EU spielt Bankenkrise herunter
Die Pleite bei einer US-Bank aus dem Silicon Valley hat das Eurogruppen-Treffen überschattet. Es bestehe „keine Gefahr einer Ansteckung“, sagte EU-Wirtschaftskommissar Gentiloni. Es klang wie Pfeifen im dunklen Wald.
Droht eine neue Banken- und Finanzkrise? Diese Frage war in aller Munde, als sich am 13. März die Finanzminister der Eurozone in Brüssel trafen. Ursprünglich wollten die 21 Mitglieder der Eurogruppe über die Budgetpolitik sprechen und die Bürger darauf vorbereiten, den Gürtel wieder enger zu schnallen.
Stattdessen beherrschte die Pleite der amerikanischen Silicon Valley Bank (SVB) die Diskussion. EU-Wirtschaftskommissar Paolo Gentiloni sagte vor Beginn des Treffens, er sehe für Europa keine „reale Gefahr einer Ansteckung“. Auch seine Kollegen versuchten, zu beschwichtigen.
Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) lobte die amerikanische Regierung: Sie habe nach der Pleite entschlossen gehandelt. Auch Deutschland sei auf der Hut. „An der Stabilität haben diese Institutionen keinen Zweifel gelassen.“
Spaniens Finanzministerin Nadia Calvino sagte, die europäischen und spanischen Banken seien solide und breit aufgestellt. Ihr französischer Kollege Bruno Le Maire betonte, es gebe „keine spezifischen Risiken für die französischen Banken“. „Beruhigt Euch“, appellierte er an die Anleger.
EZB legt Hände in den Schoß
Zu spät – die SVB-Bank sorgte an den Börsen für große Nervosität. Der europäische Bankaktien-Index lag am Montagnachmittag rund sechs Prozent im Minus. Die deutsche Commerzbank-Aktie rutschte im Tagesverlauf um bis zu 16 Prozent ab. Der Dax schloß bei drei Prozent Miesen.
Nach den zunächst vergeblichen Beruhigungs-Versuchen der Eurogruppe richten sich nun alle Blicke auf die Europäische Zentralbank. Die EZB folgt mit ihrer restriktiven Geldpolitik der amerikanischen Notenbank, die von vielen Experten für die Krise mitverantwortlich gemacht wird.
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Doch die EZB in Frankfurt legt die Hände in den Schoß. Es gebe keinen Grund für ein Krisentreffen, sagte ein Insider. Die Banken im Euro-Raum seien insgesamt finanziell gut ausgestattet, zitiert Reuters einen hochrangigen Experten aus Frankfurt.
„Größte Bankenkrise seit Jahren“
Weniger gelassen sieht man die Krise im Europaparlament. „Es handelt sich hier um die größte Bankenkrise seit Jahren“, sagte der wirtschaftspolitische Sprecher der konservativen EVP-Fraktion, Markus Ferber (CSU).
Angesichts der Ereignisse in den USA fordert Ferber, dass auch europäische Aufseher die möglichen Implikationen der rapide steigenden Zinsen in den Blick nehmen. „Grundsätzlich sind steigende Zinsen gut für Banken“, so Ferber.
Der Fall der Silicon Valley Bank zeige aber, dass man ganz genau hinschauen muss. Und genau das scheint die EU gerade nicht zu tun…
Siehe auch „Angst vor Finanzkrise 2.0“
P.S. Auch Eurogruppenchef Paschal Donohoe sieht für das Bankensystem in der Euro-Zone keine Gefahr). Die europäischen Geldhäuser seien in einer guten Verfassung, sagte Donohoe nach Gesprächen mit den Euro-Finanzministern. Die Probleme seien durch das spezielle Geschäftsmodell der Silicon Valley Bank entstanden. In Europa sei die Lage eine ganz andere.
KK
14. März 2023 @ 12:18
„Die Probleme seien durch das spezielle Geschäftsmodell der Silicon Valley Bank entstanden.“
Wie sah das aus?
Hat die SVB etwa ihre Schulden auch nicht als Schulden, sondern als „Sondervermögen“ betrachtet?
Stef
14. März 2023 @ 11:34
Ordnungspolitiker stehen auf Kriegsfuß mit ihrer eigenen Ideologie. Sie verstärkt nämlich die aktuellen Krisen statt sie zu lösen oder auch nur zu mildern. EZB und EU müssen aber (zumindest theoretisch) Lösungsbeiträge liefern und lassen dann gerne mal die ordnungspolitische Orthodoxie hintan stehen.
Die Frage ist, was sich durchsetzt. Kommen Lindners Schuldenbremse und die europäische Austeritätspolitik zurück zur vollen Geltung, bekommen wir womöglich eine Kettenreaktion wie seinerzeit ausgelöst durch Brüning, mit den bekannten Auswirkungen.
european
14. März 2023 @ 07:01
Markus Ferber ist von Beruf Elektroingenieur, hat ganze 4 Jahre in diesem Beruf gearbeitet und ist seit 1994 Abgeordneter im Europaparlament. Was weiß der Mann von Finanzen?
„Grundsätzlich sind steigende Zinsen gut für Banken“, so Ferber.
Das sollte er unbedingt näher erklären. Steigende Zinsen bedeuten höhere Ausgaben für Einlagen (also Bankschulden) und Rückgang der Investitionen, also Rückgang der Einnahmen für die Banken. Der Mann hat noch nie eine Bilanz gesehen geschweigedenn gelesen.
ebo
14. März 2023 @ 08:40
Er ist Ordnungspolitiker. Das macht es spannend, denn die Ordnungspolitiker stehen heutzutage auf Kriegsfuß mit der EZB und der EU. War früher nicht so…
european
14. März 2023 @ 13:13
Markus Ferber steht übrigens auch auf der Empfängerliste jenes dubiosen EU Pensionsfonds, der zur Zeit mit ca. 400 Mio in den Miesen ist und im nächsten Jahr entweder platzt oder vom Steuerzahler „gerettet“ werden muss.
Gehört bestimmt nicht zu seiner „Ordnungspolitik“ 😉