Grüne fordern WM-Boykott

Im Europaparlament wächst wegen der Weltlage die Nervosität. Nach einem Appel an den US-Kongreß, den Atomdeal mit Iran zu retten, kommt nun ein Boykottaufruf für bzw. gegen die Fußball-WM in Russland.

Die Regierungen Deutschlands, Frankreichs und der anderen EU-Staaten sollten es Großbritannien gleichtun und dem Spektakel fernbleiben, so die Forderung, die 60 Europaabgeordnete unterschrieben haben.

Zitat aus dem Offenen Brief „an alle Regierungen der EU“:

Auch wir sind der Überzeugung, dass Sport helfen kann, metaphorische Brücken zu bauen. Aber solange Putin echte Brücken in Syrien in die Luft sprengt, können wir nicht so tun, als sei diese Weltmeisterschaft ein Sportereignis wie jedes andere. Solange Putin illegal die Krim besetzt, Ukrainer als politische Gefangene hält und den Krieg in der Ostukraine unterstützt, können wir nicht so tun, als sei der Gastgeber dieses Turniers unser gastfreundlicher Nachbar.

Auf den Weg gebracht wurde der Text – wenig überraschend – von der deutschen Grünen-Abgeordneten R. Harms. Sie gehört zu den Hardlinern in der Russland-Politik – und wollte Ex-Kanzler Schröder schon ‚mal den Mund verbieten.

Allerdings scheint sie nicht übermäßig Erfolg zu haben. Auf der heute verschickten Unterschriften-Liste fehlen Außenpolitiker wie R. Bütikofer (Grüne) oder E. Brok (CDU). Die Bundesregierung plant auch keinen Boykott – bisher.

Aber bis zum Anpfiff in Moskau kann sich das ja noch ändern. Wenn man an den neuen Russland-Kurs der SPD denkt, ist dies gar nicht mal so unwahrscheinlich…

Siehe auch „Die Kriegsvorbereitungen gehen weiter“

P.S. In ihrem Aufruf gehen die Abgeordneten wie selbstverständlich davon, aus, dass die jüngsten Vorwürfe gegen Russland (Skripal, Duma) erwiesen sind. Dies ist aber nicht der Fall, wie ein Bericht im Faktenfinder der Tagesschau aus Duma zeigt.