Gibt es noch (große) EUropäer?
Die Griechenland-Krise bedroht den Euro, vielleicht sogar die EU. Doch Merkel & Co. können sich nicht zu einer Entscheidung durchringen. Niemand will für irgendwas verantwortlich sein, schon gar nicht für den Grexit. Gibt es noch (große) EUropäer?
Wenn es ernst wird, muss man lügen. Sagt Kommissionschef Juncker. Nun ist es ernst – doch lügen hilft wohl auch nicht mehr. Juncker duckt sich weg, schiebt die Verantwortung auf die Eurogruppe.
Derweil reist Kanzlerin Merkel, die Architektin der gescheiterten “Griechen-Rettung”, nach Paris. Sie will sich bei Präsident Hollande Rat holen – oder hinter ihm verstecken. Führung geht anders.
Dabei wäre jetzt wirklich einmal Führung angesagt. Wir brauchen mutige, große Europäer, die Griechenland und der Eurozone sagen, wo es lang geht: Grexit oder Rettung, aber diesmal richtig.
Schuldenschnitt wäre günstiger als Grexit
Vieles spricht für den Grexit, auch aus griechischer Sicht. Doch niemand will ihn verantworten. Dabei wäre er verantwortbar, wenn er mit einem Schuldenerlass einherginge – und mit massiven Hilfen für Athen.
Noch mehr spricht dafür, Griechenland im Euro zu halten, mit Schuldenschnitt und Wachstumsprogramm. Der IWF hat gesagt, wie es geht. Es wäre allemal günstiger als der Grexit – politisch und wirtschaftlich.
Doch beides wollen unsere Chefs nicht. Die von Deutschland diktierten Regeln sollen ewig sein, der IWF muss alles überwachen, aber auf ihn hören will man nicht und den Grexit verantworten auch nicht.
Es läuft wohl auf den “Graccident” hinaus
Es läuft deshalb auf den “Graccident” hinaus: Man schnürt den Griechen die Kehle zu, bis sie ersticken oder durch ein dummes Missgeschick (“ach, leider hat die EZB ein Problem”) aus dem Euro fallen.
Man führt Tsipras vor und lässt ihn am Ende fallen wie eine heiße Kartoffel. Schließlich gilt es, ein Exempel zu statuieren – damit sich nie wieder jemand gegen die eherne Euro-Ordnung erhebt.
Und wenn die Griechen nicht freiwillig weichen, dann redet man eben den Grexit herbei. Wie sagte noch Altkanzler Schmidt zu dieser Sorte Griechenland-“Rettern”? “Der Teufel soll sie holen!”
Ortwin
26. Juli 2015 @ 19:15
“Gibt es noch (große) EUropäer?”
Bei den EU-Wahlen vor gut einem Jahr haben sich hunderte Millionen EU-Bürger beteiligt, genauer fast jeder zweite. Davon haben ca. ein Viertel national-konservative Parteien gewählt. Bleiben noch immer ausgesprochen viele Europäer, überzeugte Europäer, große Europäer. Viele setzen sich bei CETA, TTIP, UMWELT- UND Arbeitsrechtthemen mit Petitionen und lautstark für paneuropäische Belange ein. Sie halten nicht Ausschau nach der großen Führungspersönlichkeit am politischen Parkett. Sie engagieren sich weit über eine Wahlbeteiligung alle paar Jahre hinaus und gucken nicht nach dem einen oder andern Europäer, der es nationsübergreifend allen Recht machen will – denn es wird ihn über die im Beitrag erwähnte Anfangsphase hinaus nicht geben (können).
winston
8. Juli 2015 @ 10:21
Bei flexiblen Wechselkursmechanismen werden Ungleichgewichte zwischen den Ländern immer damit bereinigt, indem die Währung des Landes das Exportüberschüsse erwirtschaftet aufwertet, da stark nachgefragt.
S.B.
