EUropas “Friedensformel”: Die Ukraine muss siegen

Die ukrainische Gegenoffensive läuft nicht gut. Dies hat Präsident Selenskyj heute erstmals eingeräumt: “Manche Menschen glauben, das ist ein Hollywood-Film, und erwarten jetzt Ergebnisse”, sagt er der BBC. Insgesamt laufe der Vormarsch “langsamer als gewünscht”.

Vor allem verläuft er verlustreicher als erwartet. In der Ukraine werden alte Gräber erneut ausgehoben, um Platz für gefallene Soldaten zu machen, berichtet die “New York Times”. Von hunderten Opfern am Tag ist in den einschlägigen (a)sozialen Medien die Rede.

Vor diesem düsteren Hintergrund, über den wir schon am Sonntag berichtet haben, sollte man in Kiew und Brüssel ein Umdenken erwarten, zumindest ein Innehalten. Doch dem ist nicht so. Premierminister Shmyhal behauptet weiter, die Ukraine sei auf der Siegerstraße.

Auch die EU macht in “business as usual”. Der Entwurf der Gipfel-Schlußfolgerungen liest sich ziemlich genau so wie schon im Dezember und im März. Europa stehe weiter wie ein Mann hinter der Ukraine und wolle noch mehr Waffen und Munition liefern.

Waffenstillstand oder Verhandlungen, wie sie zuletzt die Afrikaner ausgelotet haben? Kein Thema. Stattdessen bemüht die EU wieder die umstrittene ukrainische “Friedensformel”.

Die kennt zwar keiner – doch die Staats- und Regierungschefs stört das nicht. Frieden kann es nur nach einem ukrainischen Sieg geben, heißt es in Brüssel.