Junckers „Monster“: Hat Oettinger getrickst?

Die umstrittene Blitz-Beförderung von Junckers deutschem Kabinettschef Selmayr zum Generalsekretär der EU-Kommission hat ein Nachspiel. Laut „Libération“ ist es dabei nicht mit rechten Dingen zugegangen.

Die Beförderungs-Regeln seien verletzt worden, schreibt J. Quatremer in „Libération“. Juncker hätte Selmayr nicht zum Generalsekretär der Kommission machen dürfen – jedenfalls nicht so schnell.

Denn der CDU-nahe deutsche Jurist, Spitzname „Monster vom Berlaymont“, war nie im Verwaltungsdienst der EU-Kommission tätig. Er war Sprecher, Berater und Kabinettschef – aber nicht Laufbahn-Beamter.

Zudem habe er sich zuerst um den Posten des stellvertretenden Generaldirektors beworben. Wenige Minuten später sei er zum Generaldirektor befördert worden – eine überaus merkwürdige Prozedur.

Quatremer spricht von einem „Komplott“, auch viele andere EU-Korrespondenten haben Zweifel. Doch die Kommission blockt ab. Nicht nur Juncker, sondern alle Kommissare hätten zugestimmt – auch Oettinger.

Dabei sei Merkels Mann in Brüssel allerdings nicht in die Details eingeweiht gewesen, so „Libération“. Wenn dem so wäre, so hätte er seinen Job verfehlt – denn er ist auch zuständig für „Human Resources“.

Wahrscheinlicher ist, dass Juncker und Oettinger getrickst haben. Offenbar wollten sie Selmayr von vornherein zum Generalsekretär befördern und mögliche Gegenkandidaten ausschalten.

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Siehe auch „Junckers deutsche Seilschaft“