8. Juli 2015 @ 15:34
Zustimmung. Man muss noch ergänzen: Bei einem flexiblen, nicht manipulierten Währungskursmechanismus. Dieser Mechanismus begrenzt dann auch auf ganz natürliche Weise den zu starken Exportüberschuss eines Landes, weil der Import dieser Güter für die Länder mit einer schwachen Währung schlicht zu teuer sind. Werden die Exportgüter des Starkwährungslandes aber nicht mehr so stark nachgefragt, ermöglicht es dies den Ländern mit der schwächeren Währung, diese Lücke zu stopfen. Der Euro hat diesen Ausgleichsmechanismus zwischen seinen Mitgliedsstaaten außer Kraft gesetzt. Folge ist, dass D einerseits riesige Exportüberschüsse hat, aber die anderen Länder diesen Output im Wesentlichen nur auf Kredit kaufen können. Die so entstehenden Schulden können aber mangels Leistungsfähigkeit der Schuldnerländer großteils nicht beglichen werden. Als Retter der privaten, auf Kredit liefernden Gläubiger, müssen dann die Steuerzahler des Landes herhalten, dessen Exporteure auf Pump exportieren. Wirklich ein super Geschäftsmodell für die Exporteure! Dass ein solcher starrer Währungsmechnismus allerdings einerseits frieddensstiftend ist und andererseits Wohlstand für alle bringt, kann in Anbetracht der aktuellen Entwicklungen im Euroraum niemand mehr behaupten.
winston
8. Juli 2015 @ 10:03
Europas Währungen waren nie frei, ausser die DM zwischen 1948-58+- um Deutschland einen schnellen Wiederaufbau zu ermöglichen.
Sonst waren Europas immer an irgendetwas fixiert.
1. Bretton Woods
2. Währungsschlange
3. EWR I
4. EWR II
5. Euro
1-4 sind gescheitert, 5 wird auch scheitern, wie alle anderen 70 aufgelösten Währungsunionen seit 1945.
Merke:
a) Unfixierte und frei floatende Währungen sind von nix abhängig, Ungleichgewichte werden steht’s vom Markt wieder ausgebügelt, deswegen war Chicago Boy Milton Friedman so gegen den Euro.
GS
7. Juli 2015 @ 18:28
Die Frage ist gar nicht mal so sehr, ob es große Europäer gibt, sondern überhaupt große Politiker mit Verantwortungsbewusstsein und Charisma. Mir fällt niemand, absolut niemand ein. Nicht nur in Deutschland. Das Spitzenpersonal anderer wichtiger Länder ist nicht weniger traurig. Vollkommen entscheidungsunfähig, allesamt.
Vom Referendum hatte ich mir erhofft, dass es eine Entscheidung erzwingt, wenigstens in der Griechenland-Frage. Deswegen hatte ich es auch begrüßt. Aber weit gefehlt, es geht einfach weiter wie bisher.
Peter Nemschak
7. Juli 2015 @ 13:23
@ebo Ich kenne keine neoliberalen Wirtschaftssysteme. Wir haben, das möchte ich in Erinnerung rufen, Mischsysteme, die meisten eher weniger als zu liberal. Warum wollen Sie nicht Meinungsvielfalt tolerieren? Es gibt viele Menschen, welche das sozialistische Projekt eines bedingungslos, ich betone bedingungslos solidarischen Europas nicht teilen. Wollen Sie in Ihrem Blog nur die Gemeinde jener, die Ihre Visionen anbeten?
ebo
7. Juli 2015 @ 13:37
@Nemschak Lesen Sie bitte die einschlägige Literatur, der Neoliberalismus ist nicht meine Erfindung. Für Anfänger empfehle ich Colin Crouch. Piketty ist auch nicht schlecht, vor allem seine Kommentare zur deutschen Schuld und den griechischen Schulden. Nachzulesen in der “Zeit”, wahrscheinlich ist das für Sie auch ein sozialistisches Wochenblatt!?
