Eklat im Weißen Haus : Macron und Starmer trifft eine Mitschuld
Der Eklat im Weißen Haus wird einen Mini-Gipfel der Ukraine-Unterstützer am Sonntag in London beschäftigen. Gastgeber Starmer und Frankreichs Macron trifft eine Mitschuld an der Eskalation.
Macron hatte bei seinem Besuch in Washington den Eindruck erweckt, als sei US-Präsident Trump gar nicht so schwierig, wie viele glauben. Ein wenig Kumpanei und viel Charme – und schon lässt er mit sich reden.
Starmer versuchte, den hinlänglich bekannten britischen Schaukelkurs zwischen den USA, der EU und der Ukraine fortzusetzen. Wie Macron bestand er auf US-Sicherheitsgarantien, die Trump aber nicht geben will.
Am Ende soll es Macron gewesen sein, der Selenskyj zum Besuch im Weißen Haus ermunterte – und die falsche Hoffnung weckte, Trump sei auf einem pro-ukrainischen Kompromisskurs.
Stattdessen redete der US-Präsident Klartext. Er sprach aus, was Macron und Starmer verschweigen: Dass die Ukraine ohne die USA keine guten Karten hat – und dass man für Kiew keinen 3. Weltkrieg riskieren werde.
Hier liegt das tiefere Versagen von Macron, Starmer & Co.: Sie haben diese bitteren strategischen Wahrheiten nie ausgesprochen und Selenskyj in dem Irrglauben bestärkt, er könne mit europäischer Hilfe alles haben.
Nun wollen sie zwar einen eigenen Friedensplan ausarbeiten, den sie dann Trump vorlegen möchten. Doch nach ersten Angaben geht er über europäische “Friedenstruppen” kaum hinaus.
Zudem kann dieser Plan nicht darüber hinwegtäuschen, dass die EU bisher alles getan hat, um eine diplomatische Lösung des Konflikts zu hintertreiben. Damit müssen wir leider auch weiterhin rechnen…
Siehe auch Trump greift Selenskyj an, Kallas kontert
P. S. Starmer will die Ukraine offenbar drängen, gemeinsam mit Trump eine Lösung zu finden. Derweil ist in Brüssel von einem EU-USA-Gipfel die Rede. Nicht nur die Briten, sondern auch Polen und Balten wollen unbedingt am Rockzipfel der USA bleiben. So viel zum Thema europäische Souveränität. Seit dem Brexit hat sich nichts geändert…
Art Vanderley
4. März 2025 @ 23:04
Trump hat recht wenn er westliche (Friedens-)Truppen in der Ukraine nicht unterstützen will bei einem Angriff- der Vorschlag wirkt ohnehin wie geradezu scharf auf einen großen Krieg. Eine Lösung kann wohl nur ohne stationierte Truppen stattfinden.
Helmut Höft
3. März 2025 @ 10:21
“… einen eigenen Friedensplan ausarbeiten, den sie dann Trump vorlegen möchten.” Na Gottseidank, die €U will wengstens mit Trump Frieden schließen?!?? OMG
“Hier liegt das tiefere Versagen von Macron, Starmer & Co.: Sie haben diese bitteren strategischen Wahrheiten nie ausgesprochen und Selenskyj in dem Irrglauben bestärkt, er könne mit europäischer Hilfe alles haben.”
Wieso Versagen? Biden hat sich am Gemächt gekratzt, die €U diee Hacken zusammen geschlagen und , Hände an der Hosennaht, ihr “Bestes” im vorauseilenden Gehorsam gegeben! Bei der Gelegenheit werfen wir doch mal einen Blick auf die “Five Essential Questions of Democracy” https://www.hhoeft.de/mythos/index.php/2025/02/22/morgen-gehts-zur-wahl-merz-im-februar/
Arthur Dent
3. März 2025 @ 10:18
Beim Mini-Gipfel versichern sich die Teilnehmer gegenseitig einander ihre eigene Wichtigkeit. Laut USA sind sie alle ziemlich bedeutungslos.
Übrigens war ein Sieg der Ukraine über Russland auch bei der Biden/Harris-Administration nicht vorgesehen. Ein direkter Konflikt der USA mit Russland sollte unbedingt vermieden werden.
ebo
3. März 2025 @ 10:45
So ist es. Übrigens hat Trump schon beim Besuch von Starmer in Washington klar gemacht, dass das UK keine Hilfe aus den USA erwarten darf.
When asked whether America would support British troops that may be sent to Ukraine, President Trump seemed hesitant. At first, Mr Trump lauded the UK troops and said the British could “take care of themselves very well”, followed by a promise saying “I’ll always be with the British, I’ll always be with them” if help was needed.
