Erdogan will Zypern besetzt halten – für immer
Es wurde ja viel über die Genfer Gespräche zur Wiedervereinigung Zyperns berichtet. Sogar Kommissionschef Juncker hat daran teilgenommen. Wenig berichtet wird, woran sie gescheitert sind.
Es lag vor allem an Sultan Erdogan. Der gibt sich nicht nur in Gebietsfragen unnachgiebig, sondern er will die seit 1974 geteilte Insel auch weiter besetzt halten. Und zwar “für immer”, wie die FT meldet.
Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. Ein Nato-Land (Türkei) besetzt ein EU-Land und unterstützt eine Regierung, die völkerrechtlich von niemandem anerkannt wird (Nordzypern).
Doch statt die Besatzung zu beenden, soll die Vereinigung sie perpetuieren. Und zwar mit 30.000 türkischen Soldaten! Das ist, als wären die Russen nach der deutschen Wiedervereinigung in Ostdeutschland geblieben.
Wie man mit so einem Mann überhaupt noch verhandeln kann, ist mir schleierhaft. Wozu wollen Juncker & Co. “die Gesprächskanäle offen” halten, wenn Erdogan jedes Gespräch seines Sinns entleert?
Klar, Erdogan könnte sich noch (ein wenig) bewegen. Aber Besatzer will er bleiben, “für immer”. Zudem möchte er über Zypern ein Mit- und Mitsprache- und Vetorecht auf die EU-Außenpolitik bekommen.
Und das in einem Moment, in dem er in seinem Land eine offene, islamistische Diktatur errichtet. Wie bescheuert muss man eigentlich sein, um dieses böse und gefährliche Spiel mitzuspielen?
Siehe auch “Warum die Türkei zur Gefahr wird”
Stavros Siritoudis
15. Januar 2017 @ 13:21
Mit Erdogan wird es kriegerische Konflikte geben…nicht nur in Syrien, sondern auch in der Ägäis und auf dem europäischen Festland..Aber das will die EU nicht wahrhaben, aber es wird so kommen. Denn der Hass wird wachsen wenn die Türkei weiterhin Gebietsnasprüche an Griechenland stellt, und Hass war noch nie gut in so einer Situation.
Sein Traum von der Yeni Türkiye ist leider zu eindeutig um ignoriert zu werden, auch sind die Bodenschätze zu verlockend.
Reinard
15. Januar 2017 @ 11:16
Hat sich schon mal jemand Gedanken darüber gemacht, warum Egoman dauernd die EU vorführt und nicht umgekehrt? An einer drohenden Russland-Connection alleine kann’s ja wohl nicht liegen.
S.B.
15. Januar 2017 @ 13:26
@Reinhard: Sie haben sich doch sicher schon Gedanken gemacht. Lassen Sie und daran teilhaben…
Ich antworte insofern mit einer Frage: Könnte es sein, dass es so gewollt ist?
bluecrystal7
15. Januar 2017 @ 06:15
Erdogan gießt ständig neues Öl ins Feuer… Siehe dazu auch die andauernden Gebietsansprüche bezüglich der griechischen Inseln: http://greece.greekreporter.com/2017/01/13/turkey-issues-warning-against-greek-governments-plans-to-inhabit-aegean-islands/
astras
14. Januar 2017 @ 22:47
Gewiss wird Erdogans Herrschaft nicht ewig währen, dennoch hat er bereits gewaltigen Schaden in seinem Land angerichtet und unterscheidet sich daher durchaus von Vorgängerregierungen. Die de-facto Gleichschaltung von Justiz, Exekutive, Militär und Presse. Die Kriegserklärung an die Kurden und Kriegsführung gegen Kurdenstädte sogar in der Türkei. Jetzt der Versuch sich per Verfassung zum Alleinherrscher aufzuschwingen. Carl Schmidt bemerkte richtig, die Macht hat, wer den Ausnahmezustand verhängen kann. Und nach nicht weniger trachtet Erdogan mit seiner neuen Verfassung.
Ob die Türkei das überlebt? Ich fürchte vielen Politikern ist gar nicht klar, wie gravierend sich Erdogans Treiben auswirken könnte.
Peter Nemschak
15. Januar 2017 @ 10:02
Die Türkei hat in den letzten 50 Jahren Militärregierungen und mehrere Währungskrisen mitgemacht. Eine stabile liberale Demokratie war sie nie. Derzeit ist sie Teil eines global wirksamen Rechtsrucks. Von Weltuntergang sind wir noch weit entfernt. Warum die wachsenden Ungleichgewichte auf der Welt zu einem Rechts- und nicht Linksruck geführt haben, ist bisher noch nicht wirklich geklärt worden.
Toussaint L’Ouvertur (@Jubachstrand)
14. Januar 2017 @ 15:58
Es ist nicht ganz das, was Erdogan gesagt hat: https://twitter.com/FionaMullenCY/status/820213120052396032
ebo
14. Januar 2017 @ 16:22
Naja, “FT” und “Le Monde” stellen es anders dar. Es wäre nicht das erste Mal, dass Erdogan mit doppelter Zunge spricht. Er hat ja sogar schon gefordert, griechische Inseln “heim ins Reich” zu holen…
Peter Nemschak
14. Januar 2017 @ 15:19
Erdogan wird es nicht ewig geben. Betrachten Sie die Sache ruhig und gelassen aus der Distanz. In Summe ist die Türkei in der Flüchtlingsfrage nach wie vor ein nützlicher, um nicht zu sagen unverzichtbarer Partner der EU. Die Türkei hat, verglichen mit der EU, ein Vielfaches des Flüchtlingstroms aus Syrien absorbiert. Für Europa hat die Abwehr der aus dem Süden kommenden Migrationsströme derzeit Vorrang. Griechenland war, das ist Faktum, nicht imstande die Außengrenze der EU zu sichern. Zypern ist vergleichsweise von geringerer Priorität.
ebo
14. Januar 2017 @ 15:27
@Nremschak Sicher, Erdogan ist nicht ewig. Aber wenn er jetzt eine Ewigkeitsgarantie für die türkische Besatzung aushandelt, dann haben EU und Nato eindeutig verloren. Übrigens soll die EU nach der Wiedervereinigung nichts zu melden haben auf Zypern. Juncker ist deswegen sogar mit dem türk. Außenminister aneinandergeraten…
Peter Nemschak
14. Januar 2017 @ 15:44
Was ist eine Ewigkeitsgarantie wert? In der Politik ist nichts ewig. Das Tausendjährige Reich hat ganze 12 Jahre gehalten, die Sowjetunion nicht einmal 75 Jahre. Monarchen schaffen es länger, wenn sie nicht vorher sterben. Schauen wir einmal, wie lange Trump es machen wird.
ebo
14. Januar 2017 @ 15:54
Wenn Sie mir nicht glauben, dann lesen Sie das (deckt sich weitgehend mit der “FT”): http://abonnes.lemonde.fr/europe/article/2017/01/14/la-reunification-de-chypre-compromise_5062721_3214.html?xtmc=chypre&xtcr=1
bluecrystal7
15. Januar 2017 @ 06:13
“Griechenland war, das ist Faktum, nicht imstande die Außengrenze der EU zu sichern.” – Ach ja. Diesen Satz habe ich schon gefühlte hundertmal hören müssen. Wie soll das Griechenland bitteschön alleine schaffen?
Reinard
15. Januar 2017 @ 11:12
Unser Peter Nemschak hat heute mal wieder seine hyperzynischen Sonntagshosen an.