Ein Zeichen gegen Trump – really?
Und sie bewegt sich doch: Beim ASEM-Gipfel mit den asiatischen Partnerstaaten hat sich die EU zum multilateralen Handelssystem bekannt und das Iran-Abkommen verteidigt. Ein starkes Zeichen gegen Trump – oder?
“Der Gipfel zeigt, dass sich hier Länder versammeln aus Europa und Asien, die alle einen regelbasierten Welthandel wollen, sich zum Multilateralismus bekennen”, sagte Kanzlerin Merkel. “Wir können ein Zeichen setzen, dass es in der Welt darum geht, Win-win-Situationen zu schaffen”
Mit Win-Win sind selbstverständlich neue Handelsabkommen und lukrative Lieferverträge gemeint – vor allem für die deutsche Industrie.
Asien sei die Region mit dem größten Wirtschaftswachstum weltweit, China werde bald die größte Volkswirtschaft sein, freute sich Österreichs Bundeskanzler Kurz, der auf dem Gipfel die Regie führte. Wie gut, dass die EUropäer hier mitmischen.
Doch wer nun meint, das Ganze sei gegen US-Präsident Trump und seinen Protektionismus und Nationalismus gerichtet, sollte genauer hinschauen. Zum einen sind auch viele ASEM-Staaten protektionistisch – man denke nur an China.
Zum anderen lässt sich die EU von Trump mehr und mehr in dessen antichinesische Politik einspannen. So haben die EUropäer den Gipfel genutzt, um sich selbst stärker gegen das Reich der Mitte in Stellung zu bringen.
Dazu dient vor allem die neue”Konnektivitätsstrategie”, die als Gegenstück zu Chinas Großvorhaben “Neue Seidenstraße” konzipiert wurde, wie “German Foreign Policy” berichtet. Die EU plane ihre eigene “Seidenstraße”, unter deutscher Regie.
Auch der Schulterschluss mit Asien in der Iranpolitik ist mit Vorsicht zu genießen. Denn gleichzeitig meldet der Deutsche Bankenverband, dass sich immer mehr deutsche Firmen aus Iran zurückziehen…
Hier geht’s zur offiziellen Pressemittteilung, mehr zu Trump hier
Baer
20. Oktober 2018 @ 08:24
@Nemschak,zählen Sie Russland zu Europa oder nicht?
Ohne Russland einzubeziehen wird es wohl nichts werden, und Handel in Kriegszeiten ist wohl eher schwierig.
Außerdem gibt es im Handel ganz selten eine win-win Situation,sondern einen Gewinner und einen Verlierer,wie man in der EU jeden Tag feststellen kann,wenn man es möchte.
Peter Nemschak
20. Oktober 2018 @ 12:29
Ich zähle Russland, dessen geografisch größerer Teil in Asien liegt, zu den Großmächten aber nicht zur EU. Russland ist ein geopolitischer Konkurrent der EU so wie China und die USA. Außerdem ist das autoritäre Herrschaftssystem Russlands, verglichen mit unserer liberalen pluralistischen Demokratie, unattraktiv.
Peter Nemschak
20. Oktober 2018 @ 12:35
Wenn sich die genannten 4 Wirtschaftsmächte einig sind, wird sich Russland deren Regime nicht entziehen können. Abgesehen von den Rohstoffen ist die russische Wirtschaft im Welthandel unbedeutend.
Peter Nemschak
19. Oktober 2018 @ 16:42
Ein neues Handelsregime mit kritischer Größe wäre sinnvoll: USA, EU, China und Japan. Vielleicht wird es im Hintergrund ohnedies bereits verhandelt. Anti-Trump ist keine sinnvolle Strategie, auch wenn Zölle mit Gegenzöllen beantwortet werden müssen.