But then, the interaction took a strange turn. Mr Trump asked the UK Prime Minister if the UK could “take on Russia by yourselves,” before laughing awkwardly, leaving the situation uncomfortable.
Michael
2. März 2025 @ 17:51
„ Doch nach ersten Angaben geht er über europäische “Friedenstruppen” kaum hinaus.“
Das vernehme ich auch und hier liegt der Hund begraben: Man glaubt sog. Friedenstruppen von NATO Mitgliedsstaaten rekrutieren zu können (100000?), diese Russland als quasi trojanisches Pferd unterschieben zu können, und damit die NATO Präsenz in der Ukraine offiziell etablieren zu können! Man will vom de facto Proxy zum de jure Gegner avancieren! Das werden weder Russland, noch die BRICS+, noch die USA (?) tolerieren geschweige denn akzeptieren! Und die für ein Mandat unabdingbare UN Sicherheitsratresolution wird mit Sicherheit und voll berechtigt an dem einen oder anderen Veto scheitern!
Guido B.
2. März 2025 @ 16:15
Um die Ukraine- und Rüstungspolitik EUropas zu verstehen, muss man sich Russland einfach als Reich des Bösen und Putin als Fürst der Finsternis vorstellen. Diese Vorstellung ist heute offenbar Mainstream und rechtfertigt am Ende sogar einen direkten Krieg mit Russland.
Ich habe ChatGPT gefragt, ob es zutrifft, dass Russland das Reich des Bösen und Putin der Fürst der Finsternis sei. Die KI antwortet:
“Ob man Russland als “Reich des Bösen” oder Putin als “Fürst der Finsternis” bezeichnet, hängt stark von der Perspektive ab. Solche Begriffe stammen eher aus der Propaganda oder moralisch aufgeladenen Debatten, während eine sachliche Analyse eher auf geopolitische Interessen, historische Hintergründe und reale Machtstrukturen eingeht.”
Da hat ChatGPT einen Punkt. Eine sachliche Analyse, die auf geopolitische Interessen, historische Hintergründe und reale Machtstrukturen eingeht, ist in der öffentlichen Wahrnehmung so gut wie inexistent. Die Entscheidungsträger und Meinungsführer bewegen sich nur noch in der Blase der Propaganda und der moralisch aufgeladenen Debatten.
Das ist aber nicht der Fehler Russlands und Putins. Das ist allein der Fehler der europäischen Entscheidungsträger und Meinungsführer. Sie haben das analytische Denken verlernt. Sie glauben wieder an das geozentrische Weltbild, die Vier-Säfte-Lehre, Hexenwahn, Alchemie als Wissenschaft, Rassentheorien, die Unfehlbarkeit der Bibel, Lamarckismus, Kommunismus, Sozialdarwinismus, Ökonomie als exakte Wissenschaft und last but not least an einen gerechten Frieden.
Michael
2. März 2025 @ 18:25
Und welche „sachliche Analyse“ gibt AI ?
Reykjavik
2. März 2025 @ 14:00
Mit zwei schrecklichen Weltkriegen auf dem Buckel war Europa jahrzehntelang der Meinung, dass der Frieden das wichtigste Gut is, der Garant für Leben, Wohlstand, wirtschaftliche Prosperität. Seit dem Ukraine-Krieg scheint nur noch der sog. „gerechte Frieden“ erstrebenswert zu sein.
Es wäre schön, wenn man mir mal ein Beispiel für einen gerechten Frieden, egal wo auf dieser Welt, benennen könnte. So deprimierend es auch ist, sehe ich in der Menschheitsgeschichte nirgends einen
wirklich gerechten Frieden, einen, der für alle schrecklichen, erbrachten Opfer entschädigt und der alle toten und verkrüppelten Väter, Ehemänner und Söhne wieder lebendig und gesund macht.
Schicken wir also noch mehr Ukrainer mit unserem Geld und unseren Waffen in den Tod, nur um etwas zu erreichen, das nur auf einer abstrakten Ebene existiert?
Nicht nur Starmer und Macron sind schuldig, wir alle machen uns gerade unentschuldbar schuldig.
