Für den Weltklimarat ist selbst EUropa noch zu lahm

Der Weltklimarat (IPCC) warnt, dass der Anstieg der globalen Mitteltemperatur bereits in den 2030er Jahren 1,5 Grad überschreiten könnte. Die Klimakrise beschleunige sich – was folgt daraus für die EU?

Unmittelbar gar nichts. Der Bericht zeige “die extreme Dringlichkeit, jetzt zu handeln, um die Klimakrise zu bewältigen”, schrieb EU-Vizekommissionspräsident Frans Timmermans auf Twitter. Das war’s.

Ein Sofortprogramm gegen die Klimakrise wird es offenbar ebenso wenig geben wie schnellere Beratungen über das Klimapaket “Fit for 55“, das die EU-Kommission Mitte Juli vorgestellt hat.

Dabei müsste nun auch die EU aufs Tempo drücken. Schließlich hat sie sich zum Ziel gesetzt, den Temperaturanstieg auf 1,5 Grad zu begrenzen. Um das noch zu schaffen, ist Eile geboten.

“Wenn es nicht zu sofortigen raschen und umfangreichen Reduktionen der Treibhausgasemissionen kommt, dann wird das Beschränken der globalen Erwärmung auf 1,5 oder sogar zwei Grad außerhalb unserer Reichweite liegen.”

Weltklimarat, zitiert nach “Der Standard”

Doch bis “Fit for 55” umgesetzt wird, dürften noch einmal 12 bis 18 Monate vergehen – so lange dauern die Beratungen. Noch länger wird es dauern, bis sich die EU für Folgen der Klimakrise wappnet.

Für die so genannte “Anpassung” gibt es bisher nur eine unverbindliche Strategie, kein Aktionsprogramm wie bei “Fit for 55“. Auf Hochwasser, Fluten und Waldbrände ist die EU kaum vorbereitet.

Meiner Meinung nach ist dies ein großes, gefährliches Versäumnis. Denn die Klimakrise ist schon so weit fortgeschritten, dass ihre Folgen jetzt schon spürbar sind – und auch noch lange anhalten werden.

Die “Extremereignisse” wie das Hochwasser im Juli werden häufiger, warnen die Experten vom IPCC. Doch bei der Vorbereitung und Anpassung an diese Gefahren ist selbst die EU zu lahm.

Europäischer Mehrwert

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Dabei könnte sie hier schnell einen “Mehrwert” liefern – Flussbetten renaturisieren, Deiche bauen, Alarmsysteme verbessern etc. Diese Maßnahmen wirken sofort gegen die gefährlichen Folgen der Klimakrise.

Die Abschaltung von Kohlekraftwerken oder andere Maßnahmen zum Abbau des CO2-Ausstosses wirken hingegen erst mit rund zehnjähriger Verspätung auf das Klima.

Doch dann ist es, folgt man dem Weltklimarat, womöglich schon zu spät…

Siehe auch: Fit for 55: Ein toxischer Mix und “Klima wird Wahlkampf-Thema, doch wo bleibt Europa? Mehr zum Klimaschutz und “Fit for 55” hier

P.S. Selbst der Abbau der CO2-Emissionen wird die Klimakrise nicht beenden, warnt der belgische Klimaforscher Jean-Pascal van Ypersele. Einige Effekte würden noch mehrere Jahrhunderte anhalten, sagte er der Zeitung “Le Soir”. Dennoch müsse man alles tun, um die Neuemissionen zu senken!