Peter Nemschak
7. Juli 2015 @ 14:09
Keineswegs. Ich lese gerne die “Zeit”, aber auch die “FAZ” und “NZZ” und “The Economist” neben anderen. Nur muss man nicht unbedingt mit Piketty oder Crouch, Stiglitz oder Krugman einer Meinung sein. Alternative Ansichten wie jene von Dahrendorf, Feld und Sinn oder einer avenir suisse oder agenda austria zählen für Sie nichts. Ein liberales Menschenbild ist nicht das ihre – ÖK, aber es gibt es. Seien Sie doch ein wenig toleranter gegenüber den Ansichten anderer. In Ihrer Argumentation beziehen Sie sich so gut wie immer auf die Positionen linker Gruppierungen. Der schwierige europäische Einigungsprozess hat auch etwas mit unterschiedlichen, durchaus in Konflikt miteinander stehenden Weltanschauungen und historischen Erfahrungen zu tun.
ebo
7. Juli 2015 @ 14:17
Ist ESM-Chef Regling, ein CDU-Mitglied, jetzt auch ein Linker? Oder H. Schmidt? Die beiden habe ich heute zitiert 🙂
Erbse
7. Juli 2015 @ 12:13
Jemanden die Kehle zuschüren, bis er stirbt, ist kein accident sondern Mord.
Ein Europäer
7. Juli 2015 @ 11:03
Es ist wirklich hoffnungslos! Ich bin dermaßen enttäuscht mit der Politik europas, dafür finde ich kaum Worte. Ich vermisse vor allem die Bonner BRD, die wessi D.
Wir sind dabei Europa zu ruinieren das ist einfach unglaublich. Die Politiker Europas sind wie damals, wie in 1914, Schlafwandler.
winston
7. Juli 2015 @ 10:36
EU-Parlament/Kommission und die Nationalen EZ-Parlamente sind zu einer Grotesken Ansammlung von Psycho und Soziopathen verkommen. Sie sind mit der Fehlkonstruktion Euro absolut überfordert.
Ein grosser Europäer wird Der sein, der diese absurde und Menschenverachtende Fehlkonstruktion zu fall bringen wird, samt des ganzen Menschlichen Abschaums, die diese Fehlkonstruktion hervor gebracht hat. Er wird in die Geschichtsbücher eingehen.
Andres Müller
7. Juli 2015 @ 09:48
Der “grösste” Europäer ist vielleicht Draghi? hinter dem sich aber auch die US-Finanzmarktaufsicht befindet. Oder glaubt hier jemand dass die Europäischen Banken ihre Abwicklungspläne (nur) der EZB vorlegen müssen?
Auch die Deutsche Bank wie die Schweizer Grossbanken haben den USA! detaillierte Pläne zu ihrer Abwicklung vorzulegen:
http://www.cash.ch/news/top_news/rss/ubs_und_cs_praesentieren_abwicklungsplaene-3343359-771
Die Souveränität der grossen Europäischen Finanzinstitute ist Vergangenheit. Und wenn man noch weiss dass die Banken in Europa den Politikern den Marsch blasen, dann sitzen die “grossen” Europäer zwar im Westen, aber nicht unbedingt in Europa selbst.
ebo
7. Juli 2015 @ 10:12
Guter Einwurf. In der Tat war Draghi seit 2012, als Merkel und Schäuble schon einmal den “grexit” planten, der “gute Europäer”, denn er hat die Währungsunion zusammengehalten. Nun möchten ihn die Deutschen aber gern “umdrehen”: Er soll den Stecker ziehen und Griechenland zur Kapitulation zwingen. Dass passt Draghi offenbar gar nicht; sein Sprecher winden sich…
Peter Nemschak
7. Juli 2015 @ 10:28
Was heißt umdrehen? Eine Währungsunion bedarf bestimmter Rahmenbedingungen und Regeln, um zu funktionieren. Die Politik darf sich nicht straflos über wirtschaftliche Gesetze hinwegsetzen. Sonst ist sie zum Scheitern verurteilt. Warum hängen Sie so bedingungslos an der Eurozone? Ein geordneter Grexit wäre vielleicht teurer als andere Alternativen, aber langfristig wohl die bessere Lösung, oder?
ebo
7. Juli 2015 @ 10:36
Die Zentralbank ist dazu da, die Geldversorgung zu sichern und die Preise stabil zu halten – und nicht dazu, ihre eigenen Mitglieder zu bestrafen. Wenn Herr Feymann oder Frau Merkel einen geordneten Grexit wollen, dann sollen sie das offen sagen und nicht Draghi zwingen, das Gegenteil dessen zu tun, was er versprochen hat: “Whatever it takes…”
S.B.
