EU-Millionen für deutsche Curevac

Erst steigt der deutsche Staat ein, nun kommen Millionen von der EU: Die deutsche Pharmafirma Curevac profitiert kräftig von der Hoffnung auf einen Impfstoff gegen COVID-19. Sogar Baumaßnahmen werden finanziert.

Das Tübinger Biotechnikunternehmen forscht bereits seit Januar an einem Corona-Impfstoff. Der Bund hatte Mitte Juni für 300 Millionen Euro eine Beteiligung von rund 23 Prozent an Curevac erworben – um zu verhindern, dass die USA zuschlagen.

Damit war das Unternehmen gut abgesichert, sollte man meinen. Aber nein, die deutsche Finanzspritze reicht offenbar nicht aus. Jedenfalls kommen nun auch noch Millionen aus EU-Töpfen, wie die EU-Kommission in Brüssel stolz verkündet.

Die Europäische Investitionsbank und CureVac hätten eine Vereinbarung über ein Darlehen in Höhe von 75 Mio. Euro für die Entwicklung und Herstellung von Impfstoffen unterzeichnet. Damit sei auch die Forschung zu COVID-19 abgedeckt.

Damit nicht genug: Curevac bekommt sogar Hilfen für einen Neubau. “Das EIB-Darlehen unterstützt CureVac bei der Fertigstellung seiner neuen Produktionsstätte für Boten-Ribonukleinsäure (mRNA) in Tübingen (Deutschland)”, so die EU-Kommission.

Muß das denn sein? Kann die neue Fabrik nicht mithilfe der deutschen Bundesmittel finanziert werden? Für mich hat das Ganze ein Geschmäckle – vor allem, wenn man weiß, wer die Europäische Investionsbank leitet: Es ist der deutsche FDP-Politiker W. Hoyer.

Man stelle sich vor, der italienische oder griechische Staat stiege bei einer Firma ein, und dann gäbe es auch noch Baugeld aus Brüssel bzw. Luxemburg (dort sitzt die EIB). Da gäbe es sicher lautes Geschrei. Doch in Deutschland gelten wohl andere Regeln.

Sei’s drum, es geht ja um die gute Sache – den Kampf gegen Corona. Das Mindeste wäre aber, nun auch Rechenschaft über die Impfstoff-Entwicklung abzugeben – und wenn es nicht klappt, auch mal Gelder zurückzuzahlen…

Siehe auch “Der Staat hat bei Curevac nichts zu suchen” (Spiegel)