Greta klagt gegen Berlin und Paris, ausgerechnet
Mit ihrer Wutrede hat die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg in New York sogar US-Präsident Donald Trump übertrumpft. Doch sie hat sich auch Berlin und Paris vorgeknöpft – mit einer Klage.
Unter Verweis auf die UN-Kinderrechtskonvention haben Greta und 15 weitere Aktivisten fünf Länder beschuldigt, nicht genug gegen den Klimawandel zu unternehmen.
“Die Staats- und Regierungschefs der Welt versagen dabei, die Rechte der Kinder zu beschützen, indem sie weiter nichts gegen die Klimakrise unternehmen”, sagte sie in New York.
Before the trolls get here:
— ⚫️ Kevin Pluck (@kevpluck) 23. September 2019
They will use awful, spiteful language to get you to engage.
Under no circumstances do that!
The Twitter algorithm loves engagement especially if you reply! Tit-for-tat threads get more exposure than single replies with large RT and like counts…
Zu den Angeklagten zählen nicht nur Argentinien, Brasilien und die Türkei, sondern auch Deutschland und Frankreich – also die beiden wichtigsten Länder in der EU.
Notorische Sünder und Bremer wie die USA oder Polen wurden dagegen erstaunlicherweise nicht attackiert.
Stattdessen trifft Greta ausgerechnet die “Willigen” in der EU – und mit Frankreich auch das Land, das das Klima-Abkommen von Paris erkämpft hat und international für die Umsetzung streitet.
Dementsprechend säuerlich fielen die Reaktionen in Paris aus. Die Klage sei nicht hilfreich, kritisierte Präsident Macron. Mit “sehr radikalen Positionen” könne man die Gesellschaft verprellen.
Ähnlich äußerten sich mehrere französische Minister. Völlig anders das Echo in Berlin. Hier geht man über Gretas Klage hinweg, als sei eigentlich gar nichts geschehen. Wir sind die Guten, oder?
Auch die EU-Kommission lässt sich nichts anmerken. Brüssel trommelt zwar weiter für den Klimaschutz – will aber gleichzeitig mehr Geld für Flüge in Privatjets bereitstellen…
Siehe auch “Berlin verfehlt Klimaziel”
Ute Plass
25. September 2019 @ 11:45
@kwasir – Danke für Ihre Einlassungen 🙂
kwasir
24. September 2019 @ 20:33
Wie naiv bzw. krass ist das denn, wenn nur nicht kindlich wirkende ‘Kinder’ eine Beschwerde einbringen dürften bzw. wenn sie mit 16 noch ‘Kind’ sind, ihnen die Fähigkeit zu klagen abgesprochen wird, weil sie das ja nur mit Hilfe von obskuren Erwachsenentun können. Solche Kinder können ja nur missbraucht worden sein, um damit kindsfremden Interessen zu dienen.
Solche Kritik ist in der Tat entlarvend sagenhaft …
Noch was: nach der Konvention können auch Vertreter der Kinder sich beschweren (groups of children or their representatives) – kein Grund die Ernsthaftigkeit der Anliegen der Teenies in unschöne Zweifel zu ziehen;
desweiteren : einer der Hauptgründe warum die Länder ausgewählt wurden dürfte sein, dass Kinder nur ihr eigenes Land beklagen dürfen, nicht andere;
ob politisch falsch wird sich erweisen; die Zielgruppe sind doch nicht diese fünf Länder, sondern die ‘globale Jugend’. Beschwerden bei der UN sind da identitätsstiftend und stärken die Bewegung. Die UN muss Verfahren durchführen und zu einem Urteil kommen: undelich viele Möglichkeiten dies im öffentlichen Raum global zu nutzen und unter dem Schirm dieser UN Klage auch die jeweiligen nationalen Defizite aufzuzeigen und weiter mittels ZIVILER Instrumente Druck aufzubauen.
Zumindest diese Kids haben “ihren Ghandi” verstanden. Sie haben es nicht verdient als billige Handlanger herabqualifiziert zu werden.
Zu den Twitter-birds: auch Indien hat ratifiziert und ist einer der ganz großen CO2 Emitter … ???
Pjotr56
24. September 2019 @ 14:17
Mir stellt sich die Frage, wer der m. W. juristisch unerfahrenen Greta bei der Klageschrift „geholfen“ hat.
ebo
24. September 2019 @ 17:14
Allerdings. Auf Twitter wird jetzt mit dem 3. Fakultativprotokoll zur UN-Kinderrechtskonvention argumentiert, dass DE und FR ratifiziert haben, die USA aber nicht. Das muss man erst einmal wissen. Ohne Rechtsexperten geht das nicht. Politisch ist es dennoch ein Fehler, was Greta da macht.
Lena
24. September 2019 @ 19:45
Die USA und auch China wurden nicht angeklagt, da sie das Klima-Abkommen von Paris nicht unterzeichnet haben. Hilfe bei der Klage hat Greta gewiss von einem der vielen Scientists for Future-Wissenschaftlern bekommen, da wird sicher auch jemand aus dem Bereich Rechtswissenschaften vertreten sein.
ebo
24. September 2019 @ 20:10
Na prima. Wer sich dem Recht entzieht, entgeht der Klage der Kinder? Politisch ist das ein fatales Signal. In Frankreich schlägt die Stimmung schon um – gegen Greta.
Kwasir
25. September 2019 @ 08:36
Es ist doch kein Geheimnis, dass die Beschwerde im Auftrag der Jugendlichen von einer New Yorker Anwaltskanzlei verfasst wurde.
Daran ist in einem Rechtsstaat überhaupt nichts Anrüchiges. Wo kämen wir auch hin, wenn ein juristisch nicht versierter Beschwerdeführer sich nicht “helfen” lassen könnte, sondern seine Schriftsätze persönlich (womöglich noch handschriftlich wie beim Testament) abfassen müsste! Oder sollte da etwas anderes insinuiert werden ?
Peter Nemschak
24. September 2019 @ 11:27
Durch die Klage wird die kindlich wirkende Greta schnell an Glanz verlieren. Sie wurde im Laufe der Ereignisse von Dritten als Gallionsfigur instrumentalisiert. Man muss sich ihr kindliches Umfeld, Eltern und andere nahe stehende Personen genauer ansehen. Die Sagenfigur und Projektionsfläche der Klimaängstlichen ist in der Realität der Interessen angekommen
Lena
24. September 2019 @ 19:48
Gut, dass es Greta eh um die Sache geht und nicht darum den Ruhm ihrer Person zu mehren. Bei fast jedem öffentlichen Auftritt sieht man schließlich wie unangenehm ihr der Trubel um ihre Person ist, aber einer musste ja den Anfang machen und das Thema Klimanotstand in den Fokus der Öffentlichkeit rücken, wo es hingehört.