7. Juli 2015 @ 10:36
@Andreas Müller und ebo: O.k., im Fall Draghi ist der “große Europäer” recht klar definiert. Dann wäre mit der Zielrichtung dieses Begriffes – und offenbar ist dem defacto auch so – nichts anderes gemeint, als Europa per EU zum bedingungslosen US-Vasallen zu machen. Die aufgezeigte Entwicklung in Sachen Souveränität der Bankinstitute beschränkt sich ja bei Weitem nicht nur auf diese selbst, sondern auch auf die Mitgliedsstaaten an sich, die immer mehr Souveränität an die EU abgeben.
Der Begriff “großer Europäer” ist dann also nichts anderes als eine Nebelkerze. Eigentlich müsste es heißen “großer Amerikaner”. Im Klartext bedeutet das nichts anderes, als das die Europäer für die Amis zahlen sollen und dies auch schon tun (man denke an die gigantischen Strafen, die europäische Banken schon an die USA zahlen mussten und dies auch “einfach so” getan haben). Wenn es ganz schlecht läuft, sollen die Europäer dann natürlich auch noch für Ami-Interessen in den Krieg ziehen (Ukraine). Diesem Projekt (= EU) sollte wir nun aber ganz schnell den Stecker ziehen.
ebo
7. Juli 2015 @ 10:49
S.B. Das verstehe ich jetzt nicht. Wer den Euro verteidigt, ist ein “großer Amerikaner”? Bevor es den Euro gab, waren fast alle europäischen Währungen von der DM abhängig, und diese vom Dollar. Waren wir da “freier”?
S.B.
7. Juli 2015 @ 11:07
@ebo: Also ich meine immer mehr zu erkennen (und da stehe ich offenbar nicht alleine da), dass EU und Euro kein europäisches Projekt sind, als vielmehr ein US-amerikanisches. Darauf deutet doch auch das Posting von Andreas Müller in Sachen Souveränität der europäischen Bankinstitute hin. Ich habe im Gegenzug noch nichts davon gehört, dass USA-Banken irgendwelche sie betreffenden Pläne der EU vorlegen müssen. Wie erklären Sie sich eine solche Einseitigkeit?
Man muss sich auch die Frage stellen, warum Merkel und Hollande immer dann mit Obama telefonieren, wenn es mit GR wieder einmal besonders heikel wird. GR sollte eigentlich eine reine EU-Angelegenheit sein. Ist es aber offenbar nicht. Anweisungen aus Übersee spielen offensichtlich eine entscheidende Rolle.
Weiterhin muss man sich die Frage stellen, warum an der EZB-Spitze ein Herr Draghi sitzt, der zuvor der “gottgleichen” amerikanischen Bank Goldman-Sachs gedient hat.
Zur DM: Ja, auch vor dem Euro gab es Währungsabhängigkeiten. Die Kernfrage ist aber, ob der Euro in Form seines starren Währungskorsetts Europa gut tut. Ganz offensichtlich war die Währungsflexibiltät, welche die europäischen Staaten mit ihrer eigenen Währung hatten, viel besser geeignet, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten. Der übergeordnete ECU als gemeinsame Verrechnungseinheit hat völlig ausgereicht, um einen effektiven Handel zu ermöglichen. Und in diesem Sinne waren die europäischen Länder als auch “freier” und zwar positiv “freier”. Denn sie konnten und mussten sich dem internationalen Wettbewerb stellen, wenn sie überleben wollten. Mit dem Euro wird der Wettbewerb ausgeschaltet, was sicherlich nicht im Sinne der Freiheit ist.
ebo
7. Juli 2015 @ 12:20
S.B. Ich halte nichts von Verschwörungstheorien. Obama sorgt sich einfach um die US-Wirtschaft. Beim letztenmal sorgte er sich um seine Wiederwahl. Heute haben wir außerdem noch Russland
S.B.
7. Juli 2015 @ 13:00
@ebo: “Ich halte nichts von Verschwörungstheorien.”
