Gibt es noch (große) EUropäer?

Die Griechenland-Krise bedroht den Euro, vielleicht sogar die EU. Doch Merkel & Co. können sich nicht zu einer Entscheidung durchringen. Niemand will für irgendwas verantwortlich sein, schon gar nicht für den Grexit. Gibt es noch (große) EUropäer?

Wenn es ernst wird, muss man lügen. Sagt Kommissionschef Juncker. Nun ist es ernst – doch lügen hilft wohl auch nicht mehr. Juncker duckt sich weg, schiebt die Verantwortung auf die Eurogruppe.

Derweil reist Kanzlerin Merkel, die Architektin der gescheiterten “Griechen-Rettung”, nach Paris. Sie will sich bei Präsident Hollande Rat holen – oder hinter ihm verstecken. Führung geht anders.

Dabei wäre jetzt wirklich einmal Führung angesagt. Wir brauchen mutige, große Europäer, die Griechenland und der Eurozone sagen, wo es lang geht: Grexit oder Rettung, aber diesmal richtig.

Schuldenschnitt wäre günstiger als Grexit

Vieles spricht für den Grexit, auch aus griechischer Sicht. Doch niemand will ihn verantworten. Dabei wäre er verantwortbar, wenn er mit einem Schuldenerlass einherginge – und mit massiven Hilfen für Athen.

Noch mehr spricht dafür, Griechenland im Euro zu halten, mit Schuldenschnitt und Wachstumsprogramm. Der IWF hat gesagt, wie es geht. Es wäre allemal günstiger als der Grexit – politisch und wirtschaftlich.

Doch beides wollen unsere Chefs nicht. Die von Deutschland diktierten Regeln sollen ewig sein, der IWF muss alles überwachen, aber auf ihn hören will man nicht und den Grexit verantworten auch nicht.

Es läuft wohl auf den “Graccident” hinaus

Es läuft deshalb auf den “Graccident” hinaus: Man schnürt den Griechen die Kehle zu, bis sie ersticken oder durch ein dummes Missgeschick (“ach, leider hat die EZB ein Problem”) aus dem Euro fallen.

Man führt Tsipras vor und lässt ihn am Ende fallen wie eine heiße Kartoffel. Schließlich gilt es, ein Exempel zu statuieren – damit sich nie wieder jemand gegen die eherne Euro-Ordnung erhebt.

Und wenn die Griechen nicht freiwillig weichen, dann redet man eben den Grexit herbei. Wie sagte noch Altkanzler Schmidt zu dieser Sorte Griechenland-“Rettern”? “Der Teufel soll sie holen!”