EU “vergisst” Interessen in Türkei
Bisher gehörte der Schutz der kurdischen Minderheit zum Forderungskatalog der EU gegenüber der Türkei. Damit ist es nun wohl vorbei.
Bei einer NATO-Sondersitzung stellten sich alle Alliierten, auch die EU-Staaten, hinter die türkischen Militärangriffe auf kurdische Stellungen in Nordsyrien.
Dabei sind die Kurden die stärkste Bastion gegen die Terrormilizen des Islamischen Staates. Deutschland und andere EU-Staaten unterstützen sie sogar im Kampf gegen den IS.
Doch in der NATO folgen alle brav den USA und der Türkei, die vorgibt, auch gegen den IS zu kämpfen. In Wahrheit hat sie die Extremisten bisher geduldet und unterstützt.
Fast alle islamistischen Europäer, die sich dem IS anschließen wollen, reisen über die Türkei ein. Bekannt ist zudem, dass Erdogan der jüngste Wahlerfolg der Kurden ein Dorn im Auge ist.
Warum “vergisst” die EU also ihre ureigensten Interessen und Forderungen? Warum fordert sie kein Ende der Attacken auf die Kurden und ein eindeutiges Vorgehen gegen den IS?
Mir ist das ein Rätsel… Mehr zur Türkei hier
Carlo
29. Juli 2015 @ 16:21
Das Interessanteste an jedem Konflikt ist: wer verschuldet sich bei wem vor, während und danach. Moral ist der Deckmantel der Gläubiger.
Kein(e) türkische(r), kurdische(r), syrische(r) Bauer, Arbeiter, Fischer, Krankenschwester, Lehrerin, Arzt, Soldat oder Kämpfer, Handwerker … – einfacher Bürger wird einen Nutzen ziehen. Sie werden froh sein und haben Glück, wenn sie nicht mit ihrer Gesundheit oder ihrem Leben bezahlen müssen.
In wessen Interesse EU-Eliten handeln, konnte man und kann man sehr gut beobachten.
Von daher ist das Rätsel für mich gelöst. Die ureigensten Interessen der Bürger werden nicht vertreten. Nicht in Griechenland, nicht in Irland, nicht in Spanien oder Portugal und auch nicht in Deutschland und Frankreich …
Marc
29. Juli 2015 @ 10:12
Der türkisch-kurdische Konflikt wird in Europa zu sehr schönen innermigrantischen Gewalteskalationen führen. Da ist dann für jeden etwas dabei.
Reinard
29. Juli 2015 @ 08:30
Die EU vergisst in Wahrheit weit mehr als ihre “europäischen Werte”, sie vergisst fundamentale Menschenrechte an allen Ecken und Enden. Nur, wer ist mittlerweile eigentlich “die EU” ?
Peter Nemschak
29. Juli 2015 @ 10:45
Die EU ist ein Staatenbund und handelt, so gut es geht, im “gesamtnationalen” Interesse, das im langfristigen Überleben von Staaten liegt. Die Moral von Staaten ist eben eine andere als Privatmoral, an der Staaten fälschlich gemessen werden. Es gibt im internationalen System verschiedene Anschauungen von Moral. Welche ist die Allgemeingültige? Wer soll, so es eine gibt, diese durchsetzen?
Reinard
4. August 2015 @ 09:25
Es muss sich mehr herausbilden als ein nur auf kapitalistisch-wirtschaftlichen Interessen fussender Staatenbund mit nationalen bzw. privatwirtschaftlichen Interessen. Und der muss eben mehr leisten für die Bürger als jeder Nationalstaat für sich. Dann klappt es wahrscheinlich.
Peter Nemschak
29. Juli 2015 @ 08:25
Die Realpolitik hat die EU wieder einmal eingeholt.