Juncker und andere Stimmen gegen den Rüstungswahn
Ganz EUropa spricht von Aufrüstung und Krieg. Ganz EUropa? Nein, es gibt noch ein paar abweichende Stimmen – etwa der frühere Kommissionspräsident Juncker.
“Ich fühle mich mit der Aufrüstungsrhetorik nicht wohl”, sagte Juncker dem “Luxemburger Wort”. Die EU müsse aufpassen, dass sie sich nicht selbst in einen Krieg hineinrede. Zuvor hatte Juncker erklärt, dass die Ukraine nicht reif für einen EU-Beitritt sei, auch nicht für die Nato.
Ähnliche Töne kommen vom scheidenden SPD-Fraktionschef Mützenich in der “Berliner Zeitung”. Er kritisiert den rein militärischen Ansatz der Europäer in der Ukraine: Man müsse „über den Tellerrand der gegenwärtigen Debatte hinausdenken“.
„Bei den aktuellen Gesprächen über ein mögliches Ende des Krieges scheinen die Europäer bislang nur Zaungäste zu sein – nicht zuletzt, weil nur wenige in Europa von Beginn an einen breiteren Ansatz wagten“, kritisiert Mützenich.
„Umso dringlicher ist es, dass die EU nun eine gemeinsame Strategie und einen kohärenten Plan entwickelt, wie der Krieg auch unter Berücksichtigung europäischer und ukrainischer Interessen beendet werden kann.“
Doch dafür gibt es bisher keine Anzeichen. Im Gegenteil – die Kriegshysterie wird immer größer, die EU-Kommission und das Parlament feuern den Rüstungswahn nach Kräften an. Selbst die Gespräche über einen Waffenstillstand werden für Hetze genutzt…
…während Kritiker wie Yanis Varoufakis ausgegrenzt werden. In Berlin darf der ehemalige Finanzminister Griechenlands nicht einmal mehr auftreten – wegen seines Engagements für die Palästinenser. Bei einem Besuch in Brüssel nahm er aber kein Blatt vor den Mund.
“Die Aufrüstung Europas ist die nächste große Dummheit der Europäischen Union”, sagte Varoufakis in einem Interview mit Euronews. Die Aufrüstung werde “das soziale Gefüge auflösen”, ohne die europäische Sicherheit zu gewährleisten.
“Es ist eine Art, Europa unter dem Deckmantel einer Stärkung zu schwächen”.…
Siehe auch EU-Parlament fordert Maßnahmen “wie in Kriegszeiten” und “Merkel rückt von Merz und Selenskyj ab“
P.S. Varoufakis hat in Brüssel überraschend viele Anhänger. Sein Auftritt im ausverkauften “Théatre National” steht hier (Youtoube)
Heidi Walter
17. März 2025 @ 15:55
“Wir beschließen etwas, stellen das dann in den Raum und warten einige Zeit ab, was passiert. Wenn es dann kein großes Geschrei gibt und keine Aufstände, weil die meisten gar nicht begreifen, was da beschlossen wurde, dann machen wir weiter – Schritt für Schritt, bis es kein Zurück mehr gibt.” und “Wenn es ernst wird, muss man lügen.” Jean-Claude Juncker. Das traue ich ihm und Merkel ohne weiteres zu, wie auch dem Rest vom Club Der Unfähigen, allen voran Merz. Erinnert euch, was George Friedman schon 2014 vor dem Chicago Council on Global Affairs gesagt hat http://www.telepolis.de/features/Die-Aufrechterhaltung-eines-starken-Keils-zwischen-Deutschland-und-Russland-7286781.html?seite=all
Monika
14. März 2025 @ 23:32
Habe heute ein Diskussionsforum des Landeskomitees der Katholiken in Bayern verfolgt: Nukleare Aufrüstung -ein Schutzschild für Europa?
