„Eliteclub mit müder Merkel“

Wie geht es nach dem missglückten EU-Gipfel weiter? Den deutschen Medien ist das kaum ein Wort wert. Sie halten sich an Kanzlerin Merkels Darstellung, dass alles in bester Ordnung sei. Anders die europäische Presse.

So spießt der belgische „Soir“ den Streit über das Europa der „verschiedenen Geschwindigkeiten“ auf, das neben Merkel auch Frankreichs Hollande führt (siehe „Von Ventotene nach Versailles“).

Sie lasse sich von einem Präsidenten, des Popularität bei 4 Prozent liegt und der bald abgewählt wird, gar nichts sagen, zitiert das Blatt die polnische Regierungschefin Szydlo.

Auch Merkel kriegt ihr Fett weg – in der regierungsnahen Budapester Tageszeitung „Magyar Idök“. Zitat:

„Europa durchlebt derzeit nicht gerade eine Ära des Ruhmes. In kaum zwei Jahren sind Millionen Fremde auf den alten Kontinent geströmt, wir erlitten blutige Terroranschläge und wir wurden zu Zeugen, wie sich zum ersten Mal ein Mitgliedsstaat für die Aufgabe der EU-Mitgliedschaft entschied. Unter diesen Umständen sollen wir uns nun entscheiden, ob wir uns dem eigensinnigen deutsch-französischen Tandem anschließen oder ob wir die Notbremse betätigen und Kern-Europa an uns vorbeizieht. Freilich, wir können uns nicht einmal sicher sein, dass das unsere Entscheidung sein wird. Man werde sich die Klubmitgliedschaft erst verdienen müssen, tönt es aus der europäischen Presse. (…) Das Problem ist nur, dass heutzutage nicht Konrad Adenauer oder François Mitterrand im Namen des Eliteklubs sprechen, sondern eine müde gewordene (deutsche Bundeskanzlerin) Angela Merkel und ein unglaublich unbeliebter (französischer Präsident) François Hollande.“

Ob die „müde Merkel“ sich noch einmal einen Ruck gibt – und die EU aus der Krise führt? Selbst in Deutschland wachsen die Zweifel – selbst wenn sich das nicht den Medien widerspiegelt…