“Frankreich macht es besser als Deutschland”
Das Wirtschaftsklima in der Euro-Zone ist so mies wie seit 2013 nicht mehr – und damals kamen wir gerade aus der Eurokrise. Doch nicht alle EU-Länder stehen schlecht da. Frankreich schlägt sich aktuell sogar besser als Deutschland.
Zu diesem Schluß kommt der prominente Ökonom Daniel Stelter in seinem Blog “Beyond the obvious”. Und so begründet er seine Einschätzung (Kommentare von bto in kursiv)
- „Während in Deutschland und Italien das Wachstum dieses Jahr zum Stillstand gekommen ist, entwickelt sich die Konjunktur in Frankreich dynamisch. (…) Frankreich ist deutlich weniger als Deutschland von dem Produktionseinbruch in der Industrie betroffen. Im Zentrum stehen die Autobauer und ihre Zulieferer, die in Frankreich wirtschaftlich von geringerer Bedeutung sind als beim Nachbarn. Die verarbeitende Industrie trägt nur knapp 19 % zum Bruttoinlandprodukt (BIP) bei. In Deutschland sind es 22 %.“ – bto: Wir setzen auf alte Industrien, die wir sogar noch zusätzlich beschädigen, während die Franzosen viel näher am Konsum sind.
- „Der grosse Unterschied liegt aber in der Zusammensetzung innerhalb des verarbeitenden Gewerbes. Während der Fahrzeugbau 18 % zum Gesamtumsatz der französischen Industrie beiträgt, sind es in Deutschland fast doppelt so viel.“ – bto: Aber bei uns denkt man gar nicht daran, zu reagieren. Stattdessen beschäftigen wir uns mit allen möglichen Nebenthemen.
- „(Einen weiteren) Unterschied macht die robuste Binnennachfrage aus. In Frankreich fahren die Privathaushalte ihre Ausgaben hoch. Dieses Jahr werden sie inflationsbereinigt rund 1,3 % zunehmen, nächstes noch einmal 1,7 %.“
- „Die Kaufkraft pro Kopf nimmt dieses Jahr doppelt so stark zu wie 2018. Dafür ist die gute Lage am Arbeitsmarkt verantwortlich. (…) Darüber hinaus profitieren die Franzosen von einer ganzen Reihe finanzieller Entlastungen. (…) u. a. geringere Sozialversicherungsbeiträge für Arbeitnehmer, Steuererleichterung für Überstunden und tiefere Grundsteuern. Rund ein Drittel des dadurch gestiegenen verfügbaren Einkommens lässt sich darauf zurückzuführen.“ –bto: tiefere Grundsteuern? Wie unsozial. Hier werden sie ja demnächst deutlich steigen.
- „Der Staat investiert überdurchschnittlich. Auch deshalb ist das Haushaltdefizit auf 3,1 % des BIP angeschwollen und verletzt den Stabilitätspakt. Diese Woche hat die EU-Kommission Frankreich zusammen mit Italien zur Haushaltsdisziplin ermahnt“ – bto: Wir wissen, wie vernünftig es ist, sich zu verschulden. Ist doch klar, dass es nur über Inflation und Monetarisierung zu einer Lösung kommen kann. Wer dann viele Schulden hat bei guter Infrastruktur, ist der Gewinner!
Wenn diese Einschätzung stimmt, dann dürfte Frankreich besser durch die heraufziehende Krise kommen als Deutschland. Wenn nicht, dann könnte die Eurozone ein ernstes Problem bekommen – denn wenn beide Länder gleichzeitig abschmieren, sieht es finster aus…
Siehe auch “Wo Frankreich besser ist”
Holly01
5. November 2019 @ 10:26
Aber Hr. Soltau, wie sollen denn die 0,01% richtig reich werden, wenn Sie hier schreiben, man müsste die Kaufkraft verteilen?
Wer viel verteilt hat keine Superreichen und kann international nicht mithalten.
Da muss man schon mal H4 einführen, Feiertage abschaffen und Steuern dort holen, wo die Kaufkraft sowieso nicht reicht.
DAS ist richtig.
Nur SO kann man international mithalten.
Es ist doch egal ob die breite Masse arm ist oder noch gerade so zurecht kommt.
Vermögen müssen in der Spitze wachsen. Da ist auch die Kompetenz vorhanden.
Der Rest gibt das Geld nur für Unsinn wie Essen, Mieten oder Energie aus.
Ja, genau, das ist ökologisch, dass die Vermögen nach oben umverteilt werden, das ist aktiver Klimaschutz und wer wäre gegen Klimaschutz??
vlg
Georg Soltau
4. November 2019 @ 17:16
richtig! für eine robuste Binnennachfrage braucht die Masse der Menschen finanzielle Entlastungen wie z.B. geringere Sozialversicherungsbeiträge für Arbeitnehmer, Steuererleichterung für Überstunden und keine Senkung von Unternehmenssteuern !