Trumps Truppen: Abzug als Chance
US-Präsident Trump macht seine Drohung wahr und zieht Truppen sowie das Europa-Kommando aus Deutschland ab. Es soll eine Strafe sein, ist in Wahrheit aber eine Riesenchance.
Militärisch haben die 12.000 US-Soldaten längst ihre Bedeutung verloren. Oder hat jemand den Eindruck, daß der Abzug die Sicherheit Deutschlands gefährde?
Politisch hingegen sind sie zur Belastung geworden. Trump nutzt seine Truppen, um Deutschland zu erpressen, doch nach dem Abzug ist dieser Spuk endlich vorbei.
Dass Trump einen Teil der Soldaten nach Belgien oder Italien verlegt, zeigt, was von seinem Argument zu halten ist, Deutschland zahle zu wenig für die Verteidigung : nichts.
Denn Belgien und Italien zahlen noch weniger. Trotzdem fürchtet sich niemand vor einem Einmarsch der Russen oder Chinesen.
Hier liegt denn auch die erste Chance : Macht endlich Schluss mit der Zahlenfuchserei, streicht das Zwei-Prozent-Ziel und setzt wieder auf Kooperation und Abrüstung! Der Kalte Krieg ist vorbei, ein Helmut Kohl hätte diese Gelegenheit mutig ergriffen.
Die zweite Chance betrifft die EU. Sie könnte Trumps Spaltungsversuch nutzen, um auch sicherheitspolitisch enger zusammen zu rücken und sich von den USA zu emanzipieren.
Proklamiert wurde das schon oft, nun ist der Moment zu handeln.
Die “geopolitische Kommission” ist dabei genau so gefordert wie der deutsche Ratsvorsitz. Ursula von der Leyen und Angela Merkel haben es in der Hand, Trumps Strafmanöver in eine historische Chance zu verwandeln.
Dafür müssten sich die beiden CDU-Politikerinnen allerdings von der alten, transatlantischen Denke lösen. Sie müssten bereit sein, die Sicherheitslage in Europa neu zu bewerten und auf Russland zuzugehen – wie es Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron bereits versucht.
Das wäre eine souveräne Reaktion auf Trumps Eskapaden. Klingt nicht sehr wahrscheinlich, oder?
Siehe auch “Die transatlantische Illusion” und “Wie souverän ist der deutsche EU-Vorsitz?”
P. S. Die Verlegung des Europa-Kommandos von Stuttgart nach Mons in Belgien macht militärisch durchaus Sinn. In Mons ist das Militär-HQ der Nato, dort sitzt auch der US-Kommandeur. Wäre gut, wenn die USA auch ihr Afrika-Kommando aus Deutschland abziehen würden; dort wird viel Unrecht begangen…
Art Vanderley
3. August 2020 @ 20:09
@ebo
China betreibt einfach eine Ausdehnung, die sich in alle Richtungen begibt, Imperialismus eben. Europa ist nicht das primäre Ziel, aber wenn was geht, wirds mitgenommen.
Bei Corona steht China nicht gegen den Westen, wäre ja noch schöner, zumal es eine große Verantwortung trägt für die Entstehung der Pandemie.
Art Vanderley
1. August 2020 @ 21:01
@Holly 01
Transparent, aha, na dann ist ja alles gut. Sowas kann wohl nur verzapfen, wer nicht Gefahr laufen kann, in einem solchen Punktesystem leben zu müssen. H4 ein Mittel der Repression? Sehe ich ähnlich, das heißt aber nicht, daß es gleich dasselbe ist wie Totalüberwachung, und Sanktionen sind nicht dasselbe wie Lagerhaft.
Steuerflucht, Unter-die-Räder-kommen, usw. , alles Mißstände, ich habe nirgends gesagt, daß alles knorke ist im schönen Westen, aber das ist alles natürlich viel besser in China, weil die Chinesen so hübsch transparent sind…
„Bürgerkrieg“
Blödsinn, lesen Sie mal was über echte Bürgerkriege.
