Irland will mehr Steuerdumping
Für US-Konzerne wie Apple oder Facebook ist Irland schon ein Steuerparadies. Doch das reicht offenbar nicht: Laut “New York Times” plant die Insel eine neue Flatrate für “innovative” Konzerne.
Sie soll nur 6,25 Prozent betragen (also halb so viel wie der übliche, schon günstige Steuersatz) und für Patente und anderes geistiges Eigentum gelten. Offenbar will Dublin so neue Kunden anziehen.
Das Problem ist, dass die EU eigentlich gerade gegen Steuerdumping vorgehen will. Und dass die Bürger Irlands immer noch die Zeche für die “Eurorettung” des Landes zahlen.
Nun rächt es sich, dass die Troika “vergessen” hat, faire Steuersätze zur Bedingung für Finanzhilfen zu machen. Banken und die Geschäftsmodelle der US-konzerne wurden gerettet, der Rest ist Schweigen…
Mehr zur Eurokrise hier, zum Steuerdumping hier
Andreas
14. Oktober 2015 @ 09:06
Da hat sich dann seit Shakespeare nichts geändert… (Wittgenstein hat ergänzt: Worüber man nicht reden kann, darüber soll man schweigen). Das ist nur das (Nemschak)-Modell des Wettbewerbs von National-Ökonomien, eingebettet in ein imperiales Wirtschafts- und Geldsystem, dominiert von USD, IWF, Washington-Consensus und Tomahawks (und einer langen Reihe Arschkriecher). Der Form halber: da alles menschliche Leben (insbesondere seine “Freiheit”) kontingent ist, können wir nicht wissen, ob es auf andere Weise besser wäre (das ist ja die Sichtweise der Konservativen, die uns allerdings nebenbei der Kontingenz beraubt, daher alles Gerede über Freiheit von Konservativen an einem grundsätzlichen Problem leidet, das im Kern philosophisch ist, aber überall sonst äußerst praktisch). Wir wissen nur, dass es auf andere Weise anders wäre, wahr deswegen, weil tautologisch. Also noch einmal Shakespeare: wie es euch gefällt… Denn: “Entweder ihr widersteht, oder ihr werdet eurer Existenz beraubt” (sinngemäß, gestern auf Arte aufgeschnappt). Als Sklave überlebt der Mensch (wenigstens) wenn auch um den Preis seiner Menschheit (im Sinne z.B. Kants). Es ist natürlich auch ein ästhetisches Problem: Groß ist fragil und hässlich, meint Taleb. Die riesigen Konzerne (im oben genannten Rahmen) häufen riesige Risiken an (und fragilisieren das System: Krankheiten, Umwelt, Finanzcrashs usw.), für vergleichsweise kleine Gewinne, so Taleb. Die Risiken löffeln wir dann alle aus, die (kleinen) Gewinne werden möglichst ungleich verteilt, denn gleich sind die Menschen nur zweimal: im Anfang und im Angesicht von Thanatos (und dazwischen sind sie “frei”, den Platz auszufüllen, der ihnen zufiel, so der konservative Diskurs). Die antastbare Würde muss ein jeder Mensch selbst verteidigen, schon im Kampf, plakativ gesprochen, gegen das Über-Ich. § 1 und § 2 GG sind zusammen ein Paradox, siehe Rede zur Feier. Also wessen Würde wird durch diese Steuersätze geschützt: die der Sieger in einem Nullsummenspiel. Und wer sind die Sieger: nun, der Teufel scheißt immer auf den größten Haufen….
Peter Nemschak
14. Oktober 2015 @ 08:41
Was stört ist, dass die Diskussion um Steuerwettbewerb unehrlich und scheinheilig geführt wird. Letztlich, so vermute ich, wird nach ewig langer Diskussion ein gemeinsamer Mindeststeuersatz auf niedrigem Niveau herauskommen, von dem auch die lokalen Klein- und Mittelbetriebe profitieren werden. Man soll sich nichts vormachen: letztlich landen die Steuern stets beim Konsumenten bzw. Endinvestor. Im übrigen gibt es auch durchaus wünschenswerte Instrumente im Standortwettbewerb. Dazu gehören eine gute Infrastruktur (Verkehr, Bildung, Sicherheit), Lebensqualität für international mobile Mitarbeiter, eine wirtschaftsfreundliche Bürokratie, eine mäßige persönliche Besteuerung u.a.m. Auch was die Mobilität von Arbeitskräften betrifft, sind noch einige Hürden zu beseitigen. Da gibt es große Unterschiede (Beispiel: Pensionssysteme) in der EU. Insgesamt geht es darum, den Standort Europa für Investoren attraktiv zu gestalten.