EUropas unglaubliche Milde

Wenn es um Belarus geht, kann die EU nicht hart genug sein. Auch bei Russland und China gibt sich Brüssel unnachgiebig. Ganz anders geht man mit Regelverletzungen in den USA und UK um – hier herrscht unglaubliche Milde.

Das jüngste Beispiel liefert die NSA-Spionage-Affäre. Der US-Geheimdienst hat offenbar das EU-Land Dänemark genutzt, um Deutschland, Frankreich und die EU-Kommission auszuspähen.

Doch drei Tage nach der Enthüllung kommt immer noch keine harte Reaktion. “Wir verlangen Aufklärung” – mehr war Kanzlerin Merkel und Präsident Macron nicht zu entlocken. Kommissionschefin von der Leyen äußerte sich gar nicht.

Dabei greifen die USA noch mehr in die “europäische Souveränität” ein als Belarus. Sie spähen die höchsten Vertreter der EU-Staaten aus und nutzen europäische Infrastruktur für ihre nationalen Interessen.

Ausgesprochen nachsichtig reagiert die EU auch auf Berichte, wonach UK mehrere Dutzend EU-Bürger bei der Einreise in Lagern und Gefängnissen festgehalten habe.

Auf entsprechende Berichte des “Guardian” kam tagelang gar nichts. Zwei Wochen später warnte EU-Kommissar Šefčovič London vor “unilateralen Maßnahmen”. Von Sanktionen sprach er nicht.

Dabei geht es hier um Deutsche, Spanier oder Griechen, die teilweise bis zu sieben Tage festgehalten wurden – nur weil sie einreisen wollten und nicht die geforderten Papiere hatten.

In Belarus genügte schon eine mehrstündige Zwangslandung einer Ryanair-Maschine und die Festnahmen eines Bloggers, der nicht einmal EU-Bürger ist, für harte Sanktionen.

In den USA und UK dagegen passiert – nichts.

Wie soll man das nennen: Doppelstandards? Komplizenschaft? Oder echte, tief empfundene Freundschaft? Ach so, es geht um Geopolitik – dann ist natürlich alles erlaubt…

Siehe auch “EUropas neue Härte”

P.S. Dänemark hat den “guten Dialog” mit seinen europäischen Partnern betont. Es bestehe keine Notwendigkeit, die Beziehungen zu Frankreich und Deutschland zu “reparieren”, sagte die dänische Regierungschefin Mette Frederiksen. auf die Spionage-Vorwürfe ging sie nicht ein…