„Geldelite“
China ist korrupt, daß es nur so raucht.
„Afrika“
ist dann wohl sowas wie ein humanitäres Projekt für China. Oder doch nicht?
Holly01
2. August 2020 @ 12:44
Denken Sie das Label „Bürgerkrieg“ macht für die Schusswaffenopfer in der USA den Unterschied?
Die Zahlen finde ich sowohl absolut, wie auf bezogen auf 1. Mio Einwohner für den Begriff „Bürgerkrieg“ absolut ausreichend.
Vielleicht können wir uns darauf einigen das Deutschland inzwischen moralisch so weit abgewirtschaftet hat (war das eigentlich mal anders), das es zu allen Großmächten voll kompatibel wäre.
Dann ist es ja nur noch eine Preisfrage ……..
vlg
Art Vanderley
2. August 2020 @ 19:05
@Holly 01
Daß wir, wie in den Medien oft so zwischen den Zeilen rauszuhören, nicht die Guten sind, darauf können wir uns einigen. Mir geht es v.a. um zuviel Naivität gegenüber China, und um den weit verbreteten Fehlschluß, daß diejenigen Mächte, die gegen den Westen stehen, deshalb automatisch eine Alternative sind.
ebo
2. August 2020 @ 22:43
Steht China gegen Europa? Wenn es um Multilateralismus, Klimaschutz und Corona geht, wohl kaum.
Art Vanderley
31. Juli 2020 @ 20:30
@ebo
China ist ein extrem totalitärer Staat, der bekanntlich kritische Bürger in Lager steckt und mit dem Punktesystem verfolgt.
Das ist ein großer Unterschied, was nicht heißt, der amerikanische Imperialismus wäre o.k. oder ungefährlich, die Erfahrungen der Südamerikaner sprechen Bände.
Der Einfluß auf Europa ist nicht so groß, noch, aber die EU tut alles mit ihrer Europa- und Russland-feindlichen Politik, um so manches Land offener werden zu lassen für die Avancen Chinas, was v.a. bei Russland bemerkenswert ist, gibt es doch traditionell großes Mißtrauen zwischen den beiden Ländern.
Zustimmung, Berlin ist viel zu nah dran, daß überhaupt in Erwägung gezogen wird, 5G an huawei zu vergeben, sagt eigentlich schon alles.
Holly01
1. August 2020 @ 08:01
@ Art Vanderley :
Zu „China ist ein extrem totalitärer Staat, der bekanntlich kritische Bürger in Lager steckt und mit dem Punktesystem verfolgt.“
Die Welt hat gelernt, daß die USA nicht davor zurückschrecken, JEDE Schwachstelle in einem Land auszunutzen und wo es tatsächlich keine guten Hebel gibt diese zu erzeugen.
Da wäre ich auch prophylaktisch übervorsichtig.
Das mit dem Punktesystem ist wenigstens transparent. In Deutschland ist das die H4 Drohung und die völlige Undurchdringbarkeit der Sozialschranken.
Davon abgesehen kann man in Schland auf viele Arten „unter die Räder“ kommen und Covid-19 wird ja gerade dazu benutzt eine Menge neue Räder zum niederwalzen jeder Opposition zu erfinden.
Ja, wir haben keinen Bürgerkrieg, wie die USA. Aber ein besseres System oder Land haben wir nicht. Hier zahlt keiner Steuern und das hinterzogene Geld finanziert direkt über „offshore“ die USA. Das gefällt der Geldelite. Da helfen auch keine Gesetze, da kommen Politiker und schenken die Nachzahlungen oder verhindern sie direkt.
In China ist das nicht ganz so. Nicht besser, aber zumindest transparenter.
Da ist es wenig angezeigt mit Vorwürfen auf andere zu zeigen. Dazu haben wir selbst viel zu viel Dreck am Stecken und China hat Afrika nicht mit „Partnerschaftsabkommen“ überzogen die hunderte Millionen Existenzen zerstört haben und benutzt Afrika auch nicht als Müllhalde und Truppenübungsplatz.