Den ersten der drei je 20 minütigen Impulsvorträge vor der Diskussion hielt der „Chef“ der EVP, Manfred Weber. Das Gruseligste am Vortrag des „anerkannten Verantwortungsethiker“ (der aber einen glasklaren Gesinnungsethiker abgibt) war die Unbedingtheit seines „Glaubens“. Nicht im religiösen Sinne, sondern die „Fakten“, an die er felsenfest glaubt. Jeder hätte eine Grundsehnsucht nach Frieden, ABER ein atomarer Schirm zur Abschreckung sei unabddingbar, Putin wolle sich jetzt die Ukraine einverleiben, und dann wird er das Baltikum oder Polen angreifen. Nur gleichwertige Potenz könne ihn in Schach halten, und ja, es wäre eine existentielle Auseinandersetzung der westlichen Werte gegen skrupellose Schurkenstaaten, für die Verteidigung der Freiheit und des westlichen Lebensstils müsse alles auf eine Karte gesetzt werden. Die Zeit der Diskussionen sei vorbei, es braucht Taten nicht Worte, Frankreichs Angebot seinen Souveränitätsanspruch zu erweitern müssen wir annehmen. Das gezeigte Appeasement gegen das imperiale Russland war ein schwerer Fehler, ein Obsiegen Russlands würde weltweit Oligarchen und Diktatoren motivieren es ihm (Putin) gleich zu tun. usw.
Dieser Mann ist von seinen Annahmen über die Wirklichkeit dermaßen überzeugt, dass er nicht mehr in der Lage ist, abweichende Realität als solche zu begreifen.
Leider ist er nicht alleine, sondern in einer sich selbst verstärkenden politischen Echokammer gefangen, die diese Art der Wahrnehmung gnadenlos wahnhaft verstärkt und diesen Wahnsinn in selbstpostulierten politischen Auftrag gießt. Es gibt nur Schwarz contra Weiß, Graustufen oder ein „sowohl als auch“ sind völlig außerhalb des Vorstellungsvermögens.
Solch psychischer Zustand ist brandgefährlich und muss durch steten Widerspruch relativiert werden.
Die Presse wäre an dieser Stelle gefordert, nimmt sich jedoch dieser Aufgabe viel zu zögerlich an.
Frieden wie Krieg MUSS GEWOLLT WERDEN!
KK
15. März 2025 @ 02:18
Was ist die westliche “Freiheit” eigentlich wert, wenn sich diese Freiheit immer weniger leisten können? Freiheit auszuleben hierzulande heisst, auch Geld dafür zu haben. Freiheit muss man sich leisten können.
Bei immer weiter und immer schneller steigenden Mieten, steigenden Lebensmittelpreisen und letztlich auch stetig durch sogenannten “Klimamassnahmen” künstlich völlig überteuerte Energie – letztlich in erster Linie alles nur Umverteilung von unten nach oben – brauchen immer mehr Menschen inzwischen jeden Cent fürs nackte Leben in dieser “Freiheit”!
Manfred Weber muss sich darüber sicher keine Gedanken machen, und die anderen Hanseln und Greteln, die in unseren Regierungen und Parlamenten herumwursteln, auch nicht!
Aber die werden alle auch nie für ihre “Freiheit” kämpfen – da werden immer andere vorgeschickt, die ihre Köpfe hinhalten müssen!
Guido B.
15. März 2025 @ 08:25
Europa ist traumatisiert von der eigenen Propaganda. „Putin“ und „Russland“ sind heute Triggerwörter für Panikattacken. Russland hat einen konventionellen militärischen Konflikt mit einem benachbarten Nicht-EU-Land, und Europa reagiert, als hätte Russland 100 Atomraketen auf ihr Territorium abgefeuert. Krank. Geisteskrank. Kollektiver Wahnsinn.
KK
15. März 2025 @ 11:17
„Russland hat einen konventionellen militärischen Konflikt mit einem benachbarten Nicht-EU-Land…“
…nicht zuletzt auch deshalb, weil die EU an dem gespaltenen „benachbarten Nicht-EU-Land“ im Gefolge der USA derart zugunsten der dortigen nationalistischen Russlandhasser herumzerrt, dass Russland in diesen Konflikt regelrecht hereingetrieben wurde.
Dass die „unsere Werte verteidigende“ Ukraine vergangene Woche vom Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte wegen des Massakers im Gewerkschaftshaus in Odessa 2014 verurteilt wurde, findet auch in hiesigen Medien quasi nicht statt.
