Ist Weber schon abgeschrieben?

Kurz vor der Europawahl häufen sich Hinweise, dass Kanzlerin Angela Merkel “ihren” Spitzenkandidaten Manfred Weber schon abgeschrieben haben könnte. Offenbar spekuliert sie auf den Chefposten bei der EZB.

So meldet der “EU Observer”, dass Merkel bereits beim Sondergipfel in Sibiu vor einer Woche entsprechende Signale ausgesendet habe. “Deutschland macht Druck, damit der Präsident der Bundesbank, Jens Weidmann, auf Mario Draghi als Präsident der EZB nachfolgt”, berichtet der Insider-Dienst.

Auch die “Süddeutsche” schreibt über Weidmann. Seine Chancen auf die Nachfolge Draghis seien gestiegen – sofern die Franzosen den Posten des EU-Kommissionspräsidenten für sich beanspruchen. Dann müßte Manfred Weber weichen – und Merkel scheint dem nichts entgegenzusetzen.

Das hat sich sogar schon bis zur CSU in München herumgesprochen. Dort fürchtet man, dass Weber am Ende mit dem Posten des Parlamentspräsidenten abgespeist werden könnte. Genauso war es vor fünf Jahren dem damaligen SPD-Spitzenkandidaten Martin Schulz ergangen.

Fest steht, dass Merkel jede öffentliche Festlegung auf Weber vermieden hat. Umso offensiver tritt Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron auf. Er hat die Nominierung von Weber zum Nachfolger von Kommissionschef Jean-Claude Juncker bereits ausgeschlossen.

Die Entscheidung dürfte nicht bei der Europawahl fallen – sondern zwei Tage danach: Dann treffen sich Merkel, Macron und die anderen EU-Chefs zu einem Sondergipfel in Brüssel, um die Topjobs zu vergeben. Vielleicht erklärt Merkel bis dahin ja noch, was für sie Priorität genießt.

Will die Kanzlerin den Chefposten in der EU-Kommission – oder den Tobjob in der EZB, wo es um die Geldpolitik und das Vermögen der deutschen Sparer geht? Das dürfte nicht nur EU-Insider interessieren, sondern auch die Wähler…

Siehe auch “Die vier Favoriten – und ihre Macken”

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