Da sind wir weit weit vorne, die Sorge besteht ja eher darin, dass China aufholen könnte …..
Also den Dämon China können Sie angesichts der reißenden Bestie „Wertegemeinschaft“ kaum anführen …..
Holly01
31. Juli 2020 @ 15:16
Bei den USA und den Vasallen kommt langsam Panik auf:
https://norberthaering.de/die-regenten-der-welt/grosser-neustart/
Der Hegemon muss bereits alle Fußtruppen einsetzen.
Die Reichen sind da schon abgehauen.
Die warten weder bis der Mob anklopft noch bis ein neuer Roosevelt die Beute zurück will.
Die USA sind fertig ……. und da kommen dieser Bürgerkrieg, die Systemkrise und Corona noch „on top“.
Trump und die Folgen wären für jedes Land desaströs, aber die USA waren vorher schon im Eimer.
Trump ist nicht die Ursache, er reiht sich nur in die ganzen Folgen ein ….
Also packt Euch mit Eurem army shit, Ihr hattet hier lange genug Euren Spaß, ende im Gelände.
vlg
Holly01
31. Juli 2020 @ 14:52
@ Nemschak:
Sie verharren in einer Zeit, in der die USA nach dem DoppelWK sowohl mit Krediten, aber eben auch militärisch und industriell dominiert haben.
Davon ist absolut nichts mehr übrig.
Die Anlehnung an die USA ist KEINE Zukunftsoption. Das Land hat abgewirtschaftet.
Die Bevölkerung wurde systematisch verdummt, verschuldet und gespalten.
Die USA haben zweifellos die mächtigste Armee der Welt.
Aber einen großen Krieg führen kann dieses Land nicht mehr,
Sie können also dieses ewig gestrige Gewäsch einstellen.
Die EU Risikoanalyse ist einfach:
Die EU ist bei IT von den USA abhängig und sitzt auf Hard- und Software die weniger als Nichts taugt, weil da überall Fehler und Hintertüren drin stecken.
Die EU ist von den USA als Schuldner abhängig, ein Ausfall der USA wäre übel.
Ende …. eine militärische Abhängigkeit gibt es weder von der NATO und schon überhaupt nicht von den USA.
Russland?
Ja, ist stark, aber hat kein Angriffspotential in Richtung EU.
Auch Ende.
China?
DAS ist die Zukunft. 1,3 Mrd Menschen mit guter Bildung und gigantischem industriellen Potential.
Ja das ist Macht.
Vor Allem aber eben eine Zukunft.
Die USA ist Vergangenheit. Mit Trump ist das ein Ballast, den man los werden sollte, lieber heute als morgen.
Zu den Truppen:
Wartet nicht, wir fliegen Euch raus und bringen Euch Euren Dreck hinterher, alles schön sauber verpackt, einschließlich der Atombomben. Wann? JETZT sofort ….
Ab dafür ……..
vlg
Adi Golbach
31. Juli 2020 @ 07:47
Woher nehmen die Kriegstreiber ihre (angebliche) Angst? Sie ist empirisch nicht belegt, völlig unplausibel und lässt sich auf die ökonomischen Interessen des militärisch-industriellen Komplexes insbesondere in den USA, aber auch in der EU, zurückführen. Wer bitte, sollte denn ein EU-Land oder gar die USA angreifen bei, sagen wir mal, nur noch 0,5% der Militärausgaben am Sozialprodukt? Was könnte man mit der freigesetzten Produktivität alles Gutes und wirklich Wichtiges tun? -> soziale Gerechtigkeit, Abschaffung von Hunger und Armut weltweit, funktionierendes Gesundheitswesen, schnelle Transformation für zielgerechten Klimaschutz, letzteres wie in dem offenen Brief von inzwischen 120.000 an die westlichen Führer gefordert -> https://climateemergencyeu.org/.
