Haftbefehl gegen Netanjahu macht Brüssel und Berlin sprachlos
Der Haftbefehl gegen Israels Regierungschef Netanjahu hat Berlin und Brüssel kalt erwischt. Die Verantwortlichen drücken sich um eine klare Stellungnahme.
In Brüssel hat die EU-Kommission ihre tägliche Pressekonferenz kurzerhand abgesagt. Ich vermute Differenzen zwischen dem Außenbeauftragten Borrell und seiner Chefin von der Leyen.
Der Spanier Borrell hat sich zum Strafgerichtshof bekannt und Durchsetzung des Haftbefehls gefordert. Die Deutsche VDL schweigt beharrlich.
Das dürfte mit der deutschen Haltung zu tun haben, die alles andere als klar ist. Stundenlang kam gar keine Stellungnahme aus Berlin. Dann das hier, vom Kanzler-Sprecher Hebestreit:
Die Bundesregierung hat die Entscheidung des Internationalen Strafgerichtshofes (IStGH) zu den beantragten Haftbefehlen gegen den israelischen Premierminister Benjamin Netanjahu und den ehemaligen Verteidigungsminister Joaw Galant zur Kenntnis genommen.
Die Bundesregierung war an der Ausarbeitung des IStGH-Statuts beteiligt und ist einer der größten Unterstützer des IStGH. Diese Haltung ist auch Ergebnis der deutschen Geschichte.
Gleichzeitig ist Konsequenz der deutschen Geschichte, dass uns einzigartige Beziehungen und eine große Verantwortung mit Israel verbinden.
Die innerstaatlichen Schritte werden wir gewissenhaft prüfen. Weiteres stünde erst dann an, wenn ein Aufenthalt von Premierminister Benjamin Netanjahu und dem ehemaligen Verteidigungsminister Joaw Galant in Deutschland absehbar ist.
So drückt man sich um eine klare Stellungnahme! Am Ende klingt es fast so, als stünde ein Besuch von Netanjahu in Berlin bevor 🙂
Aber der fährt wohl lieber nach Ungarn. Denn dort ist er weiter willkommen, wie Regierungschef Orban stolz heraus posaunte…
Siehe auch Klatsche für Berlin: Den Haag erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu
P.S. Im Zusammenhang mit dem Haftbefehl stellt sich auch die Frage, inwieweit sich Deutschland oder die EU der Beteiligung an Kriegsverbrechen schuldig machen. So hat Deutschland viele Waffen an Israel geliefert. Dies könnte ein Grund sein, weshalb sich Berlin bedeckt hält – zum das Auswärtige Amt der Regierung Netanjahu auch noch juristisch beigesprungen war.
KK
26. November 2024 @ 01:06
Jetzt wissen wir auch, wie wir es zu verstehen haben, wenn Baerbock sagt, sie “komme aus dem Völkerrecht”… sie hat es offenbar dabei hinter sich gelassen!
Hg
24. November 2024 @ 08:39
„Israels Gewalt säht einen Hass, der für mehrere Generationen reicht. Wenn ein Land mit sieben Millionen jüdischen Einwohnern der islamischen Welt mit mehr als zwei Milliarden Menschen indirekt den Krieg erklärt, so kommt die Botschaft dort an, kann das böse enden.“
M. Lüders
Anton Vogel
23. November 2024 @ 09:34
Na immerhin hat Orban reagiert und den Netanjahu nach Budapest eingeladen.
Da sagste wirklich nicht’s mehr.
Wärend man Putin überall schneidet ist man bei wirklichen Kriegsverbrechern sprachlos. Das zeugt einmal mehr von moralischen Niedergang Europas.
Es steuert aber wohl auf einen Punkt zu, wo lavieren, das Sitzen zwischen zwei Stühlen und die Doppelmoral ein Ende finden wird und es heißen muss : Klare Position oder Untergang.
Hoffnung
22. November 2024 @ 20:11
Nun gibt es nach Orban und Trump einen weiteren prominenten (regionalen) Regierungschef, der den Haftbefehl nicht nachvollziehen kann, Herrn Söder. 17000 vorsätzlich ermordete Kinder, dazu tausende Frauen und nur wenige Hamas-Kämpfer sind heutzutage kein Grund, um jemanden zu verhaften. Massenmord ist salonfähig geworden.
Alexander Hort
22. November 2024 @ 14:54
Die innerstaatlichen Schritte gedenkt man zu prüfen…und was ist mit etwaigen außenpolitischen Schritten? Nicht? Naja, hätte ja sein können.
Michael
22. November 2024 @ 14:14
Apropos “sprachlos”: Es fällt auf dass in vielen, den meisten, fast allen politischen Debatten in Deutschland, dem Vernehmen nach auch in ÖRR Infotainmentsendungen, der Krieg gegen Palästinenser in Gaza und der Westbank, auch der Krieg gegen den Lebanon, ausgeklammert oder gar bewusst totgeschwiegen werden! Im Gegensatz zum Ukrainekonflikt! Die Assoziation ist, dass wie im dritten Reich, als fast niemand von Konzentrationslagern gewusst haben wollte, jetzt fast niemand vom Genozid und Kriegsverbrechen wissen will! Man kann nicht umhin zu konstatieren dass Deutschland wieder einmal auf der falschen Seite der Geschichte steht!
KK
22. November 2024 @ 17:06
Wenn bei einem russischen Angriff in der Ukraine mal 2 oder 4 Menschen sterben, wird mit Empörung lang und breit berichtet – wenn in Gaza oder Libanon bei einem israelischen Angriff Dutzende Menschen, zumeisst Zivilisten oder gar Kinder, sterben, erfolgt allenfalls, wenn überhaupt, ein beiläufiges und empathiebefreites Body Counting in den Nachrichten unter “ferner liefen”…
ebo
22. November 2024 @ 17:07
So ist es. Vor allem in deutschen Medien…
Michael
22. November 2024 @ 18:55
Genau davon rede ich, und obwohl ich meine die Scheinheiligkeit der Erklärungen zu verstehen – ohne die geringste Akzeptanz oder Toleranz meinerseits (!) – bringt es mich bisweilen zur Weißglut!?