EU umwirbt und belohnt die Türkei – doch die will nicht mehr
Schlechtes Timing in der EU-Kommission: Sie umwirbt und belohnt die Türkei, doch die sucht sich andere Partner – bei den BRICS.
Die Türkei wird neuerdings wieder stärker von der EU umworben. Doch der will nicht mehr – und hat nun einen offiziellen Antrag zur Aufnahme in das neue alternative Staatenbündnis BRICS gestellt.
Ob er den Glauben in die EU verloren hat – oder die Bevormundung durch die USA und ihre Sanktionen leid war?
Fest steht, dass die Türkei das erste Nato-Land ist, das mit Russland und China gemeinsame Sache machen will – die geben bei den BRICS den Ton an.
Das hindert die EU-Kommission allerdings nicht daran, schnell noch ein paar Geschenke zu verteilen.
So gab die Brüsseler Behörde soeben 39,5 Mill. Euro für das türkisch besetzte Nordzypern frei – angeblich, um die Wiedervereinigung der Insel zu fördern. Dabei strebt Erdogan die endgültige Spaltung an.
Außerdem gab von der Leyen bekannt, dass eine spezielle türkische Erdbeersorte geschützt wird. Für Hüyük Çileği vom See Beyşehir wird eine eigene Herkunftsbezeichnung registriert.
Schöne Sache – doch das Timing ist unglücklich. Oder glaubt man in Brüssel, Erdogan so noch umstimmen zu können?
Dies ist die aktualisierte Fassung eines Beitrags, der zuerst in unserem Newsletter “Watchlist Europa” erschienen ist. Mehr Newsletter und Abonnement per Mail hier
Helmut Höft
4. September 2024 @ 08:32
Man kann es nicht allein hier sondern an allen Stellen nur immer wieder wiederholen: „Die Saat geht auf!“
european
3. September 2024 @ 19:30
Dass die Türkei nicht mehr will, sollte niemanden wundern. Dadurch, dass Russland sich von der EU abwendet, werden aktuell völlig neue Handelswege gebaut, Straßen, Schienen, Häfen. Die türkische Bauindustrie hat dafür Aufträge in Milliardenhöhe für viele Jahre bekommen. Das wurde in einer Folge von The Duran kurz nach den Wahlen in der Türkei berichtet. Das Entsetzen war groß, dass der EU-Freund es nicht geschafft hatte, Erdogan abzulösen. Aber warum sollten sich die türkischen Wähler freiwillig den Sanktionen unterwerfen, ihre Arbeitsplätze riskieren und auf ihre Einkünfte verzichten? Kann man nicht so wirklich erklären.
Michael Lüders berichtet in seinen Podcasts von großen Investitionen jenseits des neuen eisernen Vorhanges, von wirtschaftlichem Aufschwung und sehr viel Arbeit. Es gibt viel zu tun. Die EU befindet sich da eher im Niedergang und auf dem direkten Weg in die internationale Bedeutungslosigkeit als Blinddarm des großen Bruders in Übersee. Wir verschleudern Milliarden, wir setzen weiter auf planlose Sanktionitis gegen unsere Interessen. Aber wir fühlen uns gut dabei. Wir sind doch im Recht, oder? Rules based order, verstehste 😉
exKK
3. September 2024 @ 17:11
BTW, auch den Iren musste Englisch während der langen Besatzung durch das UK erst aufgenötigt werden und dadurch die eigentliche dort übliche Sprachenfamilie Gälisch mehr und mehr verdrängt.
Skyjumper
3. September 2024 @ 16:45
Das ist eine gut mögliche Variante. Eventuell sind die BRIC+ bereits jetzt eine Alternative.
Mein Bauchgefühl behauptet allerdings dass der möchtegern-wieder-Sultan Erdogan erst noch einmal ausprobieren wird welche Geschenke ihm der Westen zu Füssen legt wenn er es sich noch einmal überlegt und “bei den Guten” bleibt.
Es gibt einige Argumente dagegen, und auch einige Argumente dafür dass es Erdogan nun doch reicht. U.a. auch, dass er ja auch nicht jünger wird und mit so einer Entscheidung Nägel mit Köppen machen würde die auch nach seinen Abtritt nicht so einfach revidierbar sind.
Auch militärisch hat die Türkei in den letzten Jahren einiges an Knowhow im Westen abgegriffen und ist heute beileibe nicht mehr so stark auf Waffenlieferungen aus dem Westen angewiesen.
Andererseits gefällt sich die Türkei/Erdogan auch als Bindeglied zwischen Morgenland und Abendland. Dafür müßte sie aber in der NATO bleiben.
exKK
3. September 2024 @ 18:21
“…welche Geschenke ihm der Westen zu Füssen legt wenn er es sich noch einmal überlegt und “bei den Guten” bleibt.”
Steht denn irgendwo geschrieben dass die TR sich entscheiden müsste? BRICS sind ja kein Militärbündnis wie die NAhTOd, sonder eher ein Wirtschaftsbündnis wie die EU, die die TR ja auf der Fussmatte regelrecht hat verhungern lassen.
Die Türkei liegt ja immerhin auch geografisch auch auf zwei Kontinenten…
Skyjumper
3. September 2024 @ 22:23
Sie haben Recht. Dieser Zwang ist eine Unterstellung von mir. Ich kann mir allerdings nicht vorstellen dass die NATO ein (eh bereits quengeliges) Vollmitglied der BRICS+ weiterhin in den eigenen Reihen haben möchte. Aber wer weiß, die Zeiten sind komisch geworden.
Michael
3. September 2024 @ 15:10
“Timing”? Welches und wessen “timing”? Für die EU ist “ timing” ein Fremdwort. Die Beziehungen Türkei-EU haben sich seit 1959 hingezogen, also seit 65 Jahren, über verschiede Assoziierungsabkommen und Anträge. 1999 wurde eine Beitrittsberechtigung ausgesprochen aber die EU wollte partout keine volle Mitgliedschaft. Heute sind die BRICS+ eine Zukunftsaussicht in eine multipolaren Weltordnung, die EU ist Vergangenheit als untertäniger Vasall der untergehenden USA als Hegemon!
exKK
3. September 2024 @ 17:08
“Timing” IST tatsächlich in der EU (ausser in Irland) ein Fremdwort… aus dem Sprachschatz des Herrn und Meisters jenseits des Atlantik, dem blind zu folgen ist 😉