Französische Verhältnisse – oder belgische?

Nach den Wahlen in Sachsen und Thüringen drohen Deutschland französische Verhältnisse. Oder doch eher belgische?

In Frankreich haben wir einen Präsidenten, der einfach weitermacht, obwohl er drei Wahlen nacheinander verloren hat und für seine Politik über keine Mehrheit mehr in der Assemblée verfügt. Das erinnert an Kanzler Scholz und seine Ampel, oder?

In Belgien haben wir nur noch eine geschäftsführende Regierung, die ebenfalls weiter macht, obwohl sie verloren hat. Die Bildung einer neuen Regierung ist schwierig, weil in den Regionen ganz verschiedene Parteien vorn liegen, die sich spinnefeind sind. Erinnert an Ostdeutschland, oder?

Beiden Beispielen ist gemein, dass rechte und rechtsradikale Parteien stärker geworden sind – genau wie in Sachsen und Thüringen. Die Regierungen in Paris und Brüssel versuchen, sich an der Macht zu halten, indem sie rechte Politik integrieren und gleichzeitig die rechten Parteien isolieren.

Kann das gut gehen? Wohl kaum. Dennoch zeigen diese beiden Beispiele, dass die Wahl in Thüringen und Sachsen keineswegs so außergewöhnlich ist, wie es die Medien gern darstellen. Sie folgen vielmehr einem Trend, der sich als Erosion der “etablierten Mitte” bezeichnen ließe.

Andere EU-Länder haben dieses politische Erdbeben schon viel früher erlebt – und stemmen sich mit Macht gegen einen echten Politikwechsel, den die Wähler fordern. “Weiter so” hieß es ja auch nach der Europawahl…

Siehe auch Wahlen in EUropa: Bloß nicht weiter so!?