Frankreich: Die Finanzkrise ist abgesagt – vorerst
Trotz der anhaltenden Regierungskrise in Frankreich haben sich die Finanzmärkte wieder beruhigt. Die hohen Schulden und die großen Spreads lösen keine Krise aus – vorerst.
“Wir sehen, dass die Märkte sehr ruhig reagieren”, sagte Interims-Finanzminister Kukies am Rande eines Finanzministertreffens in Brüssel.
Sie hätten sogar viele Milliarden in neu begebene französische Staatsanleihen investiert. Insofern sei die Bundesregierung “sehr beruhigt“.
Vor und nach dem Sturz der Regierung Barnier waren die Spreads in die Höhe geschnellt. Teilweise lagen sie höher als in Griechenland.
Dann setzte sich aber wieder die Vernunft durch. Denn an der Fähigkeit, seine Schulden zu bedienen, besteht in Frankreich kein Zweifel.
EU-Wirtschaftskommissar Dombrovskis rief Paris dennoch auf, das Haushaltsdefizit und die Gesamtverschuldung “auf einen Abwärtspfad” zu bringen.
Mit 6,2 Prozent des BIP überschreitet Frankreich die EU-Schwelle für die Neuverschuldung von drei Prozent deutlich – nur Rumänien bietet mehr.
Barnier wollte das Budget um 60 Mrd. Euro kürzen. Sein Sparbudget stieß jedoch auf Widerstand im Parlament und führte zu seinem Sturz.
Nun sucht Präsident Macron einen neuen Premier. Man darf gespannt sein, was passiert, wenn der seinen Etatentwurf vorlegt…
Arthur Dent
10. Dezember 2024 @ 23:46
Mag ja sein, dass Ökonomen das anders sehen – aber gefühlt war der Tausch
D-Mark gegen Euro ein Raubzug auf die Ersparnisse / Vermögen der Bürger. Von einem Tag auf den anderen war alles nur noch die Hälfte wert.
Helmut Höft
10. Dezember 2024 @ 08:34
Es besteht immer noch das Rätsel, wie ein Emittent einer Währung Schulden in eben dieser Währung machen kann bei Menschen, die eben diese Währung – ursprünglich(!) – vom Emittenten selbst erhalten haben.
Das geht nur mit Ideologie/Religion, mit Logik geht das nicht zusammen. Damit reduziert sich die Frage nach Spreads, Zinsen, Rückzahlung usw. auf die einfache Frage: Warum sponort der Staat, die Gesellschaft seine Ausbeuter? (statt sie ins Loch zu stecken)
Skyjumper
10. Dezember 2024 @ 10:32
“Das geht nur mit Ideologie/Religion……..”
Damit treffen Sie m.E.n. den Nagel auf den Kopf. Auch wenn Sie es wahrscheinlich etwas anders meinen.
Jede Währung ohne intrinsischen Wert lebt ausschließlich von dem Glaube in die Werthaltigkeit. Und der Glaube hängt vom Vertrauen in den Emittenten ab. Das hat schon was von Religion und Ideologie.
Bisher ist noch jede Währung ohne (vollen) intrinsischen Wert (und das fängt schon bei den manipulierten Gold- und Silbermünzen in der Antike an) gescheitert sobald die Menschen das Vertrauen (in den Emittenten) und den Glauben (an die Währung) verloren haben.
Glaube und Vertrauen kann nicht befohlen werden. Genau das ignorieren jedoch viele bei den Gedankenspielen um z.B. die MMT. Logisch betrachtet funktioniert das. Praktisch jedoch (wahrscheinlich) nicht sehr lange.
Helmut Höft
10. Dezember 2024 @ 11:31
Sry, es ist genauso gemeint, wie es da steht! (schlag bspw. hier nach: https://www.hhoeft.de/mythos/index.php/2019/11/01/geld-ist-ein-tauschmittel-teil-2/ (bitte Links beachten – der Blog ist in 2019 mit dem Unverständnis zum Thema Geld und der Ignoranz ggü. der Realität und neuen Idden/Interpretationen dieser – MMT – gestartet).
Es gab nie Geld mit einem intrinsischen Wert (schlag nach bei Georg Friedrich Knapp “Staatliche Theorie des Geldes” https://de.wikipedia.org/wiki/Georg_Friedrich_Knapp
Knapp arbeitet das Thema vom Erzklumpen und weiteren “Geld”-Ersatzstücken bis 1924 auf, Bitcoin kannte er natürlich noch nicht 😉 Von interessierten Kreisen wurde dem Geld ein intrinsischer Wert jeweils zugsprochen, damit an das Geld geglaubt wird, das ist alles!
Den angesprochenen Alfred Mitchell-Innes nicht vergessen, auch Randall L. Wray und Kollegen nicht: https://www.youtube.com/watch?v=E5JTn7GS4oA
Bitte merken: Es gibt/gab kein Geld mit instrisischem Wert, alles nur Token alles nur Marken mit dem Wert wie “tausche Garderobenmarke gegen Mantel”.
