importe von Volkswirtschaften außerhalb der EU.
Daran würde sich durch einen EU-Austritt voraussichtlich kurzfristig gar nichts ändern. Dass die Kommissare in Brüssel so bescheuert wären, die Insel mit massiven Zöllen für den Austritt zu bestrafen, kann ich mir nicht vorstellen. Kleinere Verschiebungen der innergemeinschaftlichen Handelsströme könnten sich mit der Zeit einstellen, doch um die von Cameron an die Wand gemalten 500.000 Jobs tatsächlich zu verlieren, müsste der gesamte Export Großbritanniens in die EU vollständig und ersatzlos wegfallen – und dafür (weder für “vollständig”, noch für “ersatzlos”) gibt es nicht den geringsten Hinweis…
(…)
Der Wunsch der Eliten, Großbritannien in der EU zu halten, hat zwei wesentliche Ursachen:
1. Die Innenpolitik -das Spiel über Bande
Was eine britische Regierung der Bevölkerung an Grausamkeiten nicht selbst antun will, wird im Rat in Brüssel beschlossen und von der Kommission verfügt. Ein nicht unerheblicher Teil der Ressentiments der Engländer gegen die EU ist darin begründet, dass dieser Taschenspielertrick viel zu wenig durchschaut wird.
2. Die Außenpolitik – der britische Einfluss auf alle europäischen Entscheidungen
Die EU-Mitgliedschaft, zu Sonderkonditionen und ohne den Euro ist die bequemste Möglichkeit, von London aus daran arbeiten zu können, dass die übrigen 27 Mitgliedsstaaten eine Politik im Sinne Londons (und Washingtons) betreiben. Fällt das weg, wird die Großmachtrolle der Briten deutlich schwieriger und vor allem teurer. Frankreich, Italien und Deutschland für die eigenen Ziele einspannen zu können, ist ein Bonus, den Cameron nicht verspielen darf.
Nein. Die Sorge, es könnte den Menschen auf der Insel wirtschaftlich schlechter gehen, ist ein schlampig inszeniertes Schmierentheater. Die Menschen sind – auch in diesem Fall – vollkommen egal. Aber sie müssen in Panik geraten, um ihre Freiheit weiter für eine vermeintliche Sicherheit beschneiden zu lassen.
Camerons Panik ist Panikmache.”
http://www.egon-w-kreutzer.de/003/tk160524.html
S.B.
26. Mai 2016 @ 11:45
Ich habe so allmählich den Eindruck, dass die EU nicht nur keinen Plan B hat, sondern gar keinen Plan. Ach doch, einen hat sie unbestritten: Die insolventen Banken zu retten und Großkonzerne per nebulöser Freihandelsabkommen zu bevorteilen. Wenn das alles ist, dann Tschüss EU!
Skyjumper
26. Mai 2016 @ 11:38
” Vielleicht braucht die EU ja doch einen „Plan B“?”
Ironie ON:
Wieso das denn? Allgemein übliche Denkweise der Politikerkaste ist doch schließlich das nicht sein wird was nicht sein darf. Also kommt es auch nicht zum Brexit. An dieser angenehmen Tradition wollen wir doch bitte schön nichts ändern.
Sollte es entgegen der politischen Meinung (was ja nicht geht) doch zum Brexit kommen betrifft das ja nur die Briten. Nur die haben Nachteile davon. Für den Klub der dann 27 ändert sich per Direktrive einfach nichts.
Ironie OFF