Euroland hängt die USA ab, aber…

Wenn das keine gute Nachricht ist: Die Eurozone wächst so schnell wie seit 10 Jahren nicht mehr. Mit 2,5 Prozent Wachstum hat sie 2017 sogar die USA (2,3) abgehängt. Allerdings gibt es ein paar Schönheitsfehler.

Zum einen ist der Aufschwung mit weiter wachsenden Ungleichgewichten verbunden. Vor allem der deutsche Leistungsbilanz-Überschuß geht immer noch ungebremst durch die Decke.

Dies zieht Defizite in anderen Ländern nach sich – und birgt Risiken für den Euro. Statt zusammenzuwachsen, entwickeln sich die Euroländer auseinander; die Konvergenz-Kriterien (“3,0 ist 3,0”) versagen sogar im Aufschwung!

Doch darüber spricht niemand mehr, nicht einmal in Frankreich. Stattdessen sieht sich das zweitgrößte Euroland nun dem Vorwurf ausgesetzt, zu sehr auf Pump zu leben und Europas Aufschwung zu gefährden.

Die “Kreditfähigkeit” habe abgenommen, behauptet der neoliberale Freiburger Thinktank CEP. Die französische Volkswirtschaft sei seit 2005 per saldo auf ausländische Kredite angewiesen, Tendenz steigend.

Dies ist aber eine Folge der wachsenden Unwucht in den Eurozone, und nicht (wie der deutsche Exportwahn) ein Grund. An den Finanzmärkten macht man sich um Frankreichs Kreditfähigkeit bisher keine Sorgen.

Zum Problem könnte indes werden, dass die Arbeitslosigkeit in Frankreich trotz Wachstums kaum zurückgeht. Der Aufschwung kommt bei den Menschen nicht an – das muss Präsident Macron Sorgen machen.

Na klar, der Arbeitsmarkt ist zu unflexibel, heißt die Standard-Antwort aus Deutschland. Doch offenbar geht das am eigentlichen Problem vorbei: In Frankreich drängen (zu) viele junge Leute an den Arbeitsmarkt!

Darauf weist das Wirtschaftsforschungsinstitut OFCE in Paris hin. Allein um die Beschäftigung stabil zu halten, braucht Frankreich jedes Jahr 140.000 neue Arbeitsplätze.

Im überalterten Deutschland hingegen reicht ein Minus von 70.000 Stellen, damit die Arbeitslosenquote unverändert bleibt! Außerdem sei die französische Wirtschaft produktiver, brauche also weniger (neue) Jobs.

Den französischen Arbeitslosen nutzt dies allerdings wenig. Macron wird sich etwas anderes als Arbeitsmarktreformen à la Hartz überlegen müssen, wenn er wirklich reüssieren will…