“Griechenland ist schuld” – schon wieder
Die “europäische Lösung” der Flüchtlingskrise will einfach nicht kommen. Also suchten die EU-Innenminister einen Sündenbock – und haben ihn verdächtig schnell gefunden: Es ist Griechenland, schon wieder.
Vor allem Österreich und Belgien machen Athen für den anhaltenden Flüchtlingsstrom verantwortlich – und drohen mit dem Rauswurf aus Schengen. Auch der deutsche Innenminister De Maizière macht Druck.
Athen müsse seine “Hausaufgaben” machen und die Außengrenzen besser sichern, so der CDU-Mann, der nicht ‘mal die LaGeSo in Berlin im Griff hat, geschweige denn die Polizei in Köln.
Was er mit “sichern” meint, sagt De Maizière nicht. Er bleibt auch die Antwort auf die Frage schuldig, wieso die Türkei 3 Mrd. bekommt, damit sie Berlin hilft, Griechenland dagegen die Knute.
Und warum kommen De Maizière und Kanzlerin den Briten entgegen, die keinen einzigen Flüchtling auf dem EU-Weg nehmen? Vielleicht sollte Tsipras auch ‘mal mit dem Austritt drohen…
…oder wenigstens De Maizière daran erinnern, dass er und sein Kollege Schäuble mit ihrem systematischen Ausverkauf Griechenlands eine schwere Mitschuld an der Misere tragen!?
Mehr zur “europäischen Lösung” der Flüchtlingskrise hier.
Peter Nemschak
25. Januar 2016 @ 21:54
Ich halte nichts von voreiligen Schlussfolgerungen. Die Rolle Griechenlands und der EU bei der Frage der Sicherung der Außengrenzen ist unabhängig zu untersuchen, allein um eine Legendenbildung hintan zu halten. Kann Griechenland überhaupt technisch angesichts seiner Inselwelt die Außengrenze sichern oder bestenfalls die Festlandgrenze? Was kann ein zusätzlicher Frontex-Einsatz bewirken?Was war die Mitwirkung der EU in den letzten Monaten? Wurde Unterstützung angeboten, angenommen oder verweigert? Wann? Es gilt den genauen Ablauf zu rekonstruieren, bevor Schuldzuweisungen erfolgen und Griechenland ins Licht der Sabotage gerät. Die Sicherung der Außengrenze macht nur Sinn, wenn es Kontingente für legale Einwanderung in die EU gibt und diese den Asylsuchenden bekannt sind. Wer unter solchen Umständen illegal die Reise nach Europa wagt, tut dies auf eigene Gefahr und Risiko, so hart das klingen mag. Einseitige Schuldzuweisungen erfassen nicht die Ursachen und bringen nichts. Dass die griechische Verwaltung nicht besonders effektiv ist, war der EU seit langem bekannt und musste in der operativen Planung, so es eine solche überhaupt gab, mitberücksichtigt werden.
ebo
25. Januar 2016 @ 22:02
Volle Zustimmung! Übrigens werden die Flüchtlinge auch in Österreich und in Deutschland nicht ordentlich erfasst, in Berlin weiß man nicht einmal, wer wo wohnt…
DerDicke
26. Januar 2016 @ 07:19
Nachdem viele nicht nur eine Identität besitzen wird es auch so schnell keine Übersicht geben. Ich bin dafür, die Menschen nur noch mit Verpflegung und Unterkunft zu versorgen (ggf. auf der Basis von Gutscheinen) und die Geldleistungen zu streichen um diesem Missbrauch vorzubeugen. Alternativ können wir auch Hartz4 verdoppeln, um ein ein wenig Gerechtigkeit reinzubringen. Gegen einen Einheimischen dem Sozialmissbrauch nachgewiesen wird geht man mit der vollen Härte des Gesetzes vor, bei den Flüchtlingen akzeptiert man mehr oder weniger das Chaos. Das hat mit einem Rechtsstaat nichts mehr zu tun, das ist pure Willkür.
Ein Europäer
26. Januar 2016 @ 07:32
Eine sehr gute Analyse Herr Nerschmack, dem ist wirklich nichts mehr hinzuzufügen. Danke!
S.B.
26. Januar 2016 @ 14:51
@Peter Nemschak: Auch in Deutschland laufen hunderttausende unregistrierte “Flüchtlinge” herum. Die deutsche Verwaltung ist in dieser Sache mindestens ebenso uneffektiv, wie die griechische. Im Übrigen Zustimmung.
Mariele
27. Januar 2016 @ 01:03
“Wer … illegal die Reise nach Europa wagt, tut dies auf eigene Gefahr und Risiko, so hart das klingen mag.”
GENAU SO IST ES!
andena17Andena
25. Januar 2016 @ 21:28
Die ganze Idiotie der Androhung, Griechenland aus dem Schengen-Raum zu werfen, liegt insbesondere auch darin, dass Griechenland überhaupt keine Landgrenze zu irgend einem anderen Schengenraum-Land besitzt.
Die sogenannten Flüchtlinge verlassen beim Grenzübertritt von Griechenland nach Mazedonien oder Bulgarien diese Schengen-Außengrenze.
Hier werden wieder mal die Bürger und Wähler durch die Politclowns betrogen.