EUropas „Hölle“ ist abgebrannt – und nun?

Man nannte es die „Hölle“ von Moria. Nun ist das berüchtigte Flüchtlingslager auf der griechischen Insel Lesbos abgebrannt. Es ist ein Fanal für die gescheiterte europäische Flüchtlingspolitik – wann wacht die EU endlich auf?

Ein wenig Schweigegeld an Griechenland zahlen, und dann weitermachen wie zuvor: So hat die EU bisher auf alle Warnungen aus Moria und anderen Lagern reagiert. Deutschland nahm dann noch ein paar Kinder auf – und das war’s.

Auch diesmal sieht es nicht viel anders aus. EU-Innenkommissarin Ylva Johansson versprach schnelle Hilfe. Sie sei in Kontakt mit den lokalen griechischen Behörden, schrieb die schwedische Politikerin auf Twitter.

Dabei habe sie zugestimmt, den Transfer und die Unterbringung der verbleibenden 400 unbegleiteten Kinder und Jugendlichen aufs Festland zu finanzieren. „Die Sicherheit und der Schutz aller Menschen in Moria hat Priorität.“

Derweil sagte der griechische Kommissar für den „European Way of Life“, Margaritis Schinas, mehr Geld für Griechenland zu. Kommissionschefin von der Leyen schwieg – wie immer, wenn es ernst wird und die EU versagt.

Dabei schreit das kollektive Versagen der EU zum Himmel. Jahrelang haben alle – auch Deutschland – die Augen vor dem Schandfleck auf Moria verschlossen. Die „Hölle“ für Flüchtlinge wurde geduldet – denn sie sollte ja (auch) zur Abschreckung dienen.

Das geht nun nicht mehr. Die EU muß jetzt umgehend Abhilfe schaffen – und die Flüchtlinge umverteilen. Doch der ursprünglich schon im April angekündigte Entwurf der EU-Kommission, der auch die Lastenteilung klären soll, lässt immer noch auf sich warten.

Zudem müssen sich Brüssel und Berlin der unbequemen Tatsache stellen, dass der Flüchtlingsdeal mit Sultan Erdogan gescheitert ist. Vereinbart war, dass keine Menschen mehr über die Ägäis kommen und Neuankömmlinge schnell zurückgeführt werden.

Auf Moria ist auch diese Fiktion in Flammen aufgegangen. 12.000 Menschen haben über Nacht alles verloren. Wenn nicht alles täuscht, warten sie nun auf ein Signal von Kanzlerin Merkel. Wegen 2015. Aber auch, weil Merkel gerade die EU führt…