Ist Nord-Mazedonien schon verloren?

Der Streit um die Erweiterung geht weiter. Frankreichs Staatschef Macron habe Nord-Mazedonien mit seinem “Non” zu Beitrittsgesprächen in die Krise gestürzt, heißt es im Europaparlament. Ist das Land schon verloren?

Auf den ersten Blick sieht es tatsächlich so aus. Ministerpräsident Zoran Zaev hat vorgezogene Neuwahlen angesetzt, der Ausgang ist ungewiß. Im April könnte es zu einem Machtwechsel kommen.

Allerdings heißt das noch nicht, dass die EU-Mitgliedschaft infrage gestellt würde. Staatschef Pendarovski hält an diesem “strategischen Ziel” fest, auch die Opposition stellt es nicht infrage.

Selbst die nationalistische Oppositionspartei VMRO wage es nicht, daran zu rütteln, schreibt die FAZ. Allerdings könnte sie, so sie die Wahl gewinnt, neuen Streit mit Griechenland anzetteln.

Dort regiert der Konservative Mitsotakis, der die Namensänderung in Nord-Mazedonien abgelehnt hat. Sein engster Verbündeter ist Manfred Weber, Fraktionschef der EVP im Europaparlament.

Die Konservativen und Nationalisten in Griechenland und Mazedonien waren es, die den Weg in die EU verbaut haben. Erst der linke griechische Ex-Premier Tsipras räumte die Namens-Hürde beiseite.

Das sollte man im Hinterkopf behalten, wenn Weber & Co. heute Macron attackieren. Sie malen ein düsteres Bild, um vom eigenen, jahrelangen Versagen abzulenken.

Laut FAZ ist zudem nicht ausgemacht, dass die VMRO die Macht übernimmt. Regierungschef Zaev gibt sich optimistisch – er gibt sein Land (und die EU) noch längst nicht verloren.

Außerdem ist da noch die Nato. Sie wird Nord-Mazedonien 2020 aufnehmen – auch wenn die Mehrheit der Nord-Mazedonier das vermutlich immer noch ablehnen.

Es ist eine Niederlage für Russland, das jahrelang gegen den Nato-Beitritt polemisiert hatte. Wenn überhaupt, dann ist Mazedonien wohl für Moskau verloren…

Siehe auch “Macron-Bashing ist schwer en vogue”