Fitch straft, Schäuble höhnt
Es hat länger gedauert als erwartet, aber nun werden die Italiener doch noch für ihre Wahl bestraft. Die US-Ratingagentur Fitch stufte die Bonität des Landes herab – sie liegt nur noch drei Stufen über Ramschniveau.
Noch bitterer ist das Verdikt von Finanzminister Schäuble: Italien müsse den “Reform”kurs von Ex-Premier Monti fortsetzen, sagte er. «Das ist die richtige Politik, und zwar unabhängig vom Ausgang von Wahlen.” Laut “Zeit” fügte er hinzu:
«Ich weiß nicht genau, welche Motive für die italienischen Wähler ausschlaggebend waren, aber ich denke nicht, dass der Euro oder Europa oder gar die Wirtschaftspolitik der Monti-Regierung die entscheidenden Faktoren für das Wahlergebnis waren»
Zur Erinnerung: Monti hat gerade ‘mal zehn Prozent der Stimmen bekommen. Sein Sparkurs war – neben dem deutschen “Diktat” – Thema Nummer eins im italienischen Wahlkampf.
Montis “richtige Politik” führte das Land direkt in die Rezession. Unter Berlusconi ging es den meisten Italienern besser. Durch Schäubles Kommentar müssen sich die meisten Wähler verhöhnt fühlen.
Aber so ist das in der Marktdemokratie, die ja auch Kanzlerin Merkel will: Nicht der Souverän hat das letzte Wort, sondern der vermeintliche ökonomische Sachzwang… Mehr zum Thema hier
Johannes
9. März 2013 @ 19:36
Die Märkte hat die Herabstufung, wie auch in Wahl an sich, praktisch kalt gelassen. Jeder Banker kennt Italiens Probleme, die sind nicht neu und Monti verdient gar nicht so viel Lob für die paar Reformen die er nur halbherzig umgesetzt hat. Das wird das Land allerdings schon “retten” mussten finde ich unter aller Sau. Deren Privathaushalte haben mehr Vermögen als die Deutschen, dennoch mussten wir denen schon mit Millardensummen helfen.
ebo
9. März 2013 @ 19:43
Falsch Italien hat noch keinen Cent aus dem ESM bekommen – im Gegenteil: es ist ein Geberland und zahlt ein.
Tim
11. März 2013 @ 12:17
@ ebo
Auch ein bißchen falsch, Italien hat aus dem Target-2-System schon einen dreistelligen Milliardenbetrag gezogen. Ich weiß gerade nicht, ob das überwiegend deutsche Forderungen sind, aber Johannes’ Formulierung “… denen schon mit Milliardensummen helfen” ist durchaus angemessen.
Immer daran denken: Target-2-Transaktionen sind quasi Notkredite, die sich der Schuldner in gewisser Weise selbst geben kann.