Es wird einsam um Merkel

Alle reden von den Chaostagen bei der SPD. Zu Recht – denn selbst nach dem Abgang von Parteichef Schulz kommen die Genossen nicht zur Ruhe. Doch auch Kanzlerin Merkel muss sich Sorgen machen.

Um die CDU-Chefin ist es nämlich verdammt einsam geworden. Nach FDP-Chef Lindner und CSU-Mann Seehofer kann Merkel nun auch nicht mehr auf Wendehals Schulz und seine Genossen vertrauen.

Damit steht der Kanzlerin kein verläßlicher Partner mehr zur Verfügung, der ihre Mehrheit sichern und ihre “sozialdemokratische” Politik verkaufen könnte. Die SPD kann ja nicht einmal mehr sich selbst verkaufen!

Zugleich fehlt es Merkel innerparteilich an Rückhalt. In den letzten Jahren hat ihr Finanzminister Schäuble den Rücken freigehalten. Mit ihm konnten sich sowohl die Konservativen in der CDU als auch die Wirtschaftsliberalen identifizieren.

Nun ist Schäuble weg – und das Finanzministerium auch. Damit werden gleich zwei wichtige Flanken frei. In der CDU fehlt nun eine konservative Identifikationsfigur, und in der neuen GroKo fehlt (mit dem BMF) ein wichtiger Machtfaktor für die Union.

Das tut nicht nur weh, wie Merkel sagt. Das könnte ihr sogar zum Verhängnis werden – zum Beispiel, wenn es zu einer neuen Finanz- oder Eurokrise kommt und das BMF eigene Wege geht.

Nimmt man noch hinzu, dass nun auch die Junge Union aus dem Tiefschlaf erwacht und (allerdings nicht sehr nachdrückliche) Forderungen stellt, so wird deutlich, wie radikal sich die Lage für Merkel verändert hat.

Plötzlich steht sie persönlich unter Druck, plötzlich muss sie schnell liefern – und das nicht nur zuhause in Berlin, sondern auch bei der EU in Brüssel. Ich habe meine Zweifel, dass ihr das noch gelingen kann.

“Die SPD implodiert”, sagt der niederländische Politologe R. Cuperus. Wenn das stimmt, dann wird früher oder später auch die GroKo implodieren – und damit das System, mit dem Merkel jahrelang regierte…

Siehe auch “Fehlstart in die ehemalige GroKo”