Hoffe ebo lässt den Ausflug durch. PAX
Ralf Krämer
10. Dezember 2024 @ 14:53
Gold als Geld hatte und hat (Währungsgold) durchaus intrinsischen Wert, aber für das heute ansonsten verwendete Bargeld oder Buchgeld ist das selbstverständlich nicht relevant. Um mehr als „Glauben“ geht es allerdings schon, sondern dahinter steht der Staat, der das gesetzliche Zahlungsmittel definiert und zur Zahlung von Steuern usw. annimmt. Damit sind die weitergehenden Fragen, was Wert ist und was das mit Geld zu tun hat, noch nicht geklärt, gehört auch nicht hierhin, aber als Alternative zu Höft: https://makroskop.eu/12-2023/wert-und-geld/
european
10. Dezember 2024 @ 16:41
Wenn ich mich mal dazwischen werfen duerfte. 😉
Selbst Gold hat keinen intrinsischen Wert. Es hat den Wert erhalten, weil die Menschen ihm diesen Wert gegeben haben und im Endeffekt sind Gold, Silber und alle anderen Edelmetalle genauso Spekulationswerte wie Aktien, Coins und auch unser Geld. Spreads sind nichts anderes als der Ausdruck von Spekulation durch einen wie auch immer entstandenen Risikoaufschlag, den amerikanische Ratingagenturen sich ausdenken. Teilweise voellig unsinnig, wenn z.B. wie in Italien ca. 3/4 der Staatsanleihen in italienischer Hand sind. Wo ist da ein Hebel zu sehen, der das Land ins Wackeln bringen koennte?
Europa hat mit Scope eine eigene Ratingagentur, die sich aber konsequent in Schweigen huellt, denn eigentlich duerfte es in einer einheitlichen Waehrung mit einer einzigen Zentralbank ueberhaupt gar keine Spreads geben. Es gibt sie, weil wir es zulassen.
Eine durch “Werte gedeckte Waehrung” wird am Ende nur weitere Kriege, Kolonialisierung und Raubrittertum foerdern. Wir sollten die Finger davon lassen.
Helmut Höft
10. Dezember 2024 @ 20:19
@Ralf Krämer
(btw.: Tut gut mal wieder auf einen Menschen zu treffen der ohne Pseudonym auskommt) Als Fördermirglied von MAKROSKOP – von Anfang an – und Teilnehmer an allen Veranstaltungen seit 2016: Dort ist eine der wenigen Plattformen wo der Mainstream – dieser gerät dort regelmäßig unter die Räder – (Klassik, Neoklassik, Neoliberalismus & Co.) , und auch solche „exotischen“ Sachen wie MMT, sachlich diskutiert werden. Der von Dir verlinkte Artikel ist ein gutes Beispiel.
Was meinerseits zum Thema Geld & Ökonomie grds. beigetragen wird ist u. a.“makroskopisch“ fundiert. Geld betreffend bleibt das hierzu kommentierte genauso stehen!
PAX!
Skyjumper
9. Dezember 2024 @ 17:45
Mal davon abgesehen dass die politische, und staatsfinanzielle Situation in Frankreich alles andere als angenehm oder gedeihlich ist, bestand doch kurzfristig eigentlich nie eine Gefahr. Ich habe die entsprechenden Artikel über eine „drohende erneute Eurokrise“ im Vorfeld des Misstrauensvotum etwas irritiert verfolgt.
Frankreich ist weder pleite, noch implodiert gerade die Wirtschaft. Ja, selbstverständlich steigt das Risiko, und das lassen sich die Investoren bezahlen.
Aber sowohl die Börsen (siehe z.B. den DAX letzte Woche), als auch die Währungsmärkte waren alles andere als negativ nervös. Eher anders herum (neue Allzeitrekorde). Und auch das Währungspaar US-$/€ blieb unauffällig, bzw. hat der € sogar zulegen können (und das trotz der anstehenden Zinssenkung!).
Ja, wenn man sich ansieht welchen Anteil Frankreich an der EU hat (Bevölkerungszahl, BIP). Und wenn man sich dann erst ansieht wie die Anteile aussehen wenn man die zweite Lame-Duck Deutschland hinzurechnet, dann kann es einen erstaunen dass die Lage so ruhig geblieben ist. Aber für ein sichtbares Chaos fehlte der Überraschungseffekt. Was letzte Woche passierte wurde bereits lange vorher als Möglichkeit einkalkuliert.
Aber Frankreich ist eben nicht Griechenland. Genausowenig wie Italien. Da ist noch jede Menge Substanz (wie auch in DE) die abgeschmolzen werden kann bevor das Kapital flinke Füsse bekommt. Ausserdem braucht flüchtiges Kapital brauchbare Alternativen. Und nachdem Deutschland derzeit auch alles andere als glänzt – ist es damit etwas dünne.
Dennoch steht das „vorerst“ natürlich zu Recht in der Überschrift. Flassbeck hin, MMT her, die Richtung in die Frankreich derzeit geht führt über kurz oder lang in die Handlungssackgasse. Aber eben nicht letzte Woche, nicht diese Woche, und wahrscheinlich auch nicht in den nächsten 1-2 Jahren. Der Weg zurück wird nur immer schwerer, länger und (für die Bürger) fataler.