Europa-Dämmerung 2.0
Der 6. November 2024 wird in die Geschichtsbücher eingehen: Als Tag, an dem Donald Trump seine 2. Präsidentschaftswahl gewann, die Berliner Ampel-Koalition zerbrach – und eine neue Europa-Dämmerung begann.
Der EU-Gipfel in Budapest ändert nichts daran, im Gegenteil: Er hat gezeigt, wie die EU-Granden von den Ereignissen überrollt werden. Machtwechsel in Washington, Krise in Berlin und Untätigkeit in Brüssel: nichts geht mehr.
Klar, Kommissionschefin von der Leyen hat Trump angeboten, mehr Flüssiggas aus den USA zu kaufen. Doch das zeigt nur, wie hilflos sie ist. Es ist ein schwerer taktischer Fehler, Trump schon jetzt entgegenzukommen.
EUropa soll die Zeche zahlen
Der MAGA-Politiker will nicht den kleinen Finger, sondern die ganze Hand. Strafzölle auf deutsche und europäische Exporte sind nur die Vorspeise. Letztlich geht es darum, dass EUropa die Zeche für den Ukrainekrieg zahlt.
Die EU-Politiker sind – von einigen Ausnahmen wie dem Slowaken Fico abgesehen – so dumm, sich auch dazu bereit zu erklären. Angeblich ist das eine Notwendigkeit. Wenn die USA ausfallen, müsse EUropa einspringen.
Doch die EUropäer werden nie in der Lage sein, den Krieg endlos weiterzuführen („as long as it takes“). Es ist auch nicht in ihrem Interesse. Wenn sie es doch versuchen, stürzen sie in ein unlösbares, selbst verschuldetes Dilemma.
Weiterlesen hier (Newsletter mit Paywall). Der Titel geht auf ein Essay von I. Krastev von 2017 zurück (Edition Suhrkamp)
Monika
11. November 2024 @ 19:06
…Wenn die USA ausfallen, müsse EUropa einspringen…
Müssen tut in der Regel nur der Hund.
Wir Europäer haben über die Jahre diese Rolle perfekt verinnerlicht, wie in einer Hundedressur bellen wir auf Zeichen solo oder im Chor, geben artig Pfötchen, laufen aufrecht auf zwei Hinterbeinen, sogar die Rolle schaffen wir. Da die Show vom goldenen WerteWesten nicht mehr so recht “läuft”, wird zuerst am Futter und den Hunden gespart, damit der Dompteur nur nichts an seinem holy way of life zu ändern hat.
Auf die Idee, dass die ganze Show nicht mehr state of the art ist, kommt er nicht. Holy shit für die Europäer…
KK
11. November 2024 @ 19:43
Wenn man müssen muss, kommen idR immer nur Stoffwechselendprodukte heraus.
Michael
11. November 2024 @ 09:45
Wenn Europa bzw. die EU “die Zeche zahlt, also den Wiederaufbau der Ukraine, wie die USA, sprich Trump der “Deal making dictator”, verlangen werden, frage ich mich Zweierlei:
– ist das dann ein “Schuldbekenntnis” (?);
-und, wird das dann als Teil des 2% NATO-Beitrags verrechnet, oder gar eines 3% oder 4% Beitrags, wie Trump es im Sinn haben soll?
Arthur Dent
11. November 2024 @ 00:08
Dass die EUropäer die Kosten tragen sollen, daraus wird ja gar kein Hehl gemacht. Kommt von der EU Protest? Nein, warum nicht? Weil europäische Steuerzahler zum Beschei… da sind.
Kriege werden nicht gegen Länder
geführt, sondern gegen
Gesellschaftsschichten? Irgendeiner
der politischen Großkopferten auf
dem Schlachtfeld gefallen?
Art Vanderley
10. November 2024 @ 20:47
Wenn Europa mehr leisten muß- einen völligen Rückzug der USA wird es nicht geben- hat das auch den Vorteil daß vielleicht mehr Druck entsteht über den vom Westen verursachten Teil des Konflikts nachzudenken, der hinter dem Krieg steht.