In Trumps Falle getappt – schon wieder

Präsident Macron und Kanzlerin Merkel waren vorgewarnt. Schon ihre Reisen nach Washington im April wurden zum Fiasko. Dennoch flogen sie zum G-7-Gipfel nach Kanada – und tappten erneut in die Falle. 

Erst führte sie Trump mit dem Russland-Trick vor. Dann hielt er ihnen Standpauken über Handelspolitik und Exportüberschüsse. Und nach dem Ende des Gipfels zerriss er die gemeinsame Erklärung in der Luft – per Tweet.

Unmöglich ist das, unverschämt und unberechenbar. Doch völlig unerwartet kam es nicht. Macron und Merkel waren vorgewarnt, aber offenbar nicht gut vorbereitet. Sonst hätte sie Trump sie nicht so kalt erwischt.

Eine gut vorbereitete EU hätte den Russland-Trick kommen sehen – schließlich wird schon lange über eine Rückkehr in die G-8 diskutiert. Sie hätte darauf mit einem “Ja, aber” antworten können – statt sofort Nein zu sagen.

Eine gut vorbereitete EU hätte auch absehen können, dass das Gipfel-Kommuniqué platzt. Statt sich auf Erklärungen zu zu fixieren, an die sich eh’ niemand hält, hätte man sich auf wichtigere Dinge verlegen können.

Warum haben Macron und Merkel dies nicht getan? Es gibt drei mögliche Erklärungen: Weil sie an die transatlantischen Beziehungen glauben, weil sie taktisch vorgehen wollten, oder weil sie sich nicht einig sind.

In meinen Augen rechtfertigt nur Taktik das europäische Vorgehen. Man wollte nicht als Spielverderber dastehen, sondern Trump die Schuld zuweisen. Diese Taktik ist aufgegangen – aber um einen hohen Preis: die G-7 sind tot.

Sollten sich die EUropäer dagegen an die transatlantische Kooperation klammern (wofür die Weigerung spricht, Russland aufzunehmen), so sieht es finster aus. Denn Trump ist gerade dabei, sie systematisch kaputt zu machen.

Wenn das Verhalten hingegen auf fehlende Einheit zurückzuführen sein sollte – und auch dafür spricht einiges – so müssen wir jetzt mit dem Schlimmsten rechnen. Denn Trump zielt nun eindeutig auf die deutsche Autoindustrie.

Die Autolobby fordert bereits, ihm weit entgegenzukommen. Wenn Merkel das mitmacht, droht nicht nur Krach mit Macron – sondern auch eine schleichende Kapitulation vor dem neuen amerikanischen Dominanzstreben.

Ach ja, die Italiener waren ja auch noch da. Trump fand den neuen Premier Conte so toll, dass er ihn gleich ins Weiße Haus eingeladen hat. Ob es ihm dort besser ergehen wird als Macron und Merkel?

Siehe auch “Die Transatlantiker haben verloren” und “Ziemlich beste Feinde”

WATCHLIST:

  • Bei der Plenarsitzung des EU-Parlaments in Straßburg soll es zweimal gegen Frankreich gehen. Erst wollen die Abgeordneten den Parlamentssitz Straßburg absägen, dann (am Mittwoch) will der holländische Premier Rutte erklären, warum er Macrons Vorschläge zur EU-Reform ablehnt.

WAS FEHLT:

  • Eine Einigung mit Frankreich zur EU-Reform. Die beiden Finanzminister Scholz und Le Maire sprechen zwar von “Fortschritten”. doch von einer gemeinsamen “Roadmap”, wie sie im Mai versprochen wurde, sind die noch weit entfernt. Und das ist schon die Schrumpfvariante des “Aufbruchs” für EUropa…

Siehe auch “Die Euro-Reform schrumpft zur Roadmap”