Jetzt machen Sie es sich aber wieder sehr einfach. Klar sorgt sich der Ami um die amerikanische Wirtschaft (und mindestens genauso um seine gepostrategischen Interessen). Bleibt nur noch die Frage, warum sich die Europäer um die Ami-Interessen kümmern und nicht um ihre Wirtschaft. Oder ist auch nur irgendetwas im Euro besser geworden als es zuvor war?
Auch ein “europäischer Idealist” wie Sie, sollte vermeiden, die Augen vor solchen Tatsachen zu verschließen, welche der eigenen Idee widersprechen. Dies führt bisweilen dazu, dass man den gesunden Menschenverstand als Verschwörungstheorie abtut.
Sehr freundlich wäre, wenn Sie noch kurz etwas zu meiner Einlassung in Sachen Freiheit durch landeseigene Währungen Stellung nehmen könnten. Besten Dank.
BTW: Hier nich ein sehr guter Beitrag in einem anderen Forum darüber, wie die Sozialisten sich das sozialistische Europa vorstellen (in dem Fall ein führender Ex-Bürokrat aus Brüssel). Sie fordern von ihren Wählern das bedingungslose Teilen, wobei sie selbst natürlich immer als Fettauge auf der Wassersuppe schwimmen. Einfach ekelhaft diese Typen!
http://www.dasgelbeforum.net/forum_entry.php?id=360259
ebo
7. Juli 2015 @ 13:10
S.B. Diese Debatte ist sinnlos. Wer das neoliberale Europa, das Griechenland abwürgen will, mit Sozialismus gleichsetzt, möge sich ein anderes Forum suchen.
S.B.
7. Juli 2015 @ 13:51
@ebo: Ich bin bisher davon ausgegangen, dass Sie das Forum nicht (nur deshalb) betreiben, um sich in Ihren eigenen europäischen Idealen von dritter Seite bestätigen zu lassen. Da Sie aber (zuletzt) nicht in der Sache argumentieren, zweifele ich nun daran. Offen sind immer noch die von Ihnen angestoßene Frage, ob die Europäer mit eigenen Währungen freier waren (worauf ich geantwortet habe). Zudem stellt sich die Frage, was anderes als Sozialismus es ist, was Verheugen in dem mitgelieferten Link als Empfehlung für die deutsche Europapolitik von sich gegeben hat.
ebo
7. Juli 2015 @ 13:55
S.B. Deutschland war mit der DM durchaus freier, allerdings stand die Mark unter Aufwertungsdruck, Heute wäre sie eine schwere Last für den Export. Fast alle anderen EU-länder waren von der DM und der BuBa abhängig. Was das heißt, lässt sich heute noch in der Schweiz besichtigen. – Was Verheugen sagt, ist ziemlich belanglos, er hat keine EU-Funktion mehr. Übrigens kommt er aus der FDP 🙂
S.B.
7. Juli 2015 @ 14:35
@ebo:
Kurz zu Verheugen: FDP: ja, bis 1982, dann SPD (Quelle: Wikipedia). Macht aber heute quasi keinen Unterschied mehr. Alle etablierten Parteien haben das gleiche Fahrgestellt und nur einen anderen Anstrich. 🙂 Ich finde es übrigens nicht belanglos, was er sagt. Er stand lange und steht für seine Partei, auch ohne offizielle Funktion.
Zur DM: Eine starke Währung bedeutet billige(re) Importe und teure(re) Exporte. Was machen aber billige Exporte unter dem Euro zum Gewinn für D, wenn diese großteils kreditfinanziert sind und die daraus entstehenden Kreditverluste am Ende vom Steuerzahler übernommen werden müssen? Es wäre viel besser, den deutschen Export über eine starke Währung zu begrenzen, anstatt die exportierten Waren quasi zu verschenken bzw. vom eigenen Steuerzahler quersubventionieren zu lassen. Genau das ist nämlich der Vorteil des schwachen Euro für die deutsche Exportindustrie (für niemanden anderen). Freiwillig würden weder Sie noch ich ein zweites und drittes Auto kaufen. So müssen wir die unnützen Kisten einfach mitbezahlen ohne gefragt zu werden.