Arthur Dent
15. März 2025 @ 14:18
@Monika
Weiß er es denn mit hundertprozentiger Sicherheit? Oder nur zu 80 – 95 % (BND zur Labor-Hypothese Corona)? Oder ist es am Ende nur Vermutung? Oder hat er sich nur im Gehirn-Urwald seines eigenen Geistes verlaufen und findet nicht mehr heraus – darf nur denken, was alle anderen denken. Sonst wäre man ja Außenseiter? Statt komplex ist die Welt dann doch wieder übersichtlich und einfach.
KK
14. März 2025 @ 12:32
„Die EU müsse aufpassen, dass sie sich nicht selbst in einen Krieg hineinrede.“
Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen.
Ausser vielleicht, dass man die ganzen Kriegstrommler mal mit der Knute zwingen sollte, Paul Watzlawicks „Anleitung zum Unglücklichsein“ zu lesen, insbesondere die Passagen über die selbsterfüllende Prophezeihung.
Helmut Höft
14. März 2025 @ 10:29
Man kann Juncker und Varoufakis nur zu stimmen. Wenn das so weiter geht unterhält die €U am Ende auch noch >800 Militärstützpunkte weltweit. Ist das evtl. das Ziel? mC
Bogie
14. März 2025 @ 09:52
Mein Kommentar bezog sich auf Skyjumper; die Reply-Funktion hat womöglich nicht funktioniert.
Bogie
14. März 2025 @ 09:50
Nun – ohne mich jetzt selbst in Verschwörungstheorien zu verlieren – die US-Regierung, bzw. die von ihr beauftragten Geheimdienste, hören seit vielen Jahren den gesamten Telekommunikationsverkehr in EUropa, insbesondere aber den der Eliten und vor allem der aktuellen und zukünftigen Entscheidungsträger ab.
Ich bin sicher, leider ohne es belegen zu können, dass die Ergebnisse dieser Abhöraktionen den einen oder anderen Politiker dazu bewegen könnten, gelegentlich auch gegen die eigene Überzeugung zu handeln – um es mal vorsichtig auszudrücken.
Guido B.
14. März 2025 @ 08:08
Starke Staatsoberhäupter führen Dialoge und lösen Konflikte mit Deeskalation. Schwächlinge plustern sich auf und lösen Konflikte, indem sie Öl ins Feuer gießen. Selenski und seine unterwürfigen Verehrer sind Schwächlinge. Man muss sich langsam schon fragen, was Demokratien taugen, wenn in historischen Krisen nur Schwächlinge über die Zukunft eines Kontinents befinden.
Skyjumper
14. März 2025 @ 08:27
Gute Zeiten bringen schwache Männer hervor, schwache Männer bringen schwere Zeiten, schwere Zeiten fördern harte Männer und harte Männer bringen gute Zeiten.
Müßte man heute wohl geschlechtsneutral formulieren.
Skyjumper
14. März 2025 @ 07:50
Obwohl das eigentlich ein Hoffnungslicht ist – deprimiert mich dieser Artikel.
Deep State, Illuminati, Schattenregierung, Große Loge, Zionisten, Neue Weltordnung. Wenn man sich ein klein wenig in den Kaninchenbau waagt muss man schwer aufpassen nicht an dem Wahrheitsgehalt unseres Systems zu zweifeln und zu verzweifeln. Aber ich kann es mir nicht vorstellen, und ich möchte es mir nicht vorstellen.
Aber wie kommt es? Varoufakis nehme ich mal aus, aber von ihm mal abgesehen ist Juncker ja beileibe nicht der einzige. Ob nun in Deutschland, anderen europäischen Staaten, oder in den USA: Es gibt massenhaft Personen die NACH Beendigung ihrer politischen/öffentlichen Position genau das Kritisieren was sie, noch in Amt und Würden befindlich, eifrig mitgetragen und mitgestaltet haben. Warum? Was hat sie gehindert einen anderen Weg einzuschlagen als sie die Macht noch hatten?
Guido B.
14. März 2025 @ 09:22
Gute Frage. Konformitätsdruck? Angst vor Medienprügel und Shitstorms? Geldgier? Opportunismus? Üblicherweise macht ja niemand Karriere, der Dinge in Frage stellt. Karriere macht, wer rückgratlos sagt, was höhere Chargen hören wollen. Und höhere Chargen wollen nun mal nicht hören, was sie falsch machen. So wird im System immer ein Nachwuchs herangezüchtet, der gut darin ist, Wunschdenken und Zerrbilder der Realität zu reproduzieren.