Energiepreisdeckel und Übergewinnsteuer: Was von der Leyen wirklich vorhat

Die Bundesregierung will eine Strompreisbremse durch die Abschöpfung von Gewinnen bei Energiefirmen finanzieren. Sie beruft sich dabei auf EU-Kommissionschefin von der Leyendie Berlin weit entgegenkommt.

Die CDU-Politikerin hatte am Donnerstag bei “Maybritt Illner” überraschend Vorschläge zur Lösung der Energiekrise aus dem Hut gezaubert.

Von der Leyen sprach sich dafür aus, „die überbordenden Gewinne“ von Stromerzeugern teilweise abzuschöpfen, „um gezielt kleine Einkommen und vulnerable Unternehmen zu unterstützen“.

Allerdings soll es sich nur um eine vorübergehende Abgabe handeln, nicht um eine Steuer. Von der Leyen kommt mit diesem Vorschlag den deutschen Gegnern einer Übergewinnsteuer entgegen, etwa in der FDP.

Auch eine Änderung am Marktdesign ist plötzlich möglich. In einem Diskussionspapier spricht die EU-Kommission von einem „Preisdeckel“ für all jene Stromerzeuger, die niedrigere Betriebskosten haben als Gaskraftwerke.

Er würde den Großhandelspreis anders als ein „echter“ Preisdeckel nicht senken, aber den Verbrauchern von Strom aus Sonne und Wind zugute kommen.

Einen generellen Preisdeckel für Gas, wie ihn einige EU-Länder bereits praktizieren, soll es nach dem Willen der Brüsseler Behörde nicht geben. Auch eine umfassende Übergewinnsteuer will von der Leyen nicht.

So sollen die “überbordenden Gewinne” nur bei Stromerzeugern abgeschöpft werden, die nicht mit Gas arbeiten – also bei Atomkraft, Sonne, Wind und Wasser. Die Mineralölbranche bleibt verschont.

Zudem soll die Abschöpfung nur zeitweise und regional begrenzt laufen. Eine EU-weite Übergewinnsteuer ist ausdrücklich nicht geplant!

Dies ist wohl auch der Grund, warum sich FDP-Chef Lindner nun auf die EU-Kommission beruft. Von der Leyen hat ihren Vorschlag “optimal” auf die Wünsche der Bundesregierung angepasst – wie so oft.

Die große Frage ist nun, ob sich Länder wie Spanien oder Italien, die die Übergewinnsteuer schon haben und einen “echten” Preisdeckel fordern, mit den Ideen aus Brüssel und Berlin zufrieden geben…

Siehe auch “Von der Leyen folgt deutschen Wünschen” sowie meinen Artikel in der taz