Zur Schweiz: Was genau kann ich denn da besichtigen? Das die Exporte teurer wurden und die Importe billiger? Das die Schweizer in Deutschland wunderbar günstig einkaufen können? Vom Jammern und Wehklagen wegen des aufgewerteten Schweizer Franken höre und lese ich weit und breit nichts (mehr).
ebo
7. Juli 2015 @ 14:41
Einmal googlen, erste Meldung: http://www.n-tv.de/wirtschaft/kurznachrichten/Starker-Franken-belastet-Schweizer-Export-article15325331.html
Peter Nemschak
7. Juli 2015 @ 08:17
Der Rechtspopulismus verdankt eben diesem Mangel seinen Aufstieg.
“…that each generation will be judged by whether the greatest, most consequential issues of the human condition have been faced, and that decisions to meet these challenges must be taken by statesmen before it is possible to know what the outcome may be.” (Henry Kissinger, World Order).
Die Angst etwas falsch zu machen, treibt unsere Politiker. Es fehlt der Mut Großes zu wagen. Bei allen Problemen geht es uns noch zu gut.
ebo
7. Juli 2015 @ 09:18
@P.N. Ihnen geht es vielleicht zu gut, den meisten Deutschen nicht, den Griechen schon gar nicht. Die ANGST geht um in EUropa.
Peter Nemschak
7. Juli 2015 @ 09:29
Jetzt übertreiben Sie maßlos, wenn Sie von den “meisten Deutschen” sprechen. Die Zahlen sprechen eine andere Sprache. Wenn es so schlecht liefe, hätten die Deutschen längst anders gewählt, ebenso die Briten, Balten und andere in der EU. Auch scheint für viele der Rechtspopulismus mehr Anziehungskraft zu besitzen als der Sozialismus. Warum wohl?
S.B.
7. Juli 2015 @ 11:13
@Nemschak
” Auch scheint für viele der Rechtspopulismus mehr Anziehungskraft zu besitzen als der Sozialismus.”
Das ist ja wohl eine krasse Fehlanalyse. 90 Prozent der Wähler wählen die neuen sozialistischen Einheitsparteien CDUCSUSPDGRÜNELINKE. Wo hat denn da der Rechtspopulismus mehr Anziehungskraft als der Sozialismus?
DerDicke
7. Juli 2015 @ 11:18
Wenn Wahlen etwas ändern könnten wären sie verboten.
Den meisten Deutschen geht es nicht schlecht, das ist richtig.
Im Vergleich zu früher und im Vergleich zu dem was geleistet und produziert wird leben sie aber deutlich unter den von ihnen erarbeiteten Verhältnissen.
Den Sozialismus leben wir gerade in der EUDSSR, warum sollte der noch Anziehungskraft besitzen? Die EU verordnet striktes Wassersparen weil in Spanien das Grundwasser absackt. In Deutschland darf man zum Dank dafür ein Vermögen für das Wasser zahlen nur damit die Kanäle regelmäßig mit Millionen Kubikmetern Frischwasser gespült werden da sie sonst verschlammen. Dieses gleich behandeln von grundsätzlich verschiedenen Sachverhalten geht mir sowas von auf den Sa**…
S.B.
7. Juli 2015 @ 09:30
@Nemschak: Was meinen Sie denn mit “etwas Großes” wagen? Könnten Sie bitte einmal näher und möglichst genau ausführen, worum es sich dabei handeln soll und welche Vorteile das für Otto-Normal-Bürger bringen soll. Für mich ist diese Redewendung immer die Floskel, hinter der sich die Leute verschanzen, die einerseits weder einen konkreten Plan vom “Großen” haben, sich aber andererseits schon gar nicht mit dem alltäglichen, aber viel wichtigeren Kleinklein abgeben wollen. Diese Leute fühlen sich dazu berufen, “etwas Großes” zu wagen. Auf diese Spinnerei verzichte ich allerdings gerne.