Peter Nemschak
31. Juli 2020 @ 10:34
All das hätte man schon längst tun können. Warum ist es nicht geschehen ? Schauen Sie in die Geschichte, ob es je anders gewesen ist. Es hat mit den Menschen und ihren Eigenschaften zu tun.
Holly01
3. August 2020 @ 21:51
Es liegt an weniger als 1000 Menschen die dank ihrer Geldmacht ein Vertragswerk installiert haben, das solche Maßnahmen gar nicht zulässt, weil da tausende Firmen und Investoren klagen könnten.
Die selben 1000 Leute lassen sich von der “Wissenschaft” ihre brillianten Ideen bestätigen und diese dann von den Politdarstellern umsetzen.
Und rein zufällig sind auch genau diese 1000 Leute die Gewinner jeder Krise.
Das sind nicht (wie Hr. Nuhr mein) gewachsene Zustände der letzten 40 Jahre.
Das ist das Ergebnis rücksichtsloser und verantwortungsloser Umsetzung von Partialinteressen.
Diese Leute sind auch nicht an Ideologien oder Regierungsformen oder Gesellschaftsysteme gebunden, denn kapitalistische Ausbeutung geht immer.
Sie dient dann aber eben nur einen Handvoll Menschen und der Rest, muss mit dem klar kommen, was übrig bleibt …
vlg
Art Vanderley
30. Juli 2020 @ 21:46
Der Kalte Krieg mit Russland existiert nur noch als Simulation, aber der mit China steht ante portas. China betreibt einen verdeckten, aber aggressiven Imperialismus, gegen den keine netten Worte helfen werden, daher sollten wir nicht leichtfertig verzichten auf die transatlantische Verbindung, von Trump muß man sich deshalb ja nicht erpressen lassen.
Die Politik mit Russland muß seriöser werden, Zustimmung, allerdings sollte sie auch nicht naiv werden, wie bei manchen, für die Putin dann schon wieder der Gute ist (bezieht sich nicht auf den Artikel).
ebo
30. Juli 2020 @ 23:22
Bisher kann ich nicht erkennen, dass der chinesische Imperialismus gefährlicher wäre als der amerikanische. Auch der chinesische Einfluss in Europa wird übertrieben. Am stärksten von Peking abhängig ist Berlin, nicht Athen oder Rom!
Peter Nemschak
31. Juli 2020 @ 08:51
Es macht machtpolitisch keinen Unterschied ob China oder die USA, auch wenn die Ideologien unterschiedlich sind.
Peter Nemschak
30. Juli 2020 @ 15:30
Um abrüsten zu können, muss man zuerst aufrüsten (siehe NATO-Doppelbeschluss). In welcher Form dies möglichst effektiv erfolgen soll, ist Sache der Militärexperten. Das Ringen der Großmächte um geopolitischen Einfluss wird weitergehen, die Hoffnung auf Multilateralismus wird durch die Realität widerlegt. Woher nehmen die Pazifisten ihre Hoffnung ? Sie ist empirisch nicht belegt und normatives Wunschdenken.
ebo
30. Juli 2020 @ 18:22
Der Nato-Doppelbeschluss markierte den Höhepunkt des Kalten Krieges. Wollen Sie dahin zurück? Für das 2-Prozent-Ziel gibt es es keine rationale Grundlage, für die ungleich wichtigere EU zahlen wir kaum mehr als 1,01 Prozent.
Peter Nemschak
31. Juli 2020 @ 06:49
Mit dem Konflikt China – USA kommen wir dahin zurück. Wir sind bereits im Vorgebirge, wie H.Kissinger treffend bemerkt hat. Warum sollte sich unter Biden außer im Stil daran etwa ändern ? Auch Russland wird sich nicht kampflos aus der Arena zurückziehen. Großmächte verhalten sich wie solche. Was spricht gegen eine realistische Einschätzung außer normatives Wunschdenken ?