Erdogan mischt sich ein (nicht Putin)

Seit Wochen warnen Politik und Medien vor einer Einmischung Russlands in die Bundestagswahl. Doch sie haben sich geirrt: Nicht Präsident Putin, sondern Sultan Erdogan übt Druck aus. Und nun?

Nun steht der „gute Teil des Westens“, als den sich die EU seit der Trump-Wahl sieht, ziemlich dumm da. Die Appeasement-Politik, die man gegenüber der Türkei pflegt, war ein totaler Misserfolg.

Sie hat Erdogan nicht besänftigt, sondern – wie in diesem Blog vorhergesehen – zu neuen Provokationen ermutigt. Direkter als Kanzlerin Merkels „Schlüsselpartner“ hat sich noch nie jemand in eine Wahl eingemischt.

Doch einen Kurswechsel wagen Berlin und Brüssel auch jetzt nicht. Denn Merkel hat die Linie vorgegeben, bis zu ihrer Wiederwahl und der Regierungsbildung – also bis November – still zu halten.

Deshalb muss nun Außenminister Gabriel als Watschenmann dienen. Und Kommissionschef Juncker, der eigentlich über die Werte der EU wachen sollte, darf für den Werte-Verächter Erdogan „die Tür offen“ halten.

Auf die EU darf man ungestraft einprügeln

Damit diskreditiert sich die EU selbst. Der türkische Sultan führt sie als einen prinzipienlosen Verein vor, auf den man ungestraft einprügeln darf – und dessen langer Arm sogar bis ins EU-Land Spanien reicht.

Man stelle sich vor, Putin hätte so etwas gewagt. Nicht auszudenken… Die EU-Sanktionen würden stante pede verschärft, Politik und Medien würden den Kalten Krieg gegen Russland zur Eiszeit ausweiten.

Doch dummerweise hat sich nicht Putin eingemischt, sondern Erdogan. Nun sind die Meinungsmacher, die sich so schön auf Russland eingeschossen hatten, um eine Antwort verlegen…