Konstantin Tavan
7. Juli 2015 @ 08:11
Wer jemals über eine griechische Insel gefahren ist und sich eine mit Investitionsmitteln der EU gebaute Straße angeschaut hat (meine Erfahrung datiert auf Karpathos in den Jahren 1997/1998 zurück, ich habe aber vorgestern eine aktuelle Reportage über Kreta gesehen, die dasselbe Phänomen behandelte), der weiß, dass die griechische Krankheit nicht durch Geld aus Brüssel heilbar ist:
Da wird eine Straße 1997 in die Landschaft gesetzt, die schon ein Jahr später in vielen Bereichen weggebrochen ist – setzt man seine Ingenieursbrille auf, dann kann man die EU-Euros, die in die Taschen lokaler Politiker und Bauunternehmer geflossen sind, direkt besichtigen. Der Artikel von H. A. Richter mit dem Titel “Gut genährt dank Rousfetia” in der gestrigen(6.7.2015) FAZ erklärt den zugundeliegenden Klientilismus und Nepotismus, der in Griechenland offensichtlich Politik ersetzt, hervorragend.
Betrachtet man nun die Taten von Syriza seit Februar, so fällt auf, dass die erste Tat im Verteilen von hochdotierten Beamtenposten an Verwandte von Syriza-Politikern bestand. Für den Cousin des Premierministers, Giorgios Tsipras, wurde z.B. eine neue Stelle eines “Sonder-Generalsekretärs” im Außenministerium geschaffen. Greek business as usual.
Es braucht also nicht “große Europäer” sondern erstmal griechische Politiker, die den Mut haben, nach europäischen Standards zu arbeiten – der von Syriza fortgesetzte Nepotismus weckt hier keine Hoffnung. Daher ist es wohl an der Zeit, dass der Fehler, der mit der (durch Betrug erschlichenen) Aufnahme Griechenlands in die EURO Zone gemacht wurde, korrigiert wird. Das Friedensprojekt EU benötigt ernsthafte Partner und keine Abzocker, sonst schaufelt es sich sein eigenes Grab (AFD, Wilders, LePen, … gedeihen prächtig, wenn Abzockerei weiter von der EU geduldet wird).
ebo
7. Juli 2015 @ 09:17
@ K.T. Die Zustände auf Kreta kann ich bestätigen. Auf Mykonos sieht es aber anders aus. Wenn Sie meinen Post aufmerksam lesen, werden Sie feststellen, dass ein “großer Europäer” auch durchaus einen geordneten Grexit ansagen könnte – mit allem, was dazugehört (Schuldenerlass!). Tut das Frau Merkel, die Schülern Kohls? Nein.
Peter Nemschak
7. Juli 2015 @ 09:23
Gibt es in Griechenland überhaupt eine politische Kraft, die anders ist als jene, die wir bisher erlebt haben? Ich fürchte, Griechenland war in den letzten 40 Jahren nie anders als heute.
Andres Müller
11. Juli 2015 @ 10:51
@Tavan Wenn das mit den “Abzockern” nur so einfach wäre und der griechische Schuldenkrimi nur von Griechen gespielt würde, doch leider ist alles viel komplizierter und die Akteure sitzen bei Weitem nicht nur in Hellas. Lesen Sie zum Beispiel wie eine europäisch-niederländische Briefkastenfirma den griechischen Staat um über eine Million Steuergelder gebracht hat, zur selben Zeit wo die Holländer für drastische Sparmassnahmen in Griechenland stimmten:
“The report, Fool’s Gold, reveals that Canadian mining company Eldorado Gold uses mailbox companies in the Netherlands to avoid taxes in Greece.”
http://www.somo.nl/publications-en/Publication_4177?set_language=en
Claus
7. Juli 2015 @ 07:45
Altkanzler Helmut Schmidt war wohl ohnehin der letzte „Staatsmann“ der deutschen Politik. Denke ich an die Hamburger Flut von 1962, die ich als Jugendlicher miterlebt habe, und bei der er kurzerhand und grundgesetzwidrig die Bundeswehr für Rettungsmaßnahmen einsetzte und damit vielen Menschen das Leben rettete, wage ich mir nicht auszumalen, was da im heutigen Politikstil passiert wäre. Vermutlich hätte man erst einmal zugewartet um zu sehen, wohin sich die Stimmung im Volk bewegt.
