Futter für die “Anti-Deutschen”

Wer sich gegen Deutsche auf EU-Führungsposten ausspricht, ist “anti-deutsch”. Das meint der deutsche Europaabgeordnete E. Brok (CDU). Pech für ihn: Die “Anti-Deutschen” bekommen Futter. 

Denn nach dem CDU-nahen Juristen W. Selmayr hat schon wieder ein Deutscher einen Chefposten erobert. Es ist U. Bullmann von der SPD – er wurde zum Fraktionschef der Sozialdemokraten im Europaparlament gewählt.

Vorausgegangen war eine lange Debatte, ob es opportun sei, die deutsche Dominanz im Parlament noch mehr zu stärken. Denn nicht nur die Sozis werden von einem (parteiübergreifend geschätzten) Germanen geführt.

Bei der konservativen EVP gibt M. Weber (CSU) den Ton an, bei den Linken führt die Thüringerin G. Zimmer ins letzte Gefecht, bei den Grünen hat die Brandenburgerin S. Keller immerhin den Ko-Vorsitz erobert.

Und Generalsekretär K. Welle ist auch noch Deutscher. Was dazu führt, dass nun gleich drei EU-Institutionen – Europaparlament, EU-Kommission und Auswärtiger Dienst – deutsche “Generäle” haben.

Daneben leiten die Deutschen fast alle wichtigen Finanz-Organisationen der EU – von der Investitionsbank EIB über den Euro-Rettungsschirm ESM bis hin zum Rechnungshof.

Und das neue EU-Budget wird natürlich auch von einem Deutschen vorbereitet – Merkels Mann G. Oettinger (CDU) entscheidet, wohin die deutschen Milliarden nach 2021 fließen sollen.

All das ist Futter für die “Anti-Deutschen”. Bisher hat man von denen allerdings wenig gehört. Nur der “Fall Selmayr” führte zu massiven Protesten – ist nun der anti-deutsche Geist aus der Flasche?

Oder muss sich Brok an die eigene Nase fassen? Er war es nämlich, der Selmayr protegiert hat. “Du brauchst einen Harten”, soll Brok gesagt haben, um seinen Schützling bei Kommissionschef Juncker durchzuboxen.

Jetzt gibt es harte Proteste. Aber nicht von “Anti-Deutschen” – sondern von all jenen, die meinen, dass sich auch Brok, Juncker & Co. an die Regeln halten sollten. Davon gibt es viele, auch bei uns Deutschen…

Siehe auch “Der Euro spricht deutsch, Monsieur Macron!” und “Junckers deutsche Seilschaft”