Skyjumper
2. März 2025 @ 14:24
„Nicht nur Starmer und Macron sind schuldig, wir alle machen uns gerade unentschuldbar schuldig.“
+ Nicht meine EU
+ Nicht meine Ukraine
+ Nicht mein Präsident
+ Nicht mein Kanzler (weder der alte noch der voraussichtlich neue)
Nein! Ich lasse mir nicht schon wieder eine Schuld einreden, für etwas was gegen meinen Willen geschieht. Unsere Politiker dürfen aber sehr gerne Nürnberg 2.0 erleben, von mir aus auch gerne mit den gleichen Strafen wenn sie für schuldig befunden werden sollten. Das wäre mal persönliche Verantwortung für persönliches Handeln.
KK
2. März 2025 @ 13:40
„Sie haben diese bitteren strategischen Wahrheiten nie ausgesprochen und Selenskyj in dem Irrglauben bestärkt, er könne mit europäischer Hilfe alles haben.“
Diesem Irrglauben unterliegen sie ja selbst, wenn sie immer noch von einem Sieg der Ukraine faseln und sonst nur einen sogenannten „gerechten Frieden“ akzeptieren wollen.
Einen halbwegs „gerechten Frieden“ in Gestalt eines Interessenausgleichs hätten sie im März 22 noch haben können, das wollten sie aber damals alle nicht – ob London, Washington oder Paris. Jetzt sitzt die Ukraine mit ihren Sugardaddies aus EUropa am kürzeren Hebel.
Stef
2. März 2025 @ 13:25
Selbst wenn man die falsche Analyse teilt, Russland sei alleine an dem Konflikt schuld, wird aus der EU-Positionierung kein Schuh. Eine Auseinandersetzung mit einer Atommacht kann man nicht gewinnen. Das bestmögliche Ergebnis bleibt eine Einigung, die die subjektiven Sicherheitsinteressen der Atommacht berücksichtigt.
Man muss deshalb zusätzlich unbedingt noch unterstellen, dass die Ukraine nur der erste Annektionswunsch ist und der russische Hunger über die Ukraine hinausragt. Nur damit kann man massive Rüstungsausgaben erzwingen. Diese werden aber nur mittelfristig und auch nur im theoretischen Idealfall effizienter strategischer Aufrüstung helfen Russland etwas entgegenzusetzen. Und selbst dann bleibt Russland eine Atommacht, die wir nicht in die Knie zwingen können.
Die bevorstehende Explosion europäischer Rüstungsausgaben hat also rein garnichts mit Russland zu tun. Aber alles mit ökonomischer Verzweiflung. Unsere Politik meint, dass ein Rüstungsboom die europäische Industrie und Wirtschaft retten könnte. Tatsächlich wird sie ein kurzatmiges Subventionsprogramm für den MIK erhalten.
Diese Verzweiflungstat hat keine Aussicht auf den gewünschten Erfolg. Die Energieversorgung bleibt prekär, worunter die Industrie leidet. Und zu nachhaltigen Finanzierungen, die man für ein größeres Militär dauerhaft aufbringen muss,sind die EU und ihre Staaten unter Rezession, Schuldenbremse und Fiskalpakt außerstande. Mehr als ein Strohfeuer kann es also nicht geben.
Die EU leidet daran, keine Strategie zu haben und sich alleine durch taktisches Lavieren über Wasser zu halten. Für eine neue Strategie ist aber weit und breit kein politischer Player zu sehen.
KK
2. März 2025 @ 13:43
Apropos MIK:
Ich möchte gern mal in die Depots all unserer kriegstrommelnden Politiker schauen, was dort für Aktien drin schlummern…
Guido B.
2. März 2025 @ 13:17
„Nun wollen sie zwar einen eigenen Friedensplan ausarbeiten, den sie dann Trump vorlegen möchten.“
Friedensplan? Die Rede ist von einer Waffenruhe, die nur bezweckt, die Ukraine wieder fit für die Rückeroberung der besetzten Gebiete zu machen (man erinnere sich an die Minsk-Vereinbarungen). Netter Versuch, aber man kann es nicht oft genug wiederholen: Weder das Team Trump noch das Team Putin ist so doof, dass es auf diesen plumpen Trick hereinfällt.
Der einzige Weg zu Frieden führt über ernsthafte Verhandlungen mit Russland über dessen Vorstellungen von einer neuen europäischen Sicherheitsarchiktektur. Wer das nach 2008 immer noch nicht kapiert hat, wird noch lange Krieg führen müssen.
Michael
2. März 2025 @ 12:07
Starmer und Macron? Wurden die nicht soeben im U.N. Security Council überstimmt?
Auch wenn ich ein anti- Trumpist bin: Trump hat erreicht dass man nicht mehr über Stärke, Sieg, Waffensysteme, etc. redet, sondern über Frieden und Diplomatie! Endlich! Wer hätte das gedacht!?