“The politician thinks of the next election; the statesman thinks of the next generation” – Der Politiker denkt an die nächsten Wahlen, der Staatsmann an die nächste Generation.
(William Ewart Gladstone, britischer Politiker, 1809-1889)
S.B.
7. Juli 2015 @ 09:20
Schmidt war (und ist) wie alle Politker es waren bzw. sind ein großer Dummschwätzer auf Steuerzahlers Kosten. Das gilt auch für “den großen Europäer” Schmidt. Alles andere ist ein Mär, die insbesondere von den Medien ohne stichhaltige Begründung am Leben gehalten wird (heute auf lostineu.eu).
Wann gab es denn einen Politiker, der an die nächste(n) Generation(en) gedacht hat? Kann da mal jemand mit Fakten untermauerte Beispiele nennen? Und warum soll Schmidt dazugehören? Was hat der für die nächste Generation getan, außer das, was alle sozialistischen Politiker tun: Aufschulden, um der aktuellen Wählerschaft Wohltaten zum eigenen Machterhalt zu finanzieren. Zu Schmidts Zeiten ging das Schuldenmachen noch völlig problemlos; die Kreditspirale war noch nicht am Ende angelangt. Deshalb hat auch niemand danach gefragt.
Was meint den überhaupt die Floskel “ein großer Europäer”? Ich sehe hier immer Politiker “mit Visionen” von Europa vor mir, die das mühsame und harte Alltagsgeschäft der Politik (also das unbedingt notwendige Kleinklein) hinter sich gelassen haben und ihre unrealistischen Europa-Ideale – welche bei Weitem nicht mit dem Mehrheitswillen in der Bevölkerung übereinstimmen – mit viel Steuergeld (vergeblich) versuchen umzusetzen. Nahezu ausnahmslos bleiben die Visionen auch solche und in dem von diesen “Visionären” nicht mehr beachteten Politik-Alltag, stellt sich die große Visionen-Tristesse ein. Oder anders ausgedrückt: Nichts geht mehr, wie jetzt in der EU.
Wenn das mit dem Begriff “großer Europäer” (von Politiker wir in eigener Sache gerne auch der Begriff “glühender Europäer” verwendet, welcher das Zeug dazu hat, der DDR-Propaganda entsprungen zu sein) gemeint ist, verzichte ich gerne.
@Claus: Meinen Sie, nur ein Schmidt hätte 1962 das tun können, was erforderlich war, um möglichst viele Hamburger zu retten und die Katastrophe möglichst klein zu halten? Meiner Ansicht nach ist das Personenkult, der völlig unberücksichtigt lässt, dass dieses Ergebnis natürlich nur unter Beteiligung vieler Helfer möglich war. Schmidt war zufällig gerade Hamburger Bürgermeister. Das Elbe-Hochwasser von 2003 hat im Übrigen gezeigt, dass die erforderlichen Maßnahmen auch heutzutage umgehend getroffen werden können, wenn es denn politisch gewollt ist. Und wenn sich Politiker als “große Retter in der Not” inszenieren können, werden sie das aus Eigeninteresse immer tun.
Claus
7. Juli 2015 @ 15:15
@S.B. Im Großen und Ganzen hält sich meine Wertschätzung für Politiker der BRD in Grenzen, besonders in der Zeit der letzten 40 Jahre, in denen Politik-Karrieren zunehmend sorgfältig durchgeplanten lukrativen Geschäftsmodellen folgen. Da liegen wir nicht auseinander. Allerdings, ohne SPD-Fan zu sein: In meiner Wahrnehmung hat Helmut Schmidt eine besondere Stellung im politischen Auftritt und in seiner Geradlinigkeit eingenommen. Und 1962 waren die Notstandsmechanismen bei Weitem nicht vergleichbar mit denen des Jahres 2003. Ich habe Helmut Schmidt bei einem Fluteinsatz persönlich kennengelernt – er war damals Hamburger Innensenator, nicht Bürgermeister